Küstenstrich von Benjamin Cors

KüstenstrichDer aus einer reichen, adligen Familie stammende Comte Aristide de Tancarville hat gleich mehrere Morddrohungen erhalten, die seinen baldigen Tod ankündigen. Obwohl ihn selbst die Warnungen nicht sonderlich beunruhigen, wendet sich sein Butler an das zuständige Commissariat in Deauville, das im Auftrag der Regierung einen Personenschutz stellt. Nicolas Guerlain, der wegen eines fehlgeschlagenen Auftrages von einem Psychologen betreut wird, soll auf Bitte des Ministerpräsidenten zum Schutz seines persönlichen Freundes Aristide abgestellt werden, wozu ihn sein ehemaliger Teamleiter überreden kann. Doch bereits auf dem Weg von Paris nach Deauville fällt ihm ein von einer Brücke in die Seine herabhängendes Seil auf, an deren Ende ein toter Mann hängt.

Unterdessen beobachten Luc Roussel, der vorübergehende Leiter des Commissariats, und seine Kollegin das Bordell Kakadu und knöpfen sich den Barkeeper Serge vor, der nicht wissen will, wo der Besitzer steckt. Bei der folgenden Razzia finden sie ein totes Mädchen, das eine Postkarte mit einer darauf notierten Nummer bei sich trägt. Die Beamten wählen die Nummer und sind überrascht, als sich ihr Kollege Nicolas am anderen Ende der Leitung meldet. Als der nämlich den aufgefundenen Toten in Augenschein nimmt, findet er bei ihm ein klingelndes Handy.

Auf dem großzügigen Anwesen des Comte, wo Nicolas auch dessen Sohn Cédric wieder trifft, den er seit der Schulzeit kennt, fordert er zu seiner Unterstützung die frühere Praktikantin Claire Cantalle an, die als Zimmermädchen verdeckt arbeiten soll. Ihnen bleiben nur noch drei Tage bis zum angedrohten Todeszeitpunkt des Comte, an dem ausgerechnet ein großer Empfang stattfinden soll. Während er sich um das Leben des Comte sorgt, verschwindet plötzlich auch noch Claire, und Roussel ist mit seinem Team einem Mädchenhändlerring auf der Spur, der seinen Anfang bei der Räumung eines Flüchtlingslagers in Calais vor zwei Jahren nahm.

Benjamin Cors beginnt seinen Kriminalroman „Küstenstrich“ mit den Beschreibungen eines Lagers, das von Uniformierten dem Erdboden gleich gemacht wird. Der zweite und dritte Teil des Buches schließen jeweils an diese Geschehnisse an, womit auch das Schicksal eines afghanischen Mädchens verknüpft ist. Mit der Darstellung der Flüchtlinge im Lager greift der Autor ein hochaktuelles und brisantes Thema auf und besonders das Los vieler Mädchen, die zur Kinderprostitution gezwungen werden, geht unter die Haut. Äußerst brutal, aber wahrscheinlich durchaus realistisch hat Benjamin Cors die Verhörmethoden beschrieben, ohne die oftmals keine ehrlichen und weiterführenden Antworten zu erwarten sind. Wie ein roter Faden durchziehen Nicolas Sorgen den Plot um seine verschwundene Freundin Julie, die vor über drei Jahren während einer Vorstellung aus dem Théâtre Champs-Élysées verschwand.

Die ersten Kapitel lassen den Leser etwas ratlos und irritiert zurück und auch im weiteren Handlungsverlauf fordert der Autor die grauen Gehirnzellen seiner Leser durch seinen besonderen Schreibstil. Der am Ende auch noch mit einer überraschenden Auflösung aufwartende Kriminalroman „Küstenstrich“ hebt sich vom Anspruch her deutlich von der Masse ab, und die Spannung wird gleich in übergreifenden Handlungen bis zum Äußersten gesteigert. So bleibt ein Anstieg des Adrenalinspiegels bei diesem zweiten Fall, dem sich Nicolas Guerlain in der Normandie stellen muss, nicht aus, der sich erst mit dem Lesen der letzten Zeilen wieder normalisiert.

Küstenstrich von Benjamin Cors

Küstenstrich
dtv 2016
Broschur
382 Seiten
ISBN 978-3-423-26102-9

Bildquelle: dtv
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