Verschollen im Dschungel von Roman J. Dial

Verschollen im DschungelRoman J. Dial beginnt seinen auf Tatsachen beruhenden Bericht „Verschollen im Dschungel“ aus gutem Grund nicht mit der verzweifelten Suche nach seinem Sohn, denn um zu verdeutlichen, wieso er den Darstellungen seitens der Behörden in Costa Rica keinen Glauben schenken konnte, musste er zunächst über das Leben seines Sohnes schreiben. Eine Doktorandenstelle machte einen Umzug des Autors mit seiner Ehefrau Peggy, dem 1987 geborenen Sohn Cody Roman und seiner jüngeren Schwester Jazz von Alaska nach Puerto Rico erforderlich. Der dreijährige Cody Roman war sofort vom Dschungel fasziniert. Mit ihren Kindern zeltete das Ehepaar für einen Monat in den Tropen Westaustraliens. Als der Vater eine Dozentenstelle in Alaska annahm, brach er mit seinem sechsjährigen Sohn zu den Geysiren auf Umnak auf, das zur Inselkette der Aleuten gehört und für äußerst gefährliche Stürme bekannt ist. Einheimische rieten davon ab, Nikolski zu Fuß zu erreichen, da das bisher kaum jemand geschafft hätte. Dreimal so heftige Windböen wie bei einem Hurrikan „knallten“ auf ihr Zelt, während der kleine Junge seinem Vater blind vertraute.

Zwei Jahre später durchstreifte die ganze Familie in der indonesischen Wildnis den tropischen Regenwald auf Borneo. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter hat Roman J. Dial an einem Projekt auf Harding Icefield teilgenommen, zu dem ihn der 14-jährige Cody Roman sowie die zwölfjährige Jazz begleiten durften. Mit erst sechzehn Jahren weilte Cody Roman vier Wochen lang für einen Spanischkurs alleine in Mexiko. Später brach er ohne Begleitung zu einer Expedition nach Guatemala auf, wo er die Ruinen der antiken Mayas studierte. Seine Sorgen, so schreibt sein Vater, drehten sich nicht darum, ausreichend Süßwasser zu finden oder ein Feuer zum Abkochen von Wasser bei der hohen Luftfeuchtigkeit entfachen zu können, sondern galten den Kriminellen und giftigen Schlangen. Geplant waren zehn Tage im größten Regenwaldgebiet Zentralamerikas, für das keine Karte existierte.

Auch dieses gefährliche Abenteuer nahm für Cody Roman im Gegensatz zu seinem Aufbruch am 8. Juli 2014 zum Corcovado-Nationalpark in Costa Rica einen glücklichen Ausgang. Wie sein Vater schreibt, werden in diesem Gebiet immer wieder Morde verübt, wobei neun von zehn Mördern ungestraft davonkommen. Fest steht, dass sein Sohn am Nachmittag in Puerto Jiménez ankam und am darauffolgenden Tag eine letzte Mail an seine Eltern schrieb, die allerdings erst am 23. Juli von ihnen gelesen wurde, zehn Tage, nachdem Cody Roman längst wieder zurück sein wollte. Unverzüglich begab sich Roman J. Dial mit einem spanisch sprechenden Freund auf eine Suche, die zwei verzweifelte Jahre zwischen Hoffen und Bangen und unter Einbeziehung eines Privatdetektivs, TV-Senders und des FBI dauern sollte.

Der Leser spürt bei der Lektüre mit im wahrsten Sinne atemberaubenden Fotos die Begeisterung von Cody Roman, wenn er Neues entdecken konnte oder sich in waghalsige Wildwasser-Packraftings stürzte. Stolz war der Vater schon damals, weil er sicher sein konnte, dass sein Sohn sich stets der Gefahren bewusst war. Selbst Biologe und gerne zu Forschungszwecken in der unzulänglichen Wildnis unterwegs, beschreibt er seltene Pflanzen, im Dschungel lebende Tiere und uns unbekannte Früchte wie Mangostane oder Rambutans. Auf der anderen Seite verschweigt er aber auch nicht beißende und stechende Insekten, die Ausschläge hinterlassen oder dass durch Abholzung zugunsten von Ölpalmplantagen die letzten Wälder Borneos verschwunden sind, die im Jahr 1995 für seine junge Familie noch ein unberührtes Paradies waren. Der im hohen Maße bewegende und unter die Haut gehende Tatsachenbericht „Verschollen im Dschungel“ eines Vaters auf der verzweifelten Suche nach seinem Sohn bleibt im Gedächnis haften!

Verschollen im Dschungel von Roman J. Dial

Verschollen im Dschungel
Übersetzung von Jessika Zollickhofer und Thomas Rach
DuMont Reiseverlag 2021
Klappenbroschur
352 Seiten
ISBN 978-3-7701-6968-9

Bildquelle: MairDumont
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