Kindheitsfreundinnen und ihre Lebenswege
Seit Kindheitstagen haben sich Marie, Alexandra, Jule und Friederike zumindest über die Pfingstfeiertage im Haus am See getroffen. So unterschiedlich sie waren, haben sie sich vielleicht gerade deshalb gut ergänzt. Doch vor zehn Jahren sind die Freundschaften auseinandergebrochen, und jede der mittlerweile über fünfzig Jahre alten Frauen ging eigene Wege:
Alexandra ist eine vermögende und erfolgreiche Verlegerin in München und unverheiratet. Jule ist geschieden und Mutter einer Tochter. Sie hat sich als Physiotherapeutin im norddeutschen Weißenburg selbstständig gemacht, was ihr jedoch keine finanzielle Absicherung bietet. Friederike leitet in Bremen ein Fünf-Sterne-Hotel und ist ebenfalls unverheiratet. Marie, die seit ihrer Geburt einen Herzfehler hat, lebt mit ihrer Ehefrau Hanna zusammen.
Ein Schicksalsschlag bringt Bewegung
Jede der Frauen hat im Alltag mit eigenen Sorgen zu kämpfen. Alexandra besucht endlich einmal ihre Schwester Katja, bei der die demente Mutter wohnt. In einem lichten Moment berichtet die Mutter, dass Marie schwer erkrankt sei. Alexandra konfrontiert daraufhin die völlig überraschte Friederike mit dieser erschütternden Nachricht.
Jule steckt in den Hochzeitsvorbereitungen ihrer Nichte und erfährt ebenfalls, dass Marie in einem Hospiz um ihr Leben kämpft. Kurze Zeit später erhalten alle eine Todesnachricht – verfasst von der berühmten Pianistin Hanna Herwig. Jede der Frauen wird gebeten, einem Notartermin beizuwohnen. Keine von ihnen ahnt, in welchem Verhältnis Hanna zu Marie stand, und erst recht nicht, dass sie nicht allein erscheinen sollen: Auch die anderen ehemaligen Freundinnen sind geladen.
Als den Frauen klar wird, was es bedeutet, Maries letzten Wunsch zu erfüllen, reagieren sie mit Unverständnis und Wut. Sie erhalten eine Bedenkzeit von vier Wochen – und müssen sich entscheiden.
Rückblicke und Gegenwart – Der Aufbau des Romans
Für ihren Roman Drei Frauen am See* hat Dora Heldt einen interessanten Plotaufbau gewählt. Bei einem ihrer Treffen am See schreiben Friederike, Marie, Jule und Alexandra auf, wie sie sich in dreißig Jahren sehen – wenn sie alle das fünfzigste Lebensjahr vollendet haben werden.
Es folgen Einblicke in den beruflichen Alltag der drei noch lebenden Frauen, ihre privaten Probleme und ihr mehr oder weniger chaotisches Liebesleben. Immer wieder schwelgen sie in alten Erinnerungen, die sowohl schöne Momente als auch aufkommende Streitereien beinhalten. Unterbrochen werden diese Ausführungen durch Hannas Krankenbesuche im Hospiz bei Marie sowie durch deren Tagebucheinträge.
Zeitgeschichte und literarische Wirkung
Für die Rückblicke hat die Autorin besondere Daten gewählt, zu denen authentische Personen aus Sport oder Politik in aller Munde waren. Sie erinnert an Musikhits der jeweiligen Epochen, die Einführung der Sommerzeit und die Gründung der Grünen.
Der Roman Drei Frauen am See* vermittelt durchaus die Botschaft, Missverständnisse möglichst sofort aus dem Weg zu räumen, bevor sich ein falsches Verständnis als Realität in unserer Erinnerung manifestiert. Dennoch handelt es sich nicht um ein tiefsinniges Werk, sondern eher um leichte Kost.
Dora Heldt verwendet häufig Superlative und versteht es, mit theatralischer Sprache ihre weiblichen Leserinnen zu Tränen zu rühren. Doch wem ein flüssiger und angenehmer Sprachstil genügt, der wird sicher gut unterhalten und sich an überflüssigen Ausschmückungen nicht stören.