Die Hoffnung zwischen den Zeilen von Elin Olofsson

Die Hoffnung zwischen den ZeilenNachdem Uli, mit bürgerlichem Namen Ulrike Hartmann, erfahren hat, dass ihr Geliebter Johann Becker, den sie immer nur Hansi genannt hat, nicht mehr aus dem Krieg zurückkommen wird, will sie auf Anraten ihrer Freundin Hamburg verlassen und in Malmö eine Arbeit finden. Doch zuvor will sie sich von Hansis Mutter verabschieden, die ihr einen Stapel Briefe ihres toten Sohnes überreicht, deren Absender Elsa Pettersson aus Krokom in Schweden ist. Nach Kriegsende kommt Uli in Malmö zunächst als Dienstmädchen unter, ist jedoch nach ihrem Rausschmiss im Jahr 1949 entschlossen, Elsa Pettersson in Krokom aufzusuchen. Sie scheint die einzige Verbindung zu ihrem ehemaligen Geliebten Hansi zu sein, und Uli will von ihr erfahren, in welchem Verhältnis sie zu dem Mann stand, der ihr einst die Ehe versprochen hat.

Tatsächlich spürt Uli die gesuchte Frau auf, die in der Gemischtwarenhandlung Forsen eine gute Anstellung gefunden hat. Elsa ist längst zu Ohren gekommen, dass eine Deutsche im Ort untergekommen ist, was ihr in keinster Weise behagt und sie unruhig werden lässt. Sie fragt sich, was diese fremde Frau von ihr will, die sogar die weite Reise bis nach Schweden auf sich genommen hat. Geht es dieser nur, wie sie behauptet, um die Briefe, die sie dem Soldaten geschrieben hat? Oder kann ihr die Fremde gefährlich werden und sie muss sich vor ihr in Acht nehmen?

Zu Anfang des Romans „Die Hoffnung zwischen den Zeilen“ ist dem Leser noch nicht klar, wohin die Reise geht. Erst mit einer überraschenden Neuigkeit, die alles in einem anderen Licht erscheinen lässt, wird sein Interesse am Fortgang der Handlung gesteigert. Elin Olofsson erzählt das Geschehen nicht in chronologischer Reihenfolge, was eine erhöhte Aufmerksamkeit erfordert. Immer wieder schwenkt sie von den aktuellen Ereignissen des Jahres 1949 zu zurückliegenden, die von Ulis und Hansis Liebesspielen vor dem Krieg erzählen, wie es zu dem Kontakt zwischen Johann Becker und Elsa Pettersson während des Krieges in Krokom kommen konnte oder wie das bisherige Leben von Elsa verlief.

Elin Olofsson stellt in ihrem Roman zwei Frauen vor, die durch die Kriegsereignisse zwangsweise zu Verbündeten werden, ein Geheimnis teilen und sich langsam näherkommen. Während Uli aufgrund ihrer Armut, denn sie besitzt lediglich „zwei Paar saubere Unterhosen“, eigene Ansichten von Gerechtigkeit entwickelt, ihre Ziele im Auge behält und strikt verfolgt sowie dem Geschlechtsakt lustvoll begegnet, stellt für Elsa das Sexuelle „einen Eimer mit schleimigen Aalen dar“ und sie, die den Vorschlägen von Uli stets skeptisch und ängstlich gegenübersteht, zieht das, was sie einmal begonnen hat, in der Hoffnung durch, mit der ganzen Sache bald nichts mehr zu tun zu haben.

Die Autorin erinnert in ihrem Roman „Die Hoffnung zwischen den Zeilen“ an Astrid Dövle Dollis Dahlgren, die skandinavische Mata Hari, die während der deutschen Besatzungszeit vielen Norwegern das Leben gerettet hat, nicht zu verwechseln mit der niederländischen Tänzerin und wegen Doppelspionage hingerichteten Margaretha Geertruida Zelle. Den konsequent beibehaltenen subtilen Schreibstil wissen Literaturliebhaber und anspruchsvolle Leser zu schätzen. Durch wiederholt eingeschobene Rückblicke, die den Handlungsverlauf unterbrechen, werden sie regelrecht auf die Folter gespannt und sehen dem Ausgang erwartungsvoll entgegen, wobei die Spannung zunehmend gesteigert wird.

Die Hoffnung zwischen den Zeilen von Elin Olofsson

Die Hoffnung zwischen den Zeilen
Übersetzung von Nina Hoyer
C. Bertelsmann Verlag 2019
Hardcover mit Schutzumschlag
304 Seiten
ISBN 978-3-570-10364-7

Bildquelle: C. Bertelsmann Verlag
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