Verstrickungen im Schatten der Macht: Uwe Wittenfelds Wirtschaftskrimi Ruhrzaster

Buchcover des Kriminalromans Ruhrzaster

Auf der Flucht vor den Drahtziehern

Die Software-Sicherheitsexperten Herbert Wollmeyer und Sabine Wuttke kommen in Zürich Steuerbetrügern auf die Spur. Die entwendeten und verschlüsselten Daten legen sie auf Servern im Internet ab. Als sie verfolgt werden, gelingt ihnen die Flucht. Herbert taucht in einem Hotel am Gardasee unter und bittet Rechtsanwalt Erwin Bosetzky um Hilfe. Dieser beauftragt Olga Peschke, die er gerade als Privatdetektivin in seiner Kanzlei eingestellt hat, den Untergetauchten nach Bochum zu bringen. Herberts Leben ist in Gefahr, und er muss so schnell wie möglich an einen sicheren Ort gebracht werden. Dasselbe gilt für Sabine, die Erwins Freund Hugo allerdings erst noch finden muss.

Die Eisprinzessin und der Fall Kipowsky

Magdalena Moneto, in Insiderkreisen wegen ihrer Eiseskälte nur „die Eisprinzessin“ genannt, und ihr Partner Klaus Kipowsky, die Steuerbetrüger an Banken vermittelt haben, sind inzwischen aufgeflogen. Ausgerechnet von Magdalena erhält die Privatdetektivin eines Tages einen Anruf – sie soll für Magdalena einen Auftrag übernehmen. Diese fühlt sich zunehmend in die Enge getrieben und fürchtet um ihr Leben, nachdem ihr Partner Klaus erschossen aufgefunden wird und Kriminalhauptkommissar Wischewsky ihr mitteilt, dass auch auf sie ein Anschlag verübt werden sollte. Mittlerweile ist sogar der BND in die Ermittlungen eingebunden. Die Korruptionsaffäre zieht immer weitere Kreise und fordert neue Opfer.

Erzählerische Perspektiven und reale Bezüge

Uwe Wittenfeld beginnt seinen Kriminalroman Ruhrzaster* mit einem Auftragsmord, der jedoch wegen eines herabstürzenden Baumes während des über NRW hinwegziehenden Sturms ELA am Pfingstmontag 2014 nicht ausgeführt werden kann. Der Erzählstil dominiert den Roman, doch immer dann, wenn Hugo auftaucht, lässt der Autor diesen übergangslos in der Ich-Form berichten. Für manche Leser ist nicht nur neu, dass aus Meißen neben Porzellan auch ein Wein wie der Goldriesling stammt, sondern auch, dass viele namhafte Unternehmen ganz legal Steuern einsparen, indem sie diese wie Amazon in Luxemburg, Apple in Irland sowie Starbucks und Ikea in den Niederlanden zahlen.

Spannung mit Lokalkolorit und kritischem Blick

Der Wirtschaftskrimi bietet Lokalkolorit und überrascht mit harmlos beginnenden Szenen, die völlig unvermittelt in einer Katastrophe enden – wobei der Autor grundsätzlich auf die Darstellung blutrünstiger Details verzichtet. Es erfordert Konzentration, dem komplexen Handlungsverlauf zu folgen. Der zitierte §5 des Zeugenschutz-Harmonisierungsgesetzes (ZSHG), der sich mit einer vorübergehenden Tarnidentität befasst, existiert in der erwähnten Form tatsächlich. Allerdings erscheint die Darstellung Magdalenas wenig glaubwürdig, und auch der in die Handlung eingebaute fingierte Bootsunfall wirft zumindest die Frage auf, wer die Mittel für diese kostspielige Aktion aufgebracht hat – bei der immerhin ein Boot samt mehrerer an Bord installierter Kameras vernichtet wurde.

Uwe Wittenfeld gelingt es in seinem nur mäßig spannenden und weitgehend wendungsarmen Kriminalroman Ruhrzaster*, die Verflechtungen deutlich zu machen, die in einer Korruptionsaffäre bis in die obersten Etagen reichen können.

Ruhrzaster von Uwe Wittenfeld

Buchcover des Kriminalromans Ruhrzaster
SWB Media Publishing 2016
Taschenbuch
278 Seiten
ISBN 978-3-946686-09-5

Bildquelle: SWB Media Publishing

Teile diesen Beitrag