Der Sog der Schwerkraft von Gae Polisner

Der Sog der SchwerkraftNick wird bald fünfzehn Jahre und lebt mit seinen Eltern und dem älteren Bruder Jeremy in der kleinen Ortschaft Glenbrook. Sein Dad arbeitete als Journalist, doch hing er in letzter Zeit nur noch auf dem Sofa ab und wurde immer fetter. Nach einem Streit der Eltern verabschiedet sich der Vater, um dem Projekt „Fat Man Walking“ nachzueifern. Eines Tages stehen ein Produzent und ein Kameramann vor Nicks Wohnungstür, die sich für die Geschichte seines Vater interessieren. Sie bringen Jaycee mit, die Nick sehr seltsam findet und auf die er wenig später in der Schule erneut trifft. Der Produzent, so erzählt sie ihm, ist ihr Stiefvater und eine Dumpfbacke. Jaycee lädt Nick zu sich nach Hause ein, wo er über den großzügigen Garten mit Tennisplatz und Pool staunt. Von Jaycee erfährt er schnell den Grund für die Einladung: Der sechzehnjährige Reginald, der ein Nachbar von Nick ist und den alle nur Scooter nennen, ist sterbenskrank. Sein Vater hat ihn früh verlassen und so lebt er alleine bei seiner Mutter MaeLynn. Scooter gehört ein wertvolles, handsigniertes Buch, und weil er das gerne seinem Vater zukommen lassen möchte, hat er Jaycee gebeten, für ihn seinen Dad zu suchen. Natürlich sieht Jaycees Plan vor, dass Nick sie begleitet und so machen sich die beiden auf nach Rochester, wobei sie sich näher kommen.

Gae Polisner lässt in dem Jugendroman „Der Sog der Schwerkraft“ ihren Protagonisten Nick in der Ich-Form erzählen, wodurch der Leser auch Einblicke in seine Gedanken bekommt. Die Autorin hat aber nicht nur mit Nick eine Figur geschaffen, mit der sich ein Leser schnell identifiziert, sondern auch mit Jaycee, die so ganz anders als der naive Nick ist. Sie tritt couragiert auf, plant sehr vorausschauend und ist um keine Ausrede verlegen, denn sie weiß, dass sich ihr mit einer zur Schau gestellten Selbstsicherheit alle Türen öffnen. Nick kommt es manchmal so vor, als könne sie seine Gedanken lesen und er merkt, dass er in ihrer Nähe zunehmend unruhig wird.

Das Hutchinson-Gilford-Progeria-Syndrom, an dem Scooter leidet, gibt es nicht nur im Roman. Es handelt sich dabei um eine Mutation eines Chromosomens, die den Alterungsprozess beschleunigt und bei den Betroffenen zum Tod im jugendlichen Alter führt. Auch das Projekt „Fat Man Walking“ hat sich Gae Polisner nicht ausgedacht, sondern im Jahr 2005 hat sich der extrem übergewichtige Steve Vaught für dreizehn Monate auf eine Strecke von rund 5000 km von Oceanside nach New York begeben. Schließlich sind die erwähnten Wanderarbeiter George und Lennie tatsächlich die Hauptfiguren in dem 1937 erschienenen Roman „Von Mäusen und Menschen“ von John Steinbeck. Jaycee liest Nick immer wieder daraus vor und da der Plan von George und Lennie nicht aufging, kann der Leser vermuten, dass auch auf Nick und Jaycee nicht eingeplante Überraschungen warten.

Der Roman „Der Sog der Schwerkraft“ beginnt etwas chaotisch mit einem Unfall, den Nick erleidet und seiner Neigung zu hohem Fieber, was manchen Leser nicht unbedingt zum Weiterlesen motiviert. Doch ehe er sich versieht, ist er mitten im Geschehen und will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Der zunehmend spannende Roman wartet mit Wendungen auf und einem teilweise offenen Ende. Mit den zwei Hauptfiguren Nick und Jaycee ist die Abenteuerreise sowohl für Mädchen, als auch für Jungen ab zwölf Jahren interessant.

Der Sog der Schwerkraft von Gae Polisner

Der Sog der Schwerkraft
Übersetzung von Catrin Frischer
cbj Verlag 2014
Hardcover mit Schutzumschlag
256 Seiten
ISBN 978-3-570-15402-1

Bildquelle: cbj Verlag
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