Zwischen Sezierung und Verbot
Paracelsus wohnt mit seinem besten Freund Caspar in einer Studentenunterkunft in Basel. Mit der Erlaubnis des noch amtierenden Bischofs sezieren die beiden Leichen, um der unsterblichen Seele auf die Spur zu kommen. Doch dann teilt ihm Jacob Göttisheim, der Dekan der medizinischen Fakultät, mit, dass der neue Fürstbischof Philipp von Gundelsheim ihre Studien verbieten wird. Dieser sieht darin eine „ketzerische Arbeit“, zumal chirurgische Eingriffe den Badern vorbehalten sind.
Der Medizinstudent Martin Clauberg unterstützt den neuen Bischof und prophezeit, dass dieser den jüdischen Dekan Jacob Göttisheim vertreiben werde. Daraufhin gerät Paracelsus mit seinem Widersacher in einen heftigen Streit und wird schließlich von Steffan von Bärenfels bewusstlos geschlagen.
Flucht, Heilung und okkulte Suche
Domherr und Inquisitor Johan von Müllenberg rät seinem Freund Jakob, mit dessen Sohn Laurencz, der zur Stadtwache gehört, die Flucht zu ergreifen. Unterdessen versorgt Caspar – trotz aller Warnungen – das durch die Schlägerei entstandene Loch in Paracelsus’ Kopf mit unerlaubten Methoden, rettet ihm damit jedoch das Leben.
Nach seiner Genesung zieht es Paracelsus ins Armenviertel zum Hexenmeister und Magier Balthazar, weil er endlich erfahren will, wo die Seele sitzt. Doch dann wird der von allen Zunftmeistern geschätzte Metzgermeister Burri ermordet. Die Tumulte unter den Bürgern nehmen zu, und Paracelsus muss vor der Inquisition fliehen.
Historische Fakten und Fiktion
Um es vorwegzunehmen: Der historische Roman Paracelsus – Auf der Suche nach der unsterblichen Seele* ist keine authentische Biografie des berühmten Schweizer Arztes, den nur wenige unter seinem bürgerlichen Namen Theophrastus Bombast von Hohenheim kennen. Dieser musste weder vor der Inquisition Zuflucht suchen, noch ist bekannt, dass er – wie im Buch beschrieben – einen Kaiserschnitt durchgeführt hat.
Allerdings erfolgte die erste bekannte Sectio tatsächlich zu seinen Lebzeiten, und zwar durch einen Ehemann in der Schweiz, dessen Frau keine Hebamme helfen konnte. Der bekannte Spruch „Allein die Dosis macht’s“ stammt hingegen tatsächlich von Paracelsus. Auch das im Roman erwähnte „große Erdbeben“ hat es in Basel im Jahr 1356 gegeben.
Liebe, Eifersucht und Intrigen
Wie fast jeder historische Roman kommt auch dieser nicht ohne eine sich anbahnende Liebesbeziehung aus: Der Dekan Jacob Göttisheim ist Vater des bei der Stadtwache beschäftigten Laurencz und dessen Zwillingsschwester Margret. Sie stammt – wie Steffan von Bärenfels, Sohn des Schultheißen – aus einer der wenigen besser gestellten Familien in Basel.
Margret kennt Steffan aus Kindertagen, seine Schwester Anna war ihr eine gute Freundin. In jungen Jahren war Margret heimlich mit Steffan verlobt, den sie jedoch nach der Bekanntschaft mit Paracelsus zurückwies. In seiner Eifersucht sieht Steffan keinen Grund, sich für ihre Familie oder für Caspar einzusetzen, der ebenfalls in die Fänge der Inquisition gerät und sich in Margret verliebt hat.
Medizinisches Wissen und düstere Spannung
Als praktizierende Humanmedizinerin kann Eva-Isabel Schmid die medizinischen Behandlungen, die ihr Protagonist ausführt, sehr präzise beschreiben. Gleich im ersten Kapitel wird Paracelsus zu einem Notfall gerufen, bei dem er es allem Anschein nach mit einem Pneumothorax zu tun hat.
Für das Verständnis des Romans Paracelsus – Auf der Suche nach der unsterblichen Seele* sind jedoch keine medizinischen Kenntnisse erforderlich. Allenfalls sollte man nicht überempfindlich sein, wenn es um chirurgische Eingriffe geht, die im Mittelalter noch ohne Anästhesie durchgeführt wurden.
Der Roman, dem eine Fortsetzung folgen soll, nimmt erst im letzten Drittel richtig Fahrt auf, wird zunehmend spannend und weckt schließlich das Interesse des Lesers am Fortgang der Handlung – eine Handlung, die vielfach vom Dämon Astaroth aus der okkultistischen Mythologie bestimmt wird.
Paracelsus – Auf der Suche nach der unsterblichen Seele von Eva-Isabel Schmid
Piper Verlag 2020
Taschenbuch
440 Seiten
ISBN 978-3-492-50400-3