Felix Mendelssohn Bartholdy – Ein Leben zwischen Genie und Gesellschaft

Buchcover des historischen Romans Good Morning, Mr. Mendelssohn

Der Mozart des 19. Jahrhunderts

Bereits zu Lebzeiten wurde Felix Mendelssohn Bartholdy von seinen Zeitgenossen als der „Mozart des 19. Jahrhunderts“ bezeichnet. Wie jener große Musiker hatte auch Felix als Komponist, Pianist und Dirigent nur ein kurzes Leben, doch die ihm vergönnte Zeit reichte aus, um sich vor allem als Dirigent einen bleibenden Namen zu machen. Bis heute übt er maßgeblichen Einfluss auf die nachfolgenden Generationen von Dirigenten aus. Rosemarie Marschner hat seinen Lebensweg in ihrem informativen und spannenden Roman Good Morning, Mr. Mendelssohn* nachgezeichnet.

Kindheit und musikalische Prägung

Felix wird 1809 als eines von vier Geschwistern geboren. Seine wohlhabenden Eltern, Abraham und Lea, legen großen Wert auf eine umfassende Bildung. 1816 lässt der jüdische Vater aus Sorge um das Aufenthaltsrecht seine Kinder taufen und konvertiert später selbst zum lutherischen Glauben. Wie seine ebenfalls hochbegabte Schwester Fanny – für Felix eine Seelenverwandte – erhält er Unterricht bei dem Klavierlehrer Carl Friedrich Zelter, der den Zwölfjährigen seinem dreiundsiebzigjährigen Freund Johann Wolfgang von Goethe vorstellt.

Frühe Anerkennung und künstlerische Reisen

Nach dem Umzug der Familie auf ein Anwesen in Berlin wird Felix bereits mit fünfzehn Jahren als Künstler anerkannt. Als Sohn eines Stadtrats erhält er das Privileg eines Studiums. Seine erste große Liebe bleibt unerfüllt, woraufhin er sich ganz seiner Leidenschaft, der Musik, widmet. Ein Versprechen gegenüber seiner Großmutter Bella führt zu Spannungen mit Zelter. Auf einer Reise nach London wird der junge Künstler dort bereits erkannt und mit den Worten „Good Morning, Mr. Mendelssohn“ begrüßt. Es folgen eine Wanderschaft durch Schottland und eine Grand Tour durch Venedig, Bologna, Florenz, Rom, Neapel und Genf, die seine Bekanntheit steigert und ihn zu neuen Kompositionen inspiriert.

Karriere, Ehe und tragisches Ende

Felix Mendelssohn Bartholdy wird zunächst Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf, später Direktor des Gewandhausorchesters in Leipzig. Mit achtundzwanzig Jahren heiratet er die ruhige Cécile. Der König von Preußen überträgt ihm fortlaufend neue Aufgaben, was zu langen Trennungen vom Ehepartner führt. Eine gemeinsame Reise nach London gipfelt in einer Einladung von Prinz Albert in den Buckingham Palace. Felix schreitet unaufhaltsam von Erfolg zu Erfolg, bis ihn der frühe Tod seiner verehrten Schwester Fanny aus der Bahn wirft. Wie zuvor die Mutter erliegt auch sie einem Schlaganfall – und nur ein halbes Jahr später teilt Felix mit nur achtunddreißig Jahren dieses Schicksal.

Literarische Würdigung und Zeitgeist

Spätestens mit der Szene, in der der junge Felix dem gealterten Goethe begegnet, weckt Rosemarie Marschner die Neugier der Leser auf weitere Stationen seines Lebens. Sie fängt den Zeitgeist auf anschauliche Weise ein und schildert sowohl das politische Geschehen als auch die gesellschaftlichen Normen und Erwartungen jener Epoche. Reisen waren langwierig und beschwerlich, und talentierte Frauen wurden trotz hoher Bildung meist auf die Rolle der Mutter beschränkt. Dieses Schicksal berührt den Leser und lässt erahnen, wie viele Begabungen unentdeckt blieben. Es ist anzunehmen, dass die Autorin umfangreiche Recherchen betrieben hat, um den biografisch fundierten Roman Good Morning, Mr. Mendelssohn* zu verfassen – ein Werk, das so lebendig gestaltet ist, dass sich kaum jemand seinem Zauber entziehen kann.

Good Morning, Mr. Mendelssohn von Rosemarie Marschner

Buchcover des historischen Romans Good Morning, Mr. Mendelssohn
dtv 2017
Klappenbroschur
512 Seiten
ISBN 978-3-423-26142-5

Bildquelle: dtv

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