Rückkehr an den Atlantik: Eine Reise durch Erinnerung und Verlust

Buchcover des Romans: Unsere glücklichen Tage

Zufälliges Wiedersehen in Luxemburg

Elsa, die Protagonistin des Romans Unsere glücklichen Tage* von Julia Holbe, fährt nach Luxemburg, um einen neuen Pass zu beantragen. Dort trifft sie zufällig auf Marie, eine alte Freundin aus Schultagen. Mit ihr und Fanny hat sie früher die Sommerferien an der französischen Atlantikküste verbracht, wo beide auch Lenica kennenlernten, die dort wohnte. Elsa erinnert sich genau an „ihren“ Felsen und an unzählige glückliche Tage – bis Lenica eines Abends ihren irischen Freund Sean mitbrachte. Der aus ihrer Sicht ewig währende Sommer fand an einem der letzten Tage ein jähes Ende, und die Freundinnen verloren sich über viele Jahre aus den Augen.

Ein Abend voller Erinnerungen

Mit gemischten Gefühlen sucht Elsa in Luxemburg Fanny auf, von der sie weiß, dass sie mittlerweile eine Buchhandlung leitet. Fanny ist sofort einverstanden, dass Elsa und Marie am Abend zu ihr kommen. Bei einem Gläschen Wein wollen sie alte Erinnerungen auffrischen. Einerseits freut sich Elsa auf das Wiedersehen, andererseits spürt sie einen Schmerz, den sie nicht näher ergründen kann. Immerhin fehlt die kürzlich verstorbene Lenica in der Runde – zu deren Beerdigung Elsa nicht gegangen ist.

Die drei ehemals besten Freundinnen stellen mit Bedauern fest, dass jede zu viel vom Leben der anderen verpasst hat – was sich künftig ändern soll. Noch einmal wollen sie sich an der Atlantikküste an „ihrem“ Felsen treffen. Doch plötzlich taucht Sean wieder auf, und für Elsa wird die alte Geschichte wieder lebendig.

Zwischen Wahrheit und Fiktion

Julia Holbe lässt in ihrem Roman Unsere glücklichen Tage* Elsa in der Ich-Form berichten. Bereits im Vorwort weist die Autorin darauf hin, dass es sich um ihre eigene Geschichte handelt – vieles daran ist wahr, manches jedoch Fiktion. Im Wechsel erzählt die Protagonistin von den glücklichen Urlaubstagen vergangener Jahrzehnte und der aktuellen Situation: Elsa ist inzwischen geschieden und hat zwei erwachsene Kinder, die bei ihrem Vater in Boston wohnen und studieren. Während Fanny unverheiratet blieb und nach einem abgebrochenen Studium eine Buchhandlung eröffnete, ist Marie verheiratet, hat eine Tochter und arbeitet als Neurologin in Paris.

Sommer, Sehnsucht und stille Spannung

Bereits auf den ersten Seiten erfährt der Leser vom frühen Tod der gemeinsamen Freundin Lenica. Zudem kristallisiert sich heraus, dass an einem bestimmten Tag etwas geschehen sein muss, in das sowohl Sean als auch Lenica involviert waren – was das Interesse am Fortgang der Handlung zunächst weckt. Doch Julia Holbe stellt die Geduld des Lesers auf eine harte Probe: Wirklich Neues passiert über weite Strecken nicht.

Die Figuren sind ausgelassen und übermütig – sie gehen schwimmen, essen, grillen oder kochen, was detailliert geschildert wird. Die jungen Frauen veranstalten Picknicks und lachen ebenso ausgiebig, wie sie Wein trinken. Sean besitzt das Talent, Elsa immer wieder wütend zu machen, doch sie schafft es, ihre Wut stets herunterzufahren. Der Grund für die jahrelange Funkstille zwischen den Freundinnen ist vorhersehbar. Dennoch überrascht Julia Holbe den Leser auf den letzten Seiten ihres Herzschmerz-Romans mit zwei unerwarteten Wendungen.

Unsere glücklichen Tage von Julia Holbe

Buchcover des Romans: Unsere glücklichen Tage
Penguin Verlag 2020
Hardcover mit Schutzumschlag
320 Seiten
ISBN 978-3-328-60110-4

Bildquelle: Penguin Verlag

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