Ein Leben im Schatten der größten Rockband der Welt!
Rich Cohen arbeitete seit 1993 als freier Mitarbeiter bei dem Musikmagazin Rolling Stone und erhielt ein Jahr später, mit erst sechsundzwanzig Jahren, den Auftrag, für die Zeitschrift über die US-Tour der Rolling Stones zu schreiben. Wie kaum einem anderen Menschen gab ihm das die Möglichkeit, hinter die Kulissen und in die Privatsphäre der Bandmitglieder zu schauen, die auch später noch für seine Fragen zur Verfügung standen, was die Entstehung seines Buches Die Sonne, der Mond & die Rolling Stones* erst möglich machte.
Der Autor schreibt vom Milieu, in dem die Mitglieder aufgewachsen sind und wie sie zueinander fanden. Für ihre erste Wohnung hätten sie kaum die Miete aufbringen können, hatten kaum Geld für Lebensmittel, und während die anderen sich ausschliefen, besuchte Mick Jagger weiterhin das College. Den ersten Song für die Stones haben keine Geringeren als John Lennon und Paul McCartney von den Beatles geschrieben, die sich bei einem Besuch beim Anblick der verwahrlosten Wohnung wenig begeistert gezeigt haben.
Heute, nach den großen Erfolgen der Band, ist es kaum zu glauben, dass bei ihrer ersten Amerika-Tournee im Jahr 1964 nur jeder zehnte Platz im Stadion belegt war, denn der Durchbruch kam erst ein Jahr später mit Satisfaction*. Brian Jones, dem als Gründungsmitglied eine reine Bluesband vorschwebte und der bis dato der Leader war, konnte sich mit dem neuen Stil nicht anfreunden. Obwohl er zurücktreten musste, war sein Tod im Juli 1969, dessen Umstände nie ganz aufgeklärt werden konnten, für alle ein Schock. In der Zwischenzeit floppte ein Album, sogar vom Untergang der Band war die Rede, doch meldeten sich die Stones mit einem „Paukenschlag“ zurück, wie Rich Cohen es nennt.
Der Autor geht in seinem Buch auf eine spezielle Stimmtechnik von Keith Richards bezüglich seiner Gitarre ein und darauf, dass Mick Jagger seine unverwechselbare Stimme einem kleinen Unfall zu verdanken hat. Von Anfang an harmonierten die beiden wenig und bis heute andauernde Dissonanzen sind die Folge, die sich mit den Bemühungen von Mick um eine Solokarriere noch verstärkten. Charlie Watts, so ist zu lesen, war von jeher ein Anhänger des Jazz, doch überwog der finanzielle Erfolg, auch wenn er bis heute im Charlie Watts Quintett spielt. Unerwähnt lässt Rich Cohen auch nicht den Drogenkonsum sämtlicher Mitglieder, vom LSD bis zum Heroin, dass die Band auf Allen Klein hereingefallen ist und damit ein Vermögen verlor, und ebenfalls nicht die Frauen, die im Leben der Bandmitglieder eine mal mehr, oder mal weniger große Rolle spielten.
Für die Biographie Die Sonne, der Mond & die Rolling Stones* bediente sich der Autor einer Vielzahl aufgelisteter Dokumente und Bücher, von denen er einige zur Vertiefung empfiehlt. Neben seinen Notizbüchern dienten ihm Interviews als Vorlage, die er zum Teil vor zwanzig Jahren mit Zeitzeugen führte, wobei er sämtliche Namen wie auch verwendete Bibliographien am Ende aufführt. Von der Entstehung einiger Songs weiß er zu berichten, Kurioses gibt er preis und vergleicht die Vorlieben sowie Eigenarten der Bandmitglieder. Rich Cohen wirft mit seinem Buch, für das umfangreiche Recherchen notwendig waren, einen interessanten Blick auf die Musikszene der Sechziger und Siebziger Jahre, in der die Rolling Stones eine entscheidende Rolle gespielt haben, weshalb kaum ein Stones Fan dieses Werk ignorieren kann.
Die Sonne, der Mond & die Rolling Stones von Rich Cohen
Übersetzung von Bernd Gockel
btb Verlag 2018
Taschenbuch
528 Seiten
ISBN 978-3-442-71605-0