Flucht in den Berg von Heinrich Peuckmann

Flucht in den BergEs ist die Zeit der letzten Kriegstage. Rudi Littke ist vierzehn Jahre und wird von Lehrer Breuer unterrichtet, der ein Nazi-Getreuer ist und seine sadistische Neigung gerne an den Schülern auslässt. Weil Rudi seine Eltern belauscht hat, während sie über den heimlich abgehörten BBC-Sender Kenntnis von dem bevorstehenden Einmarsch der Alliierten erhalten haben, gibt er im Unterricht nicht die von Breuer erwartete Antwort. Als der Junge blutend nach Hause kommt, sucht sein couragierte Vater Heinrich den Lehrer auf und stellt ihn zur Rede. Doch sein mutiger Einsatz hat zur Folge, dass er für die letzten Kriegstage die Flucht in den Berg ergreifen muss. In dieser Stunde kann er sich auf seine Kumpel Alfred Simon und Werner Matischak verlassen, die, wie er, Bergleute sind und ihn unter Tage in still gelegten Strecken verstecken.

Rudi trifft sich regelmäßig mit einem der beiden Helfer, um ihnen Brote und eine Kaffeepulle für seinen Vater zu übergeben, wobei alle äußerst vorsichtig handeln müssen, da die Braunen längst hinter Heinrich Littke her sind. Obwohl Rudi selbst unter den Bombardierungen und seinem Mitschüler Walter, der ihm als HJ-Führer übel mitspielt, zu leiden hat, sorgt er sich zunehmend um seinen Vater. Denn mehr als eine Flasche Muckefuck kann dieser bei einer Übergabe nicht bekommen und neben dem quälenden Durst glaubt er langsam in der Dunkelheit und Einsamkeit verrückt zu werden.

Heinrich Peuckmann ist es mit dem Jugendbuch „Flucht in den Berg“ sehr anschaulich gelungen, den Zeitgeist der letzten Kriegswochen anschaulich einzufangen: Ehefrauen und Mütter sehen ängstlich dem Briefträger entgegen, der eine Todesnachricht überbringen könnte, Kinder weinen während der Bombardierungen auf dem Schoß ihrer Mütter, die selbst verängstigt im Bunker ausharren, und ihr erster Blick gilt nach dem Angriff dem Wohnhaus in der Hoffnung, dass es noch steht. Der Autor berichtet darüber, dass Bergleute nicht in den Krieg ziehen mussten, da sie, wie es hieß, unabkömmlich waren. Denn um Panzer und Munition herstellen zu können, brauchte man Stahl, für dessen Herstellung Kohle benötigt wird. Um dem Bergmann bei seiner schweren körperlichen Arbeit entgegen zu kommen, erhielt er eine Schwerstarbeiterzulage, die ihm sogar rationierte Milch zuteilte. Heinrich Peuckmann macht auch deutlich, wie Schüler den Krieg verherrlicht haben, weil sie sich Tote und Verwundete nur in den Reihen der Feinde vorstellen konnten, nicht aber unter ihren Freunden. Das Buch „Flucht in den Berg“ vermittelt Informationen über die Unter-Tage-Welt der Bergarbeiter, zu denen am Ende Worterklärungen angefügt sind und schildert eindrucksvoll den Alltag der letzten Kriegswochen am Beispiel des Schülers Rudi. Die Figur des Protagonisten ist authentisch und ein junger Leser kann sich gut in seine Situation versetzen. Fast greifbar fühlt er die Spannung und bangt mit Rudi, wodurch sich das Werk bestens für eine Schullektüre von der fünften Klasse an aufwärts eignet.

Flucht in den Berg von Heinrich Peuckmann

Flucht in den Berg
Assoverlag 2010
Taschenbuch
144 Seiten
ISBN 978-3-938834-00-8

Bildquelle: Assoverlag
PGltZyBsb2FkaW5nPSJlYWdlciIgc3JjPSJodHRwczovL3NzbC12ZzAzLm1ldC52Z3dvcnQuZGUvbmEvNTcxYTAyNzAxYTM5NDdkMGJkYzNhZjcyYzY3NDYwZTQiIHdpZHRoPSIxIiBoZWlnaHQ9IjEiIGFsdD0iIj4=

Teile diesen Beitrag