Rezension: Auf den ersten Blick verzaubert von Sonja Kaiblinger

Ein humorvoller Jugendroman über Identität, Magie und die Tücken der Verwandlung

Buchcover des Jugendromans Auf den ersten Blick verzaubert

Ein magisches Familiengeheimnis in Edinburgh

Seit dem Tod ihrer Mutter lebt Ophelia Sedgewick gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Lora in Edinburgh bei ihren drei exzentrischen Tanten Mildred, Helly und Rose. Kurz vor ihrem sechzehnten Geburtstag möchte sie ihrem Schwarm Adrian eine Einladung überreichen und plant, sie heimlich in seinen Rucksack zu stecken. Doch als sie bei diesem Versuch von ihrem Lehrer Mr. Cartman überrascht wird, verspürt sie plötzlich ein seltsames Kribbeln – und entdeckt auf der Toilette, dass sich auf ihrer Wange ein „stoppeliges, borstiges Haar“ gebildet hat, das rasch zu einer Kopie von Mr. Cartmans Vollbart heranwächst.

Verwandlung mit Nebenwirkungen: Eine Gabe aus der Familienlinie

Alarmiert informiert Lora sofort die Tanten, die erklären, dass die Fähigkeit zur Verwandlung ein Geheimnis der Familie sei – eine Gabe, die ausschließlich bei Mehrlingsgeburten weitervererbt wird. Ophelia wird ins Labor ihres Großonkels Dr. MacBiggs gebracht, wo ihr Verwandlungsgrad gemessen wird – ein bisher unbekannter. Mit familiärer Unterstützung gelingt eine erste Rückverwandlung, doch ihr wird bewusst, dass ähnliche Vorfälle jederzeit auftreten können – vor allem in peinlichen Momenten.

Cliffords Geist und die Theaterprobe

Ophelia muss in kürzester Zeit lernen, sich in den selbstbewussten Teamkapitän Clifford MacAllister zu verwandeln, ohne dass Außenstehende das Geheimnis erfahren. Um sich wirklich in sein Wesen hineinzuversetzen, braucht sie die Hilfe ihrer besten Freundin Mae. Als sich alles zuspitzt, spielt auch das Theaterstück der Französischlehrerin Madame Rieux eine zentrale Rolle: Ophelia und Adrian spielen darin ein Paar, das sich am Ende küssen soll. Beim Proben kommt es erneut zu einem Kribbeln – mit magischen und chaotischen Folgen.

Zwischen Fußballfeld und Fremdwahrnehmung

Immer wieder gerät Ophelia in turbulente Situationen: Als Junge landet sie auf dem Fußballplatz oder belauscht Gespräche in fremder Gestalt. Dabei erfährt sie Dinge, die man ihr sonst nie anvertraut hätte. Diese Perspektivwechsel machen den besonderen Reiz des Romans aus – spielerisch und doch tiefgründig.

Identität und Schein: Was steckt hinter der Fassade?

Sonja Kaiblinger zeigt auf unterhaltsame Weise, dass vorgefasste Meinungen oft täuschen. Manchmal präsentieren Menschen sich bewusst anders, um bestimmten Erwartungen zu entsprechen. Erst durch Vertrauen und Nähe erkennt man ihr wahres Ich. Auch Ophelias Tante Hetty überrascht sie – und noch mehr ihre eigenen Gefühle, die ein unerwartetes Eigenleben entwickeln.

Fazit und Zielgruppe

Auf den ersten Blick verzaubert* ist ein witziger und origineller Jugendroman, der in der Ich-Perspektive mit viel Charme und Wortwitz erzählt wird. Mädchen ab 12 Jahren werden sich besonders angesprochen fühlen – nicht nur durch die Magie der Verwandlungen, sondern auch durch das romantische Knistern und die Selbstfindung der Hauptfigur.

Wer den ersten Teil liest, wird sich auf die Fortsetzung der „Plötzlich verwandelt“-Trilogie freuen – mit noch mehr Herz, Humor und überraschender Magie.

Auf den ersten Blick verzaubert von Sonja Kaiblinger

Buchcover des Jugendromans Auf den ersten Blick verzaubert
Dressler Verlag 2018
Hardcover mit Schutzumschlag
320 Seiten
ISBN 978-3-7915-0071-3

Bildquelle: Dressler Verlag


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