
Eine junge Aktivistin in Surabaya
Die dreizehnjährige Malia, die Greta Thunberg zum Vorbild hat und sich selbst als Aktivistin sieht, lebt nach dem Tod ihres Vaters allein mit ihrer Mutter in Surabaya, Indonesien. Für die Schule arbeitet sie an einer Präsentation, die sie mit einer Petition gegen den Anbau von Palmöl verbinden möchte. Denn für die Plantagen werden Regenwälder abgeholzt – Lebensraum der Orang-Utans.
Da viele Eltern ihrer Mitschüler vom Palmölanbau ihren Lebensunterhalt bestreiten, befürchtet Malias Mutter einen Gewissenskonflikt bei möglichen Unterzeichnern. Doch Malia schlägt die Warnungen ihrer Mutter in den Wind und bringt die Petition in Umlauf. Als ihre Klassenlehrerin alle Zettel einbehält, um zunächst das Einverständnis der Schulleitung einzuholen, geht Malia entschlossen noch einen Schritt weiter: Sie lädt die Petition online auf die Webseite ihrer Klasse hoch.
Ari und der Orang-Utan im Käfig
Ari ist zu seinem Onkel Kus, dem Besitzer des Restaurants Malang, in die Stadt gezogen, um dort eine weiterführende Schule besuchen zu können. Neben dem Vogel Elvis Presley hält Kus auch den Orang-Utan Ginger Juice, dessen Mutter im Dschungel getötet wurde. Als Ari noch klein war, spielte er oft mit ihm. Doch inzwischen sitzt Ginger Juice in einem viel zu engen Käfig.
Eines Tages besucht Ari wegen eines Schachturniers dieselbe Privatschule wie Malia. Im Vorbeigehen überreicht sie ihm eine ihrer Petitionen. Ari liest, dass die Haltung eines Orang-Utans gesetzeswidrig ist. Doch da er Ginger Juice liebt und ihn für geschützt hält, denkt er nicht daran, die Petition zu unterschreiben – zumal der Orang-Utan im Restaurant seines Onkels eine Attraktion ist.
Konflikte und Konsequenzen
Unterdessen sieht sich Malia nicht nur mit einer enttäuschten Mutter konfrontiert, sondern muss auch damit rechnen, dass ihre Lehrerin vom Dienst suspendiert wird, obwohl sie keine Mitschuld trägt. Vom Schulleiter selbst erpresst, muss Malia die Konsequenzen ihrer Handlung tragen und steht vor einer schweren Entscheidung.
Auch für Ari ändert sich plötzlich alles, als Ginger Juice eines Nachts etwas Schreckliches widerfährt. Ari möchte ihn befreien, doch sein Onkel würde dadurch Kundschaft verlieren – und Ari selbst die Möglichkeit, die Schule zu besuchen. Stattdessen müsste er wieder Reis pflanzen. Da erinnert er sich an Malias Petition und nimmt Kontakt zu ihr auf. Ob der Orang-Utan noch zu retten ist?
Ein Kinderbuch mit eindringlicher Botschaft
Michelle Kadarusman macht in ihrem Kinderbuch Berani – Malias mutige Mission*, das von Silvia Schröer aus dem Englischen übersetzt wurde, darauf aufmerksam, dass schon in den nächsten zehn Jahren alle Orang-Utans ausgestorben sein könnten, weil ihnen im zunehmend abgeholzten Regenwald kein Lebensraum mehr bleibt. Schuld daran sind nicht nur die Palmölbauern, die immerhin ihren Lebensunterhalt sichern müssen, sondern vor allem die großen Agrarkonzerne, denen es ausschließlich um Profit geht. Im Anschluss an die Handlung liefert die Autorin zusätzliche Informationen über die Orang-Utans und berichtet von einem ähnlichen Schicksal, das sie selbst miterlebt hat und das den Anstoß für dieses Buch gab.
Kultur, Sprache und ein „Vorher-Leben“
Die Geschichte vermittelt jungen Lesern ab zehn Jahren auch Eindrücke von indonesischen Getränken und Speisen. Zudem informiert die Autorin über Sprache, Religion, eingeschränkte Meinungsfreiheit und die vorherrschende „unerbittliche Armut“.
Malia und Ari erzählen das Geschehen jeweils in der Ich-Form. Sogar den wenigen noch lebenden Orang-Utans gibt Ginger Juice eine Stimme: Hinter einem „Nebelschleier“ werden Erinnerungen an sein „Vorher-Leben“ mit seiner Mutter Ibu wach – wie sie auf der verzweifelten Suche nach Nahrung immer mehr abmagerte, keine Milch mehr hatte und schließlich erschossen wurde. Ginger Juice fragt sich, wann seine Mutter ihn wohl wieder zu sich holt.
Ein bewegendes Plädoyer
Dieses ergreifende Kinderbuch ist ein Plädoyer dafür, zu seinen Prinzipien zu stehen und für sie zu kämpfen. Die letzten Zeilen machen es schwer, die Tränen zurückzuhalten.
Berani – Malias mutige Mission von Michelle Kadarusman

Übersetzung von Silvia Schröer
cbj Verlag 2024
Hardcover
256 Seiten
ISBN 978-3-570-18134-8