Ein Pilot verliert sein Auge – und wird Verbindungsoffizier
Nachdem Kaz Zemecki bei einem Übungsflug mit einem Kampfjet sein linkes Auge verloren hatte, konnte er nicht mehr als Testpilot eingesetzt werden. Für den letzten, streng geheim gehaltenen Apollo-18-Flug zum Mond wird der Commander von der Navy als Verbindungsoffizier zwischen Besatzung und Militär verpflichtet. Die Planungen sehen vor, dass Luke Hemming und Tom Hoffman auf dem Mond landen, während Michael Esdale den Mond umkreist.
Russische Spionage und geheime Ziele
Unterdessen äußert sich CIA-Direktor Jim Schlesinger gegenüber Sam Phillips von der NSA besorgt darüber, dass die Russen mit dem Start einer Proton-Rakete, die mit einer speziellen Kamera ausgerüstet ist und zur unbemannten Spionagestation Almaz geschickt wird, die Möglichkeit erhalten, unter anderem die geheim gehaltenen Tests auf dem Gelände von Area 51 gestochen scharf zu verfolgen.
Auch wenn Kaz von der Astrogeologin Dr. Laura Woodsworth erfährt, dass die Russen offenbar auf dem Mond nach Uran suchen und sie sich viele neue Erkenntnisse von einzusammelnden Gesteinsproben verspricht, muss Kaz die Aufenthaltsdauer der Astronauten auf dem Mond kürzen. Denn vor Verlassen der Erdumlaufbahn sollen sie auch noch Almaz auffinden – was die Gesamtflugzeit erheblich reduziert.
Ein Todesfall, ein neuer Kommandant – und ein Sabotageauftrag
Bis zum Start von Apollo 18 verbleiben nur noch einunddreißig Tage. Da verunglückt Kommandant Tom Hoffman bei einem Helikopter-Übungsflug tödlich, und Chad Miller tritt an seine Stelle. Noch bevor Kaz den Verlust des geschätzten Kollegen verschmerzen kann, erhält er vom militärischen Leiter der Mission den Befehl, die sowjetische Raumstation zu sabotieren. Dies teilt er unmittelbar dem leitenden Flugdirektor Gene Kranz, der Crew und ihrem Chefastronauten Al Shepard mit.
Als das sich auf einer militärischen Mondmission befindliche Raumschiff schließlich Kurs auf Almaz nimmt, erleben die Astronauten im Orbit eine Überraschung: Sie werden plötzlich angegriffen!
Politische Spannungen und reale Schauplätze
Chris Hadfield hat seinen Thriller Die Apollo-Morde* im Jahr 1973 angesiedelt – lange vor dem Zerfall der Sowjetunion im Dezember 1991. Russland und die Ukraine waren zu dieser Zeit noch nicht verfeindet, allerdings bestand zwischen den Russen und den Amerikanern bereits eine Rivalität, die den Lauf der Handlung bestimmt.
Während das erste Drittel des Plots größtenteils die Vorbereitungen zum Weltraumflug schildert, nehmen die Spannungen zwischen der Zerstörung der Spionagestation Almaz auf der einen Seite und den Bemühungen zu ihrer Erhaltung auf der anderen Seite deutlich zu. Im steten Wechsel wird vom Geschehen in der Raumkapsel, auf Almaz und dem Mond sowie von den Ereignissen in den Kontrollzentren in Houston, Moskau und auf der Krim in der Ukraine berichtet.
Dabei werden real existierende Orte und Personen genannt, wie beispielsweise Henry Kissinger, NASA-Flugdirektor Gene Kranz, Testpilot Al Shepard, CIA-Leiter James Schlesinger sowie General der US Air Force und Apollo-Programmleiter Sam Phillips auf amerikanischer Seite. Auf sowjetischer Seite tritt Wladimir Tschelomei in Erscheinung, der die Proton-Rakete und die 1973 ins All geschossene und im selben Jahr verglühte Raumstation Almaz entwickelt hat und im Roman die Fäden auf ukrainischer Seite in der Hand hält.
Technische Präzision und erzählerische Tiefe
Neben erstaunlich detailliertem Lokalkolorit unterschiedlichster Schauplätze vermittelt der Thriller Die Apollo-Morde* bis ins Kleinste gehende, exakte Beschreibungen zum Fliegen eines Flugzeugs oder Hubschraubers, zur Entstehung unserer Milchstraße, der Erde und des Mondes, zur Vorbereitung eines Raketenstarts sowie zu den Raumanzügen – um nur einige Themen zu nennen. Dazu gehören durchaus auch wenig Delikates wie notwendige Ausscheidungen oder die Entleerung des Mageninhalts.
Als einer der weltweit erfahrensten Astronauten und für die NASA in Russland tätiger Director ist Chris Hadfield mit all diesen Gegebenheiten bestens vertraut und beherrscht die von den Protagonisten im Plot vorgenommenen Handlungen wie aus dem Effeff. Den Leser nimmt er mit auf eine spannende, abenteuerliche und fast schon real wirkende Reise mit überraschenden Wendungen – direkt auf den Mond!
Die Apollo-Morde von Chris Hadfield
Übersetzung von Charlotte Lungstrass-Kapfer
dtv 2022
Klappenbroschur
640 Seiten
ISBN 978-3-423-22010-1