111 Jazz-Alben, die man gehört haben muss von Rainer Wittkamp und Roland Spiegel

111 Jazz-Alben, die man gehört haben mussJazz ist nicht gleich Jazz, was insbesondere all jene beherzigen sollten, die in der Vergangenheit schon einmal ein Musikstück dieser Richtung gehört haben und seitdem davon überzeugt sind, keinen Jazz zu mögen. Denn der Jazz hat unendlich viele Stilrichtungen, zu denen Soul, Samba, Dixieland, Swing, Bebop, Bossa Nova und der Blues gehören, um nur einige zu nennen. Die Autoren Roland Spiegel und Rainer Wittkamp haben für ihr Sachbuch „111 Jazz-Alben, die man gehört haben muss“ nur Alben ausgewählt, die zumindest zum Zeitpunkt ihrer Recherchen noch im Handel erhältlich waren. Sinnvollerweise haben sie sich für eine chronologische Aufzählung entschieden, mit einer ersten Erwähnung aus dem Jahr 1923 bis hin zur Gegenwart des Jahres 2018.

Neben der musikalischen Entwicklung und dem künstlerischen Aufstieg der Musiker, deren Alben die Autoren vorstellen, haben sie eine Menge Wissenswertes über ihre Lebensläufe zusammengetragen, wobei es sich nicht nur um positive Erwähnungen handelt. Einige von ihnen hatten schon in der Kindheit mit Schicksalsschlägen zu kämpfen und nicht selten verfielen sie den Drogen Alkohol, Marihuana oder Heroin. Einer von ihnen war fast blind, ein anderer schon in der Kindheit völlig erblindet, hatte jedoch die Gabe, auf drei Saxophonen gleichzeitig spielen zu können. Und so unglaublich es klingen mag: Die Autoren wissen von einem Musiker, der nicht einmal Noten lesen konnte.

Ungewöhnlich häufig ereilte viele der Interpreten ein zu früher Tod. Während einige von ihnen durch einen Autounfall zu Tode kamen, ertrank einer im Hudson River, ein tödlicher Tauchunfall beendete das Leben eines anderen, ein weiterer stürzte aus dem Fester eines Hotelzimmers in Amsterdam, eine eifersüchtige Ehefrau erschoss ihren Mann, der daraufhin verblutete, und ein Musiker ist tragischerweise vor dem Erscheinen seines ersten Albums an Diabetes verstorben. Zum frühen Tod von Krzysztof Komeda haben die Autoren keine Angaben gemacht. Vermutlich reichte der Platz für die ausführliche Beschreibung nicht aus: Denn die Umstände, die bei diesem Musiker zu einem Hämatom geführt haben, konnten nie aufgeklärt werden. Letztlich fiel er in ein Koma, aus dem er nie mehr erwachte.

Auf den rechten Buchseiten ist das jeweilige Cover zum Album abgebildet mit Angabe der Stilrichtung innerhalb des Jazz, das Datum und den Ort der Aufnahme, Veröffentlichung, Besetzung sowie den Namen des Produzenten. Die linken Buchseiten standen Roland Spiegel und Rainer Wittkamp für den Text des Sachbuches „111 Jazz-Alben, die man gehört haben muss“ zur Verfügung. Es grenzt schon an eine Meisterleistung, jede dieser Seiten bis auf wenige Leerzeichen auszufüllen, denn die beiden Autoren mussten sich auf die Quintessenz dessen beschränken, was sie an Fakten über die Musiker und ihr Leben sowie ihre Alben zusammentragen konnten, wobei davon auszugehen ist, dass selbst bei den mit diesem Thema Vertrauten eine Menge Recherchearbeit geleistet werden musste.

Roland Spiegel und Rainer Wittkamp bringen mit Umschreibungen wie „der Sound hat eine nachtblaue Tiefe“, „Töne lösen Kategorien auf“ oder „Trompetentöne fliegen in silbrige Höhen“ ihre große Liebe zur Musik zum Ausdruck. Für sie hat jedes der vorgestellten Alben seinen eigenen Stellenwert und sie zollen jedem der vorgestellten Künstler ihren Respekt, was sie in den Texten deutlich zum Ausdruck bringen. An dem informativen Buch, das am Ende noch in einem Glossar die wichtigsten Begriffe erläutert, kommen Freunde des Jazz nicht vorbei.

111 Jazz-Alben, die man gehört haben muss von Rainer Wittkamp und Roland Spiegel

111 Jazz-Alben, die man gehört haben muss
Emons Verlag 2019
Broschur
240 Seiten
ISBN 978-3-7408-0574-6

Bildquelle: Emons Verlag
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