Das Zornickel von Manfred Mai

Das ZornickelAlexander findet es ungerecht, dass er von seiner Mutter immerzu für Dinge bestraft wird, die seine Schwester Marie zu verantworten hat. Enttäuscht zieht er sich in sein Zimmer zurück und malt ein glatzköpfiges Wesen mit krummer Hexennase, das einen Piratensäbel und einen Zauberstaub in Händen hält. Er wünscht sich, dass so ein Wesen seiner „Mama mal richtig Bescheid sagen und Marie fürchterlich erschreckt“. Tatsächlich erhält er zu seiner Verwunderung eine Antwort von der gezeichneten Figur, die behauptet, ein Zornickel zu sein. Mit Hilfe eines Zauberspruchs, den ihm „Das Zornickel“ verrät, wird aus der Zeichnung ein Wesen auf dem Schreibtisch des Jungen.

Nachdem sich die Mutter wieder einmal über die Unordnung im Zimmer von Alexander beschwert hat, meldet sich plötzlich Zornickel zu Wort und wird immer größer, bis es an die Decke reicht. Alexander stellt fest, dass es immer das ausspricht, was er denkt, sich jedoch nie zu sagen traut. Außerdem wächst Zornickel, je wütender er wird und schrumpft erst wieder auf die Größe eines Gartenzwerges, wenn sich Alexander beruhigt.

Im weiteren Verlauf der Geschichte hilft „Das Zornickel“ Alexander, seinem Mathematiklehrer und der Sportlehrerin zu sagen, was ihm an ihrem Unterricht nicht passt und wütend macht. Auf dem Schulhof kann er sich mit Unterstützung des Zornickels vor größeren Kindern behaupten und gegen den Hausmeister zur Wehr setzen. Allerdings stellt er auch fest, dass seine Schwester Angst vor dem wachsenden Zornickel hat, was nicht seine Absicht ist. Mit der Zeit ziehen sich auch seine Freunde zurück, was Alexander missfällt. Schließlich glaubt er, ohne die Unterstützung des Zornickels zurecht zu kommen und lässt es mit einem Zauberspruch wieder verschwinden.

Manfred Mai verrät den Lesern nichts über das Alter seines Protagonisten, denn auch der Schulbesuch lässt keine Rückschlüsse darauf zu. Warum Alexander nur mit seiner Mutter und Schwester lebt und keinen Vater hat, erklärt der Autor ebenfalls nicht. Stattdessen hat er das Zusammentreffen von Alexander mit einem Penner zum Anlass für eine kritische Betrachtungsweise genommen: Der Penner berichtet dem Jungen, dass er aus lauter Wut auf seinen ungerechten Chef immer unzufriedener wurde und schließlich seine Wut an seiner Ehefrau und seinem Sohn ausgelassen hat. Seine Frau ließ sich daraufhin scheiden und er verlor seine Arbeit und seine Wohnung. Er erklärt Alexander, dass er zum Leben nur sehr wenig benötigt und meint, die Leute gingen nur so viel arbeiten, damit sie sich Dinge leisten können, die sie gar nicht brauchen.

Das mit einer Reihe lustiger Szenen gestaltete Kinderbuch „Das Zornickel“ und aussagekräftigen Illustrationen von Leonard Erlbruch ist in großer Schrift gedruckt, so dass es bereits Kinder ab einem Alter von sieben Jahren ganz gut selber lesen können. Ihnen fällt es kaum schwer, sich mit Alexander zu identifizieren, denn jeder wird schon einmal eine unbändige Wut in dem Glauben verspürt haben, ihm geschehe Unrecht. Natürlich wird jeder wissen, dass es keinen echten Zornickel geben kann und der lediglich in der Fantasie existiert. Aber das Buch kann Kindern vielleicht eine Hilfe sein und sie ermutigen, die als ungerecht empfundenen Dinge nicht einfach nur zu „schlucken“, sondern sich verbal zur Wehr zu setzen, um so dem Gegenüber den eigenen Standpunkt zu veranschaulichen.

Das Zornickel von Manfred Mai

Das Zornickel
Ravensburger Buchverlag 2009
Taschenbuch
128 Seiten
ISBN 978-3-473-52387-0

Bildquelle: Ravensburger Buchverlag
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