Das Inselhaus von Leonora Christina Skov

Das InselhausSieben dänische Künstler und Wissenschaftler haben eine Einladung aufgrund ihrer „herausragenden Leistungen zur Freude Dänemarks“ für einen vierwöchigen Aufenthalt auf einer Insel erhalten. Zu diesem Zweck versammeln sich Robin, Kevin, Joachim, Anne, Sofie, Greta und Poul am Kai von Esbjerg, von wo aus sie mit einer Fähre nach Stormø übersetzen. Obwohl niemand von ihnen den Wohltäter kennt und keiner je von dieser Insel gehört hat, sieht jeder für sich eine Chance in dem Angebot, die er nutzen will.

Bei der Ankunft rät ihnen der Hauswart Herr Winter, dass sie sich vor dem Moor, den rutschigen Treppen und starken Unterströmungen im Meer in Acht nehmen sollen. Erste Enttäuschungen machen sich wegen fehlender Internetverbindung und Telefonanschlüssen breit, denn fortan sind sie alle von der Außenwelt abgeschnitten. Untergebracht in einem Glashaus, gehen sie ihren Tätigkeiten nach oder streifen durch die unberührte Natur, wobei sie sich von den überall präsenten Porzellanhunden beobachtet fühlen, von den düster wirkenden Weißdornsträuchern etwas Beunruhigendes auszugehen scheint und sich zunehmend eine düstere Stimmung ausbreitet. Der Bootsführer wäre nicht zu erreichen, so die Aussage des Hauswarts, doch Lebensmittel neueren Datums beweisen das Gegenteil. Das Misstrauen unter den Isolierten wächst, und als Anne plötzlich verschwindet, ist allen klar, dass auf der Insel etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.

Die Rahmenhandlung des Kriminalromans „Das Inselhaus“ von Leonora Christina Skov bildet ein Gespräch zwischen Robin und ihrem Freund in Addis Abeba über ihren Aufenthalt auf Stormø vor einem knappen Jahr, denn die Reisejournalistin war eine der sieben auserwählten Personen. Die Autorin geht zunächst ausführlich auf die Lebensumstände und Probleme der Protagonisten ein, bevor diese mit der Fähre auf die Insel übersetzen. Der Leser ist neugierig und möchte, wie die Eingeladenen, endlich erfahren, welche Bedingungen an das großzügige Angebot geknüpft sind und vor allem, wer sich hinter dem Sponsor, dem Stormø-Fonds, verbirgt. Doch außer den kurzen Begegnungen mit Herrn Winter, der lediglich das Essen aufträgt, sind sie sich selbst überlassen.

In Gesprächen, die die sieben an dem Projekt Beteiligten führen, erfährt der Leser immer mehr von ihrer Vergangenheit, und bis etwa zur Mitte des Buches erschließt sich ihm nicht, warum die Autorin alles so detailliert schildert, zumal die Ereignisse weit zurück liegen und zu dem aktuellen Aufenthalt auf der Insel scheinbar keine Verbindung besteht. Doch ab dem 8. Tag, den längst nicht mehr alle Teilnehmer freiwillig in der Abgeschiedenheit verbringen, gewinnt der Plot zunehmend an Spannung und es werden immer mehr Parallelen in ihren Lebensläufen deutlich. Wer bei einem Kriminalroman das übliche Muster von Täter und Ermittler favorisiert, wird sich von dem Buch „Das Inselhaus“ von Leonora Christina Skov wenig angesprochen fühlen. Wer sich jedoch auf ein völlig neues Muster mit subtilen Ereignissen einlässt, den erwartet eine positive Überraschung.

Das Inselhaus von Leonora Christina Skov

Das Inselhaus
Übersetzung von Nora Pröfrock
btb Verlag 2018
Taschenbuch
416 Seiten
ISBN 978-3-442-71424-7

Bildquelle: btb Verlag
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