Nach dem Tod seiner Eltern kann Carl Wrede in einem Internat das Abitur sowie eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker machen und wird nach seiner Verabschiedung von dem Journalist Gerd Jennings im Jahr 1958 abgeholt, der zu seinem Vormund bestellt wurde. Der junge Mann kann nicht glauben, dass seine Eltern Selbstmord begangen haben und will den Abschiedsbrief seines Vaters sehen, den dieser seinerzeit an Jennings verschickt hatte. Doch nach der Einstellung der Ermittlungen wurde der Brief von Oberstaatsanwalt Kosterlitz beschlagnahmt.
Die Recherchen von Carl Wrede und Gerd Jennings ergeben, dass Dr. Victor Wrede, der Vater von Carl, als Leitender Mitarbeiter der Bank deutscher Länder mit weiteren Finanzexperten in einem Konklave mit der Umsetzung der Währungsreform 1948 beauftragt war. Mit Katharina, die seinerzeit der Gruppe als Sekretärin angehörte, fliegt Carl nach New York, wo sie sich mit Edward Tenenbaum treffen, dem als junger Offizier die Organisation der Währungsreform oblag. Wieder zurück in Deutschland, profitieren sie bei ihren weiteren Ermittlungen von der Hilfe Silvies, der Verlobten Jennings. Doch kommen sie dabei ehemaligen Nazis auf die Spur, die mit allen Mitteln die Aufdeckung eines Betrugs verhindern wollen.
Mit dem Kriminalroman „Operation Bird Dog“ ist der Buchmarkt um ein Werk reicher, das dank der umfangreichen Recherchen von Jan-Christoph Nüse in genialer Weise fiktive sowie historische Personen und Ereignisse verbindet. Die Geschehnisse, die zum Tod des Ehepaares Wrede im Dezember 1948 geführt haben, schildert der Autor in einem zweiten Handlungsstrang, wobei er auf original Zitate und Zeitungsartikel zurückgreifen konnte. In den Kapiteln aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg veranschaulicht er die katastrophale Lage der Menschen, die sowohl mit Hunger, als auch mit Kälte zu kämpfen hatten. Tausende starben noch nach Kriegsende, wobei die CARE-Pakete der Amerikaner eine willkommene Hilfe waren. Der Wiederaufbau ging nur schleppend voran, da die Städte in Schutt und Asche lagen und die Betriebe ihre Produktionen erst wieder aufnehmen mussten.
Jan-Christoph Nüse hat seine Nachforschungen nicht auf die Währungsreform beschränkt, die am 21. Juni 1948 in Kraft trat und bei der dem damals erst sechsundzwanzigjährigen amerikanischen Offizier und Ökonom Edward A. Tenenbaum von seinem Vorgesetzten General Lucius Dubignon Clay die Organisation übertragen wurde, sondern er hat auch zu vielen weiteren im Roman erwähnten Details Recherchen betrieben: So wurde beispielsweise nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Prof. Dr. Dr. Bernhard Grzimek der neue Direktor des Frankfurter Zoos, und um strahlgetriebenen Flugzeugen in Frankfurt Start und Landung zu ermöglichen, wurde die Nordbahn 1957 auf 3300 Meter verlängert, nur um zwei Jahre später noch einmal um 600 Meter erweitert zu werden. Dagegen hat es eine Zeche Dinnendahl mit einem eingestürzten Förderschacht nie gegeben. Dennoch ist „Operation Bird Dog“ ein informativer und spannender Kriminalroman.
Operation Bird Dog von Jan-Christoph Nüse
Gmeiner Verlag 2018
Klappenbroschur
435 Seiten
ISBN 978-3-8392-2283-6