Kuba von Jakob Strobel y Serra

KubaDas Reiselesebuch, für das Jakob Strobel y Serra eigene und Beiträge anderer Autoren zusammengestellt hat, beginnt mit einem Auszug aus dem Bordbuch von Christoph Kolumbus, das dieser während seiner Entdeckung von Kuba im Herbst des Jahres 1492 geführt hat. In seiner Annahme, die Insel könnte nicht von schweren Stürmen heimgesucht werden, sollte er sich allerdings täuschen. Daran schließen sich Eindrücke von Alexander von Humboldt aus dem Jahr 1801 über heimische Pflanzen, die Bevölkerung und der Sklaverei an. Es folgt eine Erzählung des kubanischen Schriftstellers Guillermo Cabrera Infante über die Faszination eines Fotografen von einer Bolero-Sängerin sowie einer Rumbatänzerin und eine weitere von Aida García Alonso über eine junge Mexikanerin, die als Köchin einige Monate während der Herrschaft von Charles Edward Magoon auf Kuba arbeitete.

Der Kubaner Alejo Carpentier schreibt in einem Auszug seines Romans von einem Mann, der an den Ort seiner Kindheit in Havanna zurückkehrt. Interessant sind die Ausführungen von dem aus Havanna stammenden Manuel Pereira, die einem Merianheft über Kuba entnommen sind. Darin schreibt er von den andalusischen und arabischen Einschlägen und der sich immer mehr ausdehnenden Stadt, in der bereits seine Großmutter gelebt hat. Ein amüsantes Kapitel stammt aus einem Roman der Kubanerin Zoé Valdés, in dem sich ein Mädchen immer wieder etwas Neues ausdenkt, um ein paar Pesos zu verdienen und das anschließend durch den historischen Stadtkern von Havanna streift.

Zwei Beiträge von Jakob Strobel y Serra sind der Frankfurter Allgemeinen Zeitung entnommen, für die er als Redakteur tätig ist. Darin äußert sich der Herausgeber des Buches selbst und teilt dem Leser interessante Details mit. Er schreibt vom geschichtsträchtigen Parque Céspedes im Herzen von Santiago de Cuba, der einstigen Hauptstadt, von dem in früheren Zeiten blühenden Sklavenhandel, von Plätzen, auf die sich kaum ein Tourist verirrt und der Moncada-Kaserne, wo die kubanische Revolution ihren Anfang nahm. Kritisch äußert er sich zum wachsenden Tourismus, der Lebens- und Wirtschaftssituation und den Regierungsplänen. Er führt dem Leser ein zunehmend marodes Havanna vor Augen und verschweigt auch nicht, dass viele Frauen in der Prostitution den einzigen Ausweg aus ihrer Situation sehen.

Von dem Kubaner Jesús Díaz stammt ein Auszug eines Romans, in dem sich selbst ein Arzt auf Kuba kein eigenes Haus oder ein Auto leisten kann. Während seiner Arbeit im Krankenhaus macht ihm seine Chefin klar, dass die Gesundheit eines mit Dollarnoten zahlenden Touristen mehr wert ist als die einer Kubanerin. In einer in dem Buch abgedruckten Rede aus dem Jahr 1999 wendet sich Fidel Castro an sein Volk, erzählt von den Anfängen seiner Revolution, preist die erzielten Erfolge im Bildungssystem und Gesundheitswesen und nimmt zur Weltwirtschaftsordnung Stellung.

Aus einem Artikel der Süddeutschen Zeitung von Jonathan Fischer erfährt der Leser etwas über die Paladare, wie die seit 1995 erlaubten und von privaten Personen geführten Restaurants genannt werden. Nur wer schon einmal das Glück hatte, einen der heiß begehrten Plätze im renommierten La Guarida in Havanna ergattert zu haben, weiß, wovon Jonathan Fischer bei dem kaum aufzufindenden und fast unheimlich wirkenden „Eingangsbereich“ spricht. Ein weiterer Beitrag von Jakob Grasselli ist der Frankfurter Allgemeinen Zeitung entnommen und bezieht sich auf die letzten Tage seines Aufenthaltes auf Kuba. Beim Anblick des am Gebäude des Innenministeriums auf der Plaza de la Revolución angebrachten Porträts von Che Guevara, mit dem man dem Freiheitskämpfer ein Denkmal gesetzt hat, stellt er fest, dass dieser sowohl vom Volk, als auch von der Führung verehrt wird. Zu guter Letzt ist noch ein sehr aufschlussreicher Auszug aus einem Roman des Kubaners Leonardo Padura wiedergegeben, der von Straßenvierteln berichtet, in denen Abfall und Schutt auf den Straßen die Regel sind und wo die Ärmsten der Armen in heruntergekommenen und verfallenen Häusern wohnen. Einige von ihnen müssen sogar in den „Kojen ihrer Fahrräder“ übernachten und ihre Notdurft in Tüten verrichten.

Das Reiselesebuch „Kuba“ von Jakob Strobel y Serra reduziert die Karibikinsel nicht auf einen Badeurlaub an einem Traumstrand und verherrlicht nichts. Wer wirkliches Interesse daran hat, mehr über das zweifellos schöne Land und die Leute zu erfahren als das, was einschlägige Reiseprospekte abdrucken, wird dieses Buch zu schätzen wissen. Trotz aller berechtigten Kritik des Herausgebers an der Politik von Fidel und Raul Castro, hat er in seinem Vorwort treffend bemerkt, dass Kuba niemals vergessen kann, wer einmal dort war und die Menschen kennengelernt hat.

Kuba von Jakob Strobel y Serra

Kuba
Ellert & Richter Verlag 2009
Hardcover mit Schutzumschlag
156 Seiten
ISBN 978-3-8319-0367-2

Bildquelle: Ellert & Richter Verlag
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