Im Wald der Wölfe von Astrid Frank

Im Wald der WölfeDas Kinderbuch „Im Wald der Wölfe“ ist ein Doppelband mit Abenteuergeschichten von Astrid Frank. In der Titelgeschichte streift der achtjährige Jakob mit seinem Vater, einem Förster, durch das Revier. Als sie auf eine Blutspur stoßen, glaubt der Förster, dass die Dogge des Dorfbewohners Huppertz einen Hasen gejagt hat. Kurze Zeit später fehlt dem Bauern Jung ein Lamm. Auch er verdächtigt den Hund von Huppertz und fordert von ihm eine Entschädigung. Doch schnell steht fest, dass ein Wolf für die Taten verantwortlich ist. Alle Männer des Dorfes brechen auf, um das Tier zu erlegen, weil sie Angst um ihre Kinder haben. Obwohl der Förster sie warnt, da der Wolf unter Artenschutz steht und sie sich strafbar machen, lassen sie sich nicht aufhalten.

Unterdessen hat ein Wolfspärchen Nachwuchs bekommen und freut sich über ihre vier Welpen. Als sich ihrem Bau viele laute Menschen nähern, haben sie Angst um ihre Jungen. Um sie zu schützen, gibt der Rüde seine Deckung auf und will die Menschen vom Bau weglocken. Doch die von ihnen mitgeführten Hunde jagen den Wolf, er sitzt in der Falle und wird angeschossen. Die Kugel in seiner Hüfte schmerzt ihn sehr und er kann nicht mehr laufen. So bleibt der Wölfin nichts anderes übrig, selbst auf Nahrungssuche für die hungrigen Welpen zu gehen. Doch die Dorfbewohner haben Fallen aufgestellt.

In der zweiten Geschichte „Allein unter Wölfen“ verbringt Mike die Weihnachtsferien bei seinem Cousin Karol, seiner Tante Zofia und seinem Onkel Marek auf einem abgelegenen Gutshof in Polen. Als es schon dämmert, sollen die beiden Jungen noch schnell ein Huhn zu den Nachbarn bringen. Bei minus elf Grad machen sie sich mit einem Schneemobil auf den Weg. Doch Karol fährt zu schnell, das Schneemobil bremst schlagartig ab und es gelingt ihm nicht, den abgewürgten Motor erneut zu starten. Um nicht zu erfrieren, sammelt Karol Holz und macht ein Feuer.

Erst hören Mike und Karol das Heulen der Wölfe nur von weitem, doch offensichtlich kommen sie immer näher. Während Marek Schauergeschichten über die Wölfe erzählt und sie für Bestien hält, die Babys klauen, hat Mike etwas ganz anderes über diese Tiere in Büchern gelesen. Er hat eine Idee, wie sie sich vor den Tieren schützen können, wobei sie allerdings die einzige wärmende Decke opfern müssen. Erst, als ihnen das Feuer kaum noch Wärme spendet und sie von den Wölfen umzingelt sind, kommt ihnen Onkel Marek zu Hilfe und lobt Mike für seine hilfreichen Schutzmaßnahmen.

Im Anschluss an die beiden Geschichten wird in einer Erklärung mit Mythen aufgeräumt, die sich nicht zuletzt wegen bekannter Märchen um den Wolf ranken. Der Wolf, der um das Jahr 1850 in Deutschland als ausgerottet galt und seit der Jahrtausendwende wieder heimisch wurde, gilt als menschenscheues und äußerst soziales Wesen. Ihre Jungen ziehen sie gemeinsam auf und mit ihrem Partner bleiben sie ein Leben lang zusammen. Menschen zeigen sich die im Rudel lebenden Tiere nur sehr selten. Sollte man doch einmal einem Wolf begegnen, so kann man ihn leicht mit Lärm vertreiben oder sich langsam rückwärts fortbewegen, keinesfalls sollte man wegrennen. Der Wolf steht auf der roten Liste bedrohter Tiere und darf weder erschossen, noch dürfen Fallen aufgestellt werden.

In der ersten Kindergeschichte „Im Wald der Wölfe“ erzählt Astrid Frank im Wechsel von den Begebenheiten im Dorf und den Sorgen der Wölfe, die Angst um ihre gerade geborenen vier Welpen haben. Ihr Schicksal erregt bei den jungen Lesern Mitleid, weil sich die Wölfe vor den herannahenden Menschen fürchten, der Rüde schwer verletzt wird und leidet. Das Drama steigert sich noch, denn nun muss die Wölfin selbst auf Nahrungssuche gehen, was ihr wegen eigener Erschöpfung schwerfällt. Im weiteren Handlungsverlauf sorgen sich die Leser nicht nur um die Wölfe, sondern müssen auch noch mit Jakob bangen, der bei dem Versuch, einen Welpen zu befreien, selbst in eine Falle gerät. Eine Leseempfehlung kann frühestens ab einem Alter von acht Jahren gegeben werden, da der Plot mit dem Tod des angeschossenen Wolfes einen traurigen Ausgang nimmt. Die im Buch erwähnte Tierschutzorganisation Pro Wolf, die für eine Umsiedlung der übrig gebliebenen Familie sorgt, existiert nur in der Geschichte.

In der zweiten Kindergeschichte „Allein unter Wölfen“ steht die Fahrt der beiden Cousins mit dem steckengebliebenen Schneemobil im Vordergrund. Während das Verhältnis der aus völlig verschiedenen Welten stammenden Jungen anfangs eher schlecht ist, bewundert Marek den aus der Stadt angereisten Mike zunehmend für seine Kenntnisse, die er aus Büchern hat. Junge Leser lernen nicht nur aus dem Anhang etwas über das Leben und Verhalten der Wölfe, sondern auch schon aus den Geschichten selbst, die mit schwarz-weißen Illustrationen von Birgit Brandt und Katja Gehrmann eine ausdrucksstarke und schöne Auflockerung erfahren. Jungen und Mädchen sind für die spannenden Abenteuer gleichermaßen zu begeistern und werden auch noch mit zwölf Jahren Spaß an der Lektüre haben.

Im Wald der Wölfe von Astrid Frank

Im Wald der Wölfe
Thienemann Verlag 2019
Hardcover
208 Seiten
ISBN 978-3-522-18517-2

Bildquelle: Thienemann Verlag
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