Terrorland von Christian v. Ditfurth

TerrorlandIm sechsten Fall der Reihe um Hauptkommissar Eugen de Bodt eilen er und seine Kollegen Silvia Salinger und Ali Yussuf vom LKA zur russischen Botschaft in Berlin, wo es einen Bombenanschlag gegeben hat. Ein Bus ist explodiert, überall liegen Leichenteile und es gibt zahlreiche Verletzte. Der Tod eines russischen Botschafters, der im Vorgarten von einem Trümmerteil enthauptet wurde, kann nicht geplant und deshalb nur Zufall gewesen sein, doch vermuten die Russen trotzdem, dass der Anschlag ihnen galt. Mit in dem Bus umgekommen ist ein französischer Staatssekretär und seine Ehefrau, eine Agentin, das wiederum die Franzosen als Angriff auffassen. Da es zudem auch einen amerikanischen Agenten getroffen hat, werden de Bodt und sein Team sowohl von den russischen Kollegen Merkow und Katt, wie auch von Lebranc und Floire aus Paris unterstützt.

Es folgt eine Explosion eines Flugzeugs, bei der ein Verfassungsschützer ums Leben kommt. Unmittelbar darauf trifft ein Bekennerschreiben vom IS ein, dessen Echtheit de Bodt jedoch anzweifelt. Die Ermittler treten auf der Stelle und suchen vergeblich nach einer Verbindung unter den Opfern. Den Anschlägen folgt eine Mordserie: Im Wiener Stadtpark wird ein Mitarbeiter des SWR, dem russischen Geheimdienst, niedergeschossen; in Berlin trifft es einen russischen Gesandten. De Bodt ist davon überzeugt, dass es irgendwo eine undichte Stelle gibt, einen Maulwurf. Soll dieser durch die Aktionen geschützt werden oder soll gar von ihm abgelenkt werden? Als der amerikanische Präsident Ronald Dump seinen Besuch in Berlin ankündigt, fürchtet de Bodt als Einziger einen Anschlag. Mit Unterstützung der Kanzlerin setzt er alles auf eine Karte, auch, wenn er sich damit der Lächerlichkeit preisgibt.

Für seinen Politthriller „Terrorland“ nutzt Christian v. Ditfurth als stilistisches Mittel kurze Sätze, die oft nur aus zwei oder auch nur einem Wort bestehen, was zwar die Dramatik unterstreicht, jedoch zu Lasten eines flüssigen Schreibstils geht. Häufig ist nicht sofort zu erkennen, welche Handlungsperson in einer Unterhaltung spricht und eine Fülle von Namen kann zur Verwirrung führen. Der Autor spricht stets nur von der Kanzlerin und den sie umgebenden Ministern, nennt jedoch Angela Merkel nicht beim Namen. Im Fall des Ronald Dump genannten Präsidenten ist offensichtlich, dass Donald Trump gemeint ist, den die Pathologin im Plot einen „größenwahnsinnigen Grundschüler“, de Bodt „wirr im Hirn“ nennt und der auch sonst wie seine Ehefrau Melania, die im Buch Miranda heißt, nicht gut wegkommt. In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, dass der Präsident keine Verständigungsschwierigkeiten in der Unterhaltung mit de Bodt hat.

Der arrogante Protagonist widersetzt sich allen Vorschriften, nervt seine Kollegen und Vorgesetzten nicht nur mit philosophischen Sprüchen, sondern hat sich auch eine Menge Feinde geschaffen, die lieber heute als morgen seinen Kopf rollen sähen. Eine Ausnahme bildet die Kanzlerin, deren Gunst er genießt. Selbst beim Verhör bleibt er überheblich und sarkastisch, gibt sich völlig korrekt und ist die Ruhe selber. Untereinander frotzeln die Kollegen und Silvia Salinger gehen flotte Sprüche nie aus. Vom Leser, der über die Verschwörer mehr als die Ermittler weiß, verlangt der seitenstarke Politthriller „Terrorland“ Kombinationsgabe und vor allem bei den auf der Stelle tretenden Ermittlungen Durchhaltevermögen. Gelegentlich wird es zwar auch richtig spannend, beispielsweise bei der Gefangennahme von Salinger durch einen Verbrecher, doch wirklich fesselnd ist die zum Ende recht konstruiert wirkende Geschichte nicht.

Terrorland von Christian v. Ditfurth

Terrorland
C. Bertelsmann Verlag 2020
Klappenbroschur
448 Seiten
ISBN 978-3-570-10394-4

Bildquelle: C. Bertelsmann Verlag
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