2136 von Tino Hemmann

2136Im Jahr 2016 holt die Welt zu einem gemeinsamen Schlag gegen den islamischen Terror aus, was einen Dritten Weltkrieg mit atomaren Waffen heraufbeschwört. In der Folge kommt es zu gigantischen Erdbeben, das Weltklima gerät aus den Fugen, viele Teile der Erde sind unbewohnbar, das Internet bricht zusammen, Städte werden unter Panzerglas errichtet und eine Superkrebs-Erkrankung breitet sich unter den Überlebenden aus. Es kommt zur Gründung der Europäischen Demokratischen Republik, die im Jahr 2136 von den Diktatoren „Der Zehn“ regiert wird, die von Praescius befehligt werden. Auf der Halbinsel Schiereiland werden Spunde, Kindersoldaten, gezüchtet, die später auf Rotten aufgeteilt werden. Diese Educares genannten Spunde stehen über den Räudigern, den Wilden und Abtrünnigen, die bei Treibjagden eingefangen werden, doch haben die Educares im Gegensatz zu den Räudigern verkümmerte Geschlechtsteile, die sie zeugungsunfähig machen. Die Räudiger teilt man entweder nach Abrichtung einer Rotte zu oder glättet sie, womit ihre Tötung gemeint ist. Jede Rotte hat eine Führerin und einen kindlichen Gruppenführer, der mit einem Gehirn-Manipulations-Gerät ausgerüstet ist, das ihm per Knopfdruck eine Bestrafung eines Spundes erlaubt, weil er dadurch Einfluss auf einen eingepflanzten Chip in dessen Rückenmark nehmen kann.

Der neunjährige Räudiger Simo ist der Führerin Python und der nach ihr benannten Rotte zugeteilt worden. Wie alle in der Rotte muss er gegen andere Kinder kämpfen und Aufgaben erfüllen, wofür er Gütepunkte erhält. Der drei Jahre ältere Juli, der als bester Schütze gilt, bietet ihm schließlich eines Tages seine Freundschaft an, und nach anfänglichem Zögern sind die beiden entschlossen, die Welt zu retten. Der Operation Endschlag schließen sich der intelligente Marc und der flinke Paul an. Zunächst müssen die vier Jungen an das Überwachungssystem herankommen, um ihre Chips abschalten zu können, womit sie für ihre Verfolger quasi unsichtbar wären. Bei den Vorbereitungen zu ihrer Flucht bekommen sie Unterstützung von einer Seite, die Simo niemals für möglich gehalten hätte. Doch während ihres Befreiungseinsatzes stoßen sie nicht, wie erwartet, auf ein Großkalifat im Islamischen Morgenland. Vielmehr reagieren sie mit Entsetzen und Ungläubigkeit auf das, was sie mit eigenen Augen ansehen müssen: Sie wissen jetzt, woraus ihr tägliches Mahl, die Pampe besteht.

Die Helden in dem Roman „2136“ sind allesamt Kinder. Würde das Buch von Tino Hemmann nicht von detailliert geschilderten und grausamen Szenarien durchzogen sein, könnte man meinen, dass es sich um einen Science Fiction-Roman für Jugendliche handelt. Der Autor hat seiner Fantasie in jeder Hinsicht freien Lauf gelassen und hat sogar für die Räudiger eine eigene, fehlerhafte Sprache erfunden, die allerdings die Nerven des Lesers auf Dauer strapaziert. In den Rotten wetteifern die Jungen und versuchen sich mit Neuschöpfungen in der Fäkalsprache zu übertrumpfen.

Tino Hemmann zeichnet ein ausgesprochen düsteres und realitätsfernes Zukunftsbild, obwohl die Wahrscheinlichkeit eines Dritten Weltkrieges immerhin gegeben und nicht von der Hand zu weisen ist. Der Autor will deutlich machen, wie der Mensch durch seine Gier nach Macht und Reichtum seine eigene Vernichtung vorantreibt. Wie die Protagonisten in dem futuristischen Roman „2136“ erkennen müssen, dass sie alle nur von den Machthabern belogen wurden, gibt das Buch dem Leser Denkanstöße darüber, was von den Nachrichten, die uns alle täglich erreichen, wirklich wahr, mit voller Absicht verzerrt oder sogar falsch dargestellt ist. Der Roman, der für den Leser keinerlei Wendungen oder Überraschungen bietet, hält aber bis zum Ende die Spannung darüber aufrecht, ob die Endschläger erfolgreich sind.

2136 von Tino Hemmann

2136
Engelsdorfer Verlag 2015
Taschenbuch
370 Seiten
ISBN 978-3-95744-582-7

Bildquelle: Amazon
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