Tödlicher Kick von Lucie Flebbe

Tödlicher KickMit dem ehemaligen Polizisten Ben Danner und Kriminalkommissar Lennart Staschek verfolgt Lila in dem neuen Kriminalroman „Tödlicher Kick“ von Lucie Flebbe ein Fußballspiel. Die Fans toben, als Oran Mongabadhi, die Nachwuchshoffnung vom VfL Bochum, einen Elfmeter vermasselt. Am folgenden Tag meldet sich bei Lila und Ben, die zusammen wohnen und gemeinsam als Privatdetektive arbeiten, eine junge Frau, die sich Curly nennt. Es wäre allgemein bekannt, dass sie als ehemalige Prostituierte mit Oran befreundet war. Nach dem Spiel hätte sie ihn tot aufgefunden und nun fürchtet sie, dass die Polizei hinter ihr her ist.

Tatsächlich wurde Oran von einem Schuss in den Hinterkopf tödlich getroffen. Für Lennart Staschek kann nur Curly, die mit richtigem Namen Moesha Schmidtmüller heißt, die Tat begangen haben, denn an ihren Schuhen, ihrer Kleidung und ihrem Körper konnte Orans Blut nachgewiesen werden. Lila und Ben stehen nun vor der Frage, ob sie ihrer Mandantin trauen können. Immerhin könnte auch ein rechtsradikaler Fan die Tat begangen haben oder Curlys Vater. Als weitere Tatverdächtige kommt die letzte Freundin von Oran, Sophie Meister, in Betracht. Aber auch der Vater von Oran könnte ein Motiv gehabt haben. Lila und Ben besuchen Simon Goldstein, den Trainer des VfL und Dietmar Wöhler, der Oran entdeckt hat. Bei ihren Recherchen machen beide die Bekanntschaft von Esmeralda, die ein Edelbordell unterhält, für das Curly arbeitete. Von ihr erfahren sie, dass die Spieler des VfL, also auch Oran, dort nach jedem Sieg mit einer geilen Party belohnt worden wären und dass viele weitere wohlhabende und prominente Kunden dort ausschweifende Orgien gefeiert hätten. Für die Detektive ergeben sich immer neue Verdachtsmomente und sie gehen weiteren Spuren nach, wobei Lila sich in größte Gefahr begibt.

Lucie Flebbe ist allein schon mit der Protagonistin Lila eine Figur gelungen, die ihresgleichen sucht. Von ihren Eltern hat sie nie die ersehnte Anerkennung bekommen und hat stattdessen ihre belastende Vergangenheit unter den sprichwörtlichen Teppich gekehrt. Erst das Schicksal der zu ihr geflüchteten Curly, die von ihren Gefühlen als Nutte spricht und davon, wie nach einem Monat ihre Seele ihren Körper verlassen hat, weckt in Lila die Erinnerungen an ihr früheres Leben. Indem die Autorin ihre flippige Protagonistin in der Ich-Form erzählen lässt, kann sie mit flotten Sprüchen aufwarten und reichlich trockenen Humor in die Handlung einfließen lassen. Unzählige kuriose Vergleiche in der Beschreibung der Romanfiguren animieren den Leser zum Schmunzeln.

Durch den komatösen Vater von Ben, der einen schweren Schlaganfall erlitten hat, weist Lucie Flebbe den Leser auf die Notwendigkeit einer Patientenverfügung und auf die in unserer Gesellschaft immer größer werdende Gruppe hin, denen der Gang zum Sozialamt nicht erspart bleibt, wenn sie die Kosten für eine Beerdigung nicht bezahlen können. Ohne Tabu spricht die Autorin die von unserer Gesellschaft in den letzten Jahren zunehmend tolerierte Homosexualität an, wobei allerdings im Fußball nur zögerlich einzelne Fußballspieler einen Vorstoß in diese Richtung wagen. Die von Lucie Flebbe im Roman vorgestellte Torlinien-Technik ist für die Bereitstellung in der ersten und zweiten deutschen Liga zu teuer, so dass die FIFA den „Chip im Ball“ abgelehnt hat. Wenn der VfL Bochum damit auch nicht, wie im Buch beschrieben, über diese Tor-Kontrolltechnologie verfügt, so dürfte die spannende Umsetzung des Kriminalromans „Tödlicher Kick“, bei dem der Leser bis zum Schluss in Punkto Mörder im Ungewissen bleibt, ganz besonders die Herzen aller Fußballbegeisterten höher schlagen lassen.

Tödlicher Kick von Lucie Flebbe

Tödlicher Kick
Grafit Verlag 2014
Taschenbuch
285 Seiten
ISBN 978-3-89425-435-3

Bildquelle: Grafit Verlag
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