Vor zwei Jahren zog Adam Wegebauer wieder in sein Heimatdorf Talberg, nachdem er in München als Kommissar tätig war und nun als Dorfpolizist für Ruhe und Ordnung sorgen soll. Während eines schweren Unwetters wird er telefonisch darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Wurzeln eines umgestürzten Baumes ein Skelett freigelegt haben. Die Zeit drängt, da der Hang komplett abzustürzen droht und das Skelett damit unter den Geröllmassen verschüttet würde. Immerhin gelingt es Adam, den Schädel zu bergen und er denkt im alten Schulhaus, das nunmehr sein Dienstzimmer beherbergt, über die weiteren Schritte nach. Da die Zufahrtstraßen wegen umgestürzter Bäume blockiert sind und vorerst keine Gerichtsmediziner aus Passau nach Talberg gelangen, schickt Adam über sein Handy Fotos an das Revier. Doch als ihn sein Vorgesetzter Ascher daraufhin anruft, bricht die Verbindung plötzlich ab.
Adam beschließt, den pensionierten Arzt Dr. Konrad Fischer aufzusuchen, der ihm hoffentlich erste Antworten bezüglich des geborgenen Schädels geben kann. Scheinbar handelt es sich um den Schädel eines Kindes. Über Funk erreicht Adam seinen Vorgesetzten, der das Eintreffen von Eva Engler, eine Kommissarin vom LKA, ankündigt, sobald die Straßen wieder passierbar sind. Adam kann sich selbst nicht erklären, warum er unbedingt vor der weiteren Ermittlungsarbeit seiner Kollegen mehr über die Identität des Schädels in Erfahrung bringen will und so beginnt er selbst zu recherchieren. Seine Mutmaßungen führen ihn abermals zum pensionierten Chirurgen, der seinen Verdacht bestätigt, dass das Kind misshandelt wurde. Adam bleibt der Gang zu seinem noch in Talberg lebenden Vater, den er seit der Beerdigung seiner Mutter vor neunzehn Jahren nicht mehr gesehen hat, nicht erspart. Eine von diesem beim Abschied gemachte Bemerkung weckt Erinnerungen an seine Kindheit, die er längst vergessen glaubte und erfolgreich verdrängen konnte.
Max Korn hat in seinem Roman „Talberg 2022“ wieder auf das bewährte Muster zurückgegriffen und dem aktuellen Geschehen Ereignisse folgen lassen, die in der Vergangenheit passiert sind. In Rückblicken ist von dem vornehmlich unter Alkoholeinfluss brutalen Vorgehen von Franz Wegebauer zu lesen, der mit seinem Verhalten sowohl Adam, als auch dessen Schwester in jungen Jahren aus dem Elternhaus trieb. Der Autor schreibt, immer unterbrochen von den aktuellen Ermittlungen, vom Zusammentreffen der Familie bei der Beerdigung der Mutter und von Adams Jugendliebe Michaela, die längst mit einem Mann aus dem Dorf verheiratet ist und in deren Haus er nunmehr nach seiner Rückkehr nach Talberg wohnt. Erinnerungen, die er nur zu gerne für alle Zeit aus seinem Gedächtnis gelöscht hätte, bahnen sich immer wieder neuen Zugang in seine Erkenntnisse, die allesamt auf den Sommer des Jahres 1988 zulaufen.
Die bildhafte Sprache von Max Korn offenbart sich bereits auf der ersten Textseite, wenn von „…dort, wo die Furcht ein Fenster hatte“ die Rede ist. Dass er seine Leser mit Wendungen überrascht, ist zumindest für diejenigen nicht neu, die mit den vorangegangenen Büchern „Talberg 1935“ und „Talberg 1977“ vertraut sind. Der Roman „Talberg 2022“ thematisiert in Rückblicken sehr eindringlich das unter die Haut gehende Schicksal zweier junger Menschen, womit der letzte Band in dieser Reihe zeitweise an einen Thriller erinnert und, so viel darf verraten werden, der Skelettfund für einen weiteren Mord verantwortlich ist. Für den Schluss des in sich geschlossenen Plots hat sich der Autor etwas ganz Ungewöhnliches ausgedacht und erklärt seine dahinterstehende Absicht in Zeilen, die er direkt an seine Leserschaft richtet.