Barbara Endres hat ihr Versprechen gehalten und den Familienstammbaum, den ihre Großmutter über die Wirren des Krieges retten konnte, in Ehren gehalten. In alten Kirchenbüchern fand sie die Daten bestätigt und hat basierend auf Erzählungen von Verwandten und ihren eigenen Erinnerungen die autobiografische Erzählung Pollin – Fragmente einer Kindheit in Pommern und als Fortsetzung den Roman „Kölner Mosaik“ geschrieben.
Die entbehrungsreichen Nachkriegsjahre gehören für Eva Hartmann mittlerweile der Vergangenheit an. Bei ihrem Vater kann sie sich durchsetzen und lernt an der Kölner Werkschule akademisches Zeichnen. Der älteste Bruder musste gegen seinen Willen in die Fußstapfen des Vaters treten und eine Ausbildung zum Schornsteinfeger machen, was nicht ohne Folgen geblieben ist. Ihre Mutter ist weiterhin in ihrer Ehe unglücklich und besonders an ihrem 40. Geburtstag erlebt sie eine große Enttäuschung. Für Eva beginnt an der Kunstschule ihre bisher glücklichste Zeit und in Sigrid findet sie ihre beste Freundin. Beim Karneval lernt Eva ihren zukünftigen Mann Michael kennen. Doch eine Aussteuer versagt ihr der Vater, weil er das dreijährige Studium als Ausgleich sieht.
Ohne Beziehungen ist es für Eva schwer, eine angemessene Arbeitsstelle zu finden und so arbeitet sie als Dekorateurin. Mit ihrer Hochzeit und den festen Bindungen ihrer Freundinnen ist die Zeit der gemeinsamen Partys zu Ende. Eva steht mit Michael vor ersten finanziellen Schwierigkeiten, als sich das erste Kind ankündigt. Sie würde gerne zu Hause bei ihrem Kind bleiben, was jedoch nicht möglich ist. Erst mit dem zweiten Kind kündigt sie ihren Arbeitsplatz, womit sie allerdings auf Dauer auch nicht glücklich ist, denn sie bleibt weiterhin unzufrieden. Michael kommt oft nur an den Wochenenden heim und gibt dazu großzügig Geld aus, wohingegen Eva die Sparsamkeit ihres Vaters geerbt hat. Die Spannungen in der Ehe nehmen zu, ein Umzug nach Niedersachsen steht an, und die Liebe zu einem anderen Mann stellt eine weitere Belastungsprobe dar.
Barbara Endres hat mit „Kölner Mosaik“ eine Milieustudie geschaffen, in der sie anders als bei Pollin – Fragmente einer Kindheit in Pommern die Erzählperspektive gewählt hat. Sie analysiert ihr Familienleben, Ähnlichkeiten ihrer eigenen Ehe zu der ihrer Eltern fallen ihr auf und sie stellt fest, dass sich die Generationsprobleme wiederholen. Am Beispiel ihrer Mutter und Großmutter zeigt sie die Probleme auf, die eine Altenpflege mit sich bringen kann. Sie erfährt, wie ihre beste Freundin über die Jahre und durch völlig andere Lebensweise zu einer Fremden wird. Die Zeit verändert viel! Das alles schildert die Autorin sehr realistisch und lässt dabei auch Eva, die als Protagonistin an ihre Stelle tritt, nicht immer in einem günstigen Licht erscheinen. Der autobiografische Roman stellt ein beachtliches Werk dar, in dem viele Leser sicher Parallelen zu ihrem eigenen Leben finden können. Besonders für Kölner dürfte das Buch äußerst interessant sein. Allerdings fallen Zeichen- und Grammatikfehler, weggelassene Silben und teils unverständliche Sätze unangenehm ins Gewicht, was ein gutes Lektorat hätte beheben können. Darüber hinaus wird bei einer Blinddarmentzündung nicht der Blinddarm, wie es die Autorin fälschlicherweise geschrieben hat, sondern lediglich der Wurmfortsatz operativ entfernt.
Kölner Mosaik von Barbara Endres
Frieling & Huffmann 2012
Broschur
190 Seiten
ISBN 978-3-8280-3055-8