In Leipzig wird der neunjährige Igor, Sohn von Sergei Michailowitsch Smirnow, wie sein Kindermädchen Anja durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet. Sein Vater ist ein bedeutender Wirtschaftsfunktionär und hält sich zur Zeit des Mordes in Moskau auf, wo er an der Ausschreibung eines Russia Towers beteiligt ist. Als Hans Rattner, der Leiter der Mordkommission, von seinen Verbindungen nach Russland erfährt, bittet er Anatolij Sorokin um Unterstützung, der in Leipzig Angestellter eines Sonderkommandos ist, doch vor zwölf Jahren als Angehöriger der Polizei-Spezialeinheit OMON aus Magnitogorsk in Russland floh. Seine junge Frau Galina kam damals unter mysteriösen Umständen ums Leben und er wollte seinen erst ein paar Wochen alten Sohn Fedor in Leipzig in Sicherheit wissen. Wegen der extrem bleihaltigen Luft, die das Erbgut vieler Eltern zerstört hat, wurde Fedor blind geboren und bewegt sich mit Hilfe einer erlernten Echoortung. Als nun Anatolij Sorokin die beiden Ermordeten sieht, erkennt er in Igor den besten Freund seines Sohnes Fedor. Plötzlich soll Anatolij Sorokin an Russland ausgeliefert werden und für ihn besteht kein Zweifel, dass der russische Geheimdienst hinter dem Auslieferungsantrag steckt. Er sieht eine Verbindung der beiden Morde und dem angeblichen Unfall seiner Frau und kann Kommissar Rattner sowie seine Assistentin Katie davon überzeugen, dass er sofort nach Moskau muss.
Noch bevor sich Anatolij Sorokin mit seinem Sohn auf die Reise macht, nimmt dieser eine Einladung seiner Freundin Laura Sonberg an und wird von ihren Eltern begrüßt. Auch wenn der blinde Junge nicht sehen kann, so sind seine übrigen Sinne geschärft und ihm fallen sofort wichtige Details auf. In Moskau trifft Anatolij Sorokin außer mit Sergei Smirnow, der Rache für seinen ermordeten Sohn Igor schwört, und seinem Leibwächter Artjom, auch noch mit seinem Freund Alexander Komsomolzev aus frühester Kindheit zusammen, der heute jedoch nach seinem Leben trachtet. Noch ahnt er nichts von den Verflechtungen des russischen Geheimdienstes „Schwarze Barette“ und davon, dass noch viele unschuldige Menschen, aber auch rücksichtslose Verbrecher sterben werden.
„Auf Wiedersehen, Bastard! – Die Schlacht in Magnitogorsk“ ist der erste Teil einer Trilogie von Tino Hemmann, in dem es um Profit geht, der mit äußerster Brutalität verfolgt wird und um haufenweise Korruption. Der Leser erfährt in dem Thriller nebenbei etwas von der Landschaft um Moskau, über das marode Gesundheitswesen und den historischen Begebenheiten. Er weiß immer mehr, als die ermittelnden Beamten, was aber in keinster Weise der Spannung schadet. Durch einen stetigen Wechsel der Schauplätze überstürzen sich an mehreren Stellen gleichzeitig die Ereignisse und gleich zu Beginn führt der Autor den Leser hinters Licht. Es gibt zahlreiche Morde, wobei keine Seite zimperlich ist. Der Leser ist aber nicht nur in diesem Punkt gefordert und benötigt starke Nerven, sondern muss auch den Überblick behalten über die in unserem Sprachgebrauch ungewöhnlichen russischen Namen. Bei aller Spannung, die für einen actiongeladenen Film mit einer rasanten Verfolgungsjagd bis hin zu atemberaubenden Stunts prädestiniert wäre, wartet Tino Hemmann aber auch noch zum Schluss mit einigen Überraschungen auf, denn völlig unerwartet wird aus einem Bösen einer von den Guten und umgekehrt. Bei der erwähnten Echoortung des blinden Fedor bezieht sich der Autor auf den Leiter einer Universität in Canada, wozu er sicher umfangreiche Recherchen machen musste. Für den winzigen Hinweis, dass lediglich historisch erwiesene Tatsachen nicht von ihm erfunden wurden, hat Tino Hemmann angesichts des so brisanten Stoffes in dem erstklassigen Thriller „Auf Wiedersehen, Bastard! – Die Schlacht in Magnitogorsk“ sicher seine Gründe.
Auf Wiedersehen, Bastard! – Die Schlacht in Magnitogorsk von Tino Hemmann
Engelsdorfer Verlag 2013
Taschenbuch
378 Seiten
ISBN 978-3-95488-410-0