Einblicke in die Online-Welt der Teenager
Robert Campe verfasst mit sechzehn Jahren das Buch What’s App, Mama?*, in dem er Eltern erklärt, warum Teenager wie er den Großteil ihres Tages mit Computer, Smartphone oder Tablet online verbringen. Zu Beginn stellt er einen Test vor, der Erwachsenen Aufschluss darüber gibt, wie gut sie sich im Internet auskennen. Campe beschreibt die Vorteile des sozialen Netzwerks Facebook, nennt aber auch Aspekte, die ihn „nerven“. Zudem erläutert er die Möglichkeiten, die WhatsApp und das besonders „coole“ Snapchat bieten.
Er geht auf die Plattform Twitter ein und erklärt, wie jeder auf YouTube Videos hochladen kann. In diesem Zusammenhang verweist er auf einige YouTuber, die durch Werbung beachtliche Einnahmen erzielen. Gleichzeitig hebt er hervor, dass die auf YouTube verfügbaren Inhalte durchaus die Kosten für einen Nachhilfelehrer ersetzen können.
Digitale Plattformen und elterliche Sorgen
Der junge Autor beleuchtet die Bedeutung von Instagram und beschreibt den seiner Meinung nach „pädagogisch wertvollen Teil“ der Plattform. Er geht auf die Funktionen von Bildbearbeitungs-Apps ein, um die sich viele Eltern seiner Ansicht nach unnötig Sorgen machen. Darüber hinaus erklärt er den Nutzen von Pinterest, die Besonderheiten von Tumblr und thematisiert Onlinestreams, vor denen Erwachsene seiner Meinung nach häufig zu Unrecht warnen.
Musik wird von Teenagern laut Campe nicht illegal heruntergeladen, sondern gestreamt. Offen äußert er auch seine Meinung zu sogenannten Ballerspielen sowie zu im Internet verfügbaren pornografischen Inhalten.
Dialoge, Alltag und provokante Aussagen
In What’s App, Mama?* gibt Campe Gespräche zwischen ihm und seinen Eltern sowie mit Freunden wieder und lässt dabei humorvolle Episoden aus dem Alltag einfließen. Es wird deutlich, dass er weiß, wovon er spricht. Der Text ist klar strukturiert und seine Erklärungen sind allgemeinverständlich – dennoch kann die Lektüre für Erwachsene, die mit der Materie nicht vertraut sind, verwirrend sein.
Im Kapitel „Sechs ultimative Überlebenstipps für genervte Eltern“ überzeugt der Autor mit schlagfertigen Argumenten, wirkt jedoch in Formulierungen wie „wenn ihr euch nicht allzu dämlich anstellt“ anmaßend. Er fragt die Generation seiner Eltern, ob sie in seinem Alter „schon so viel Ahnung vom Fotografieren“ hatten. Dem ließe sich entgegenhalten, dass er mit einer analogen Kamera, bei der noch manuelle Einstellungen erforderlich waren, vermutlich kaum ein brauchbares Foto zustande gebracht hätte – geschweige denn einen Film hätte einspannen können.
Konsumverhalten, digitale Selbstsicherheit und gesellschaftliche Fragen
Laut Robert Campe muss ein Smartphone nach zwei Jahren ersetzt werden, da es dann bereits das „Greisenalter“ erreicht habe – eine pointierte Aussage, die den schnellen Wandel in der digitalen Welt und die hohen Ansprüche der Jugend humorvoll unterstreicht. Doch nicht alle Eltern verfügen über die finanziellen Mittel, diesen Wunsch regelmäßig zu erfüllen – weder für ihre Kinder noch für sich selbst.
Natürlich hat es Vorteile, Käufe über das Internet zu tätigen und dabei Geld zu sparen. Doch häufig sind die Arbeitsbedingungen im Onlinehandel schlecht. Und wie werden die Teenager von heute reagieren, wenn sie eines Tages keinen fairen Arbeitsvertrag erhalten, weil nur noch diese Branche Mitarbeiter sucht? Oder wie lange wird es dauern, bis die Preise von Onlinehändlern steigen, weil die vielen zurückgesandten Kleidungsstücke aus Unrentabilitätsgründen nicht mehr in den Verkauf gehen und abgeschrieben werden?
Es bleibt zudem abzuwarten, ob Campe dank Apps und diverser Plattformen tatsächlich keine Angst vor einem Bewerbungsgespräch haben wird – denn wie er selbst formuliert: „Das wuppen wir mit links.“
Fazit: Ein Buch mit Potenzial und Widersprüchen
Trotz einiger kritischer Punkte ist das Buch sehr informativ und von einem selbstbewussten jungen Autor in einem flotten, jugendnahen Stil verfasst. Die verwendete Umgangssprache passt zwar gut zu seiner Generation, weniger jedoch zu der Zielgruppe, die er eigentlich erreichen möchte. Dennoch bietet das Buch Eltern die Möglichkeit, mit ihren Kindern ins Gespräch zu kommen und deren Perspektive besser zu verstehen.
Unstrittig ist, dass internetfähige Geräte für alle Altersgruppen Vorteile bieten und aus dem Schulalltag nicht mehr wegzudenken sind. Gleichzeitig steht diese Entwicklung im Widerspruch zur von Schülern initiierten Bewegung Fridays for Future, da auch die fortschreitende Digitalisierung erhebliche Mengen an Energie verbraucht und somit zur Erhöhung der Emissionen beiträgt.
What’s App, Mama? von Robert Campe
Eden Books 2017
Klappenbroschur
224 Seiten
ISBN 978-3-959101-09-7