Stressbewältigung durch Progressive Muskelentspannung
Das Buch mit der beigefügten CD Kein Stress mit der Entspannung* von Martin Frondorf und Gabriele Veit verfolgt das Ziel, mit einer Anleitung zur Progressiven Muskelentspannung (PME) verschiedenen Stresssymptomen entgegenzuwirken. Laut den Autoren können Schlafstörungen, Ängste, Konzentrationsprobleme, Tinnitus, Asthma, Neurodermitis und sogar Übergewicht durch dauerhaften Stress ausgelöst werden. Sie führen die Ursache auf ein evolutionäres Erbe zurück – die Zeit der Jäger und Sammler, als der Körper in Alarmbereitschaft überlebenswichtig war.
Im Gegensatz zum autogenen Training verzichtet die Progressive Muskelentspannung auf Suggestion. Die Autoren betonen zudem, dass vor Beginn der Übungen in bestimmten Fällen ärztlicher Rat einzuholen ist.
Aufbau und Übungsanleitungen im Buch
Mit Bildern wird veranschaulicht, wie die jeweilige Körperhaltung im Sitzen oder Liegen korrekt eingenommen wird. Die Übungen sind in drei übergeordnete Phasen gegliedert. Besonders die praktische Übung zur bewussten Wahrnehmung der Entspannung wird nochmals in drei Abschnitte unterteilt. Sollte es dabei zu Muskelkrämpfen kommen, geben die Autoren konkrete Hilfestellungen.
Kritik an Realitätstauglichkeit und Umsetzung im Alltag
Bereits zu Beginn wird dem Leser bei akutem Stress empfohlen, eine Pause einzulegen. Diese Empfehlung stößt allerdings auf die harte Realität beruflicher Zwänge: Die Möglichkeit, eine Pause einzuschieben, ist oft schlicht nicht gegeben. An anderer Stelle wird geraten, sich bewusst Zeit für sich selbst zu nehmen – ein gut gemeinter Tipp, der jedoch nur denjenigen zugutekommt, die dazu in der Lage sind.
Ein weiteres Beispiel: Die Vorstellung, bei einem Stau zu entspannen, erscheint lebensfern. In der Realität greift man in solchen Momenten häufig reflexartig zum Handy, um Termine zu verschieben. Auch die Behauptung, die Phase der „Ruhetönung“ lasse sich jederzeit und unbemerkt durchführen, ist im hektischen Alltag schwer umsetzbar.
Schwächen im Inhalt und Stil
Inhaltlich fällt das Buch durch einen sehr knappen Textumfang sowie zahlreiche Wiederholungen auf. Die Übungen sind einfach gehalten und benötigen eigentlich keine bildhafte Darstellung. Die Illustrationen wirken daher teils überflüssig, ja sogar herablassend gegenüber dem Leser. Besonders irritierend ist der Hinweis, dass die sogenannte „Ampelübung“ auch in anderen Stresssituationen durchgeführt werden kann – der Bezug auf den Straßenverkehr wirkt hier fast makaber.
Fazit: Für wen ist das Buch geeignet?
Für Menschen mit einem hohen Stresslevel, die jedoch über gewisse zeitliche Freiräume verfügen, kann die Progressive Muskelentspannung hilfreich sein. Wünschenswert wäre es, wenn auch Arbeitgeber die Vorteile kurzer Erholungsphasen stärker berücksichtigen würden – nicht nur zum Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden, sondern auch zur Reduktion von Krankheitstagen.
Kein Stress mit der Entspannung von Martin Frondorf und Gabriele Veit
Windpferd Verlag 2013
Hardcover
80 Seiten, mit Audio CD, 72 Minuten
ISBN 978-3-86410-053-6