Zwischen Liebe und Abgrund: Eine Jugendgeschichte mit Tiefgang

Buchcover des Jugendromans Die Welt von Max und mir

Janas Weg zur großen Liebe

Mit neunzehn Jahren bereitet sich Jana auf ihr Abitur vor. Ihr Vater ist ein bekannter Schauspieler, und gemeinsam mit ihren Eltern, dem älteren Bruder Jo und dem Nesthäkchen Lisa lebt sie in einem noblen Villenort von Berlin in einem großzügigen Haus. In der Schule wird sie auf Max aufmerksam, einen neuen Schüler, der bereits zwei Jahre älter und musisch talentiert ist. Nachdem er auf der Schulweihnachtsfeier als Solist aufgetreten ist und sich vor ihr verbeugt hat, geht sie zu ihm auf die Bühne. Er nimmt sie mit in seine Garderobe und später in seine bescheidene Wohnung. Für beide ist es die große Liebe.

Auch Janas Eltern akzeptieren die Beziehung und nehmen den jungen Mann herzlich in die Familie auf. Als Belohnung für Janas gute Abiturnoten werden beide zu einem Urlaub auf die Seychellen eingeladen.

Die Wahrheit hinter Max’ Verschwinden

Doch ausgerechnet am Tag vor dem Flug erhält Max angeblich einen Anruf seiner kranken Mutter aus Hannover und reist überstürzt ab. Am Flughafen wird Jana zunehmend unruhiger, entschuldigt sich bei ihren Eltern und macht sich auf die Suche nach Max. In Hannover trifft sie dessen Mutter – bei bester Gesundheit. Von ihr erfährt Jana, dass Max aus Enttäuschung über seinen verschwundenen Vater mit dem Kiffen begann und später sogar heroinsüchtig wurde.

Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sara sucht sie eine Adresse in Hamburg auf, wo beide auf den Transvestiten Mona treffen. Als dieser Jana erzählt, dass er Max in Begleitung einer gewissen Amelie gesehen hat, bricht für Jana eine Welt zusammen. War alles nur Lüge? Doch diese Erkenntnis ist nicht die letzte bittere Pille, die sie schlucken muss. Als sie am Ende ihre Geschichte niederschreibt, gibt sie ihr den Titel: „Die Welt von Max und mir“.

Perspektive und Zielgruppe

Isolde Sammer lässt ihre Protagonistin in der Ich-Form berichten, wodurch diese dem Leser in jeder Situation ihre Gedanken mitteilen kann. Das erleichtert die Identifikation mit Jana erheblich – allerdings wohl weniger bei jungen Lesern ab vierzehn Jahren, wie es vom Verlag vorgeschlagen wird. Nicht nur, weil Jana und Max mit neunzehn und einundzwanzig Jahren deutlich älter sind, sondern auch, weil Teenager in diesem Alter selten vor so weitreichenden Entscheidungen für ihr zukünftiges Leben stehen wie Jana am Ende des Romans.

Drogenproblematik und Realitätsnähe

Sehr deutlich zeigt die Autorin die zerstörerischen Folgen des Heroinkonsums auf und welche Symptome – bis hin zu Wahnvorstellungen – auftreten können, wenn jemand „auf Turkey“ ist, also einen Entzug durchlebt. Der Leser erfährt, dass sogar Säuglinge entwöhnt werden müssen, wenn sie während der Schwangerschaft diesen Giften ausgesetzt waren. Max’ Abstieg wird von Isolde Sammer mit nachvollziehbaren Gründen realistisch und eindringlich beschrieben.

Sprachstil und gesellschaftliche Reibungspunkte

Mit flotten Sprüchen und treffenden Umschreibungen, die das Lesen interessant machen, zeichnet Sammer den Weg einer jungen Frau nach, für die sich quasi von heute auf morgen alles verändert. Eine ungezwungene Verliebtheit zwingt Jana, der harten Realität ins Auge zu sehen. Dabei hat sie das Glück, in Sara eine ausgezeichnete Freundin und äußerst verständnisvolle sowie souveräne Eltern zu haben – die sogar Haschischplätzchen konsumieren. Ob diese nun süchtig machen oder nicht, darüber lässt sich streiten. Der Jugendroman Die Welt von Max und mir* macht es mit jeder gelesenen Seite jedenfalls – und regt zum Nachdenken an.

Die Welt von Max und mir von Isolde Sammer

Buchcover des Jugendromans Die Welt von Max und mir
dtv 2016
Taschenbuch
302 Seiten
ISBN 978-3-423-71676-5

Bildquelle: dtv

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