Ida, Chris und Emil im Zug von Sarah Michaela Orlovský

Ida, Chris und Emil im ZugAuf dem Bahnhof in Hühnergeschrei werden Ida, Chris und Emil von einem erwachsenen Paar verabschiedet. Im Intercity nach Großklein werden sie per Durchsage darüber informiert, wo sich die erste Klasse und das Bordrestaurant befinden und was die nächsten Stationen sind. Während der Schaffner am Lesezirkel interessierte Fahrgäste per Durchsage auffordert, ins Bordrestaurant zu kommen, fliegt plötzlich ein Papagei durch das Abteil, den er verfolgt. Ida, Chris und Emil lassen sich nicht lange bitten und gehen an das verwaiste Bordmikrofon, über das sie ungewöhnliche Durchsagen verbreiten:

Alle bewegungsliebenden Fahrgäste sollen sich im Waggon 22 einfinden, Gäste mit Musikinstrumenten im Wagen 23, alle schwarz Gekleideten sollen in den Wagen 24 gehen und jene Gäste, die vier Farben am Körper tragen, werden in den Wagen 25 gebeten. Während die Personen im Wagen 24 Farbe in ihr Leben bringen sollen, erklären die Kinder eine erste Intercity-Kleidertauschbörse zu eröffnet. Im Wagen 26, so ihre Aufforderung, sollen alle Menschen die Schuhe ausziehen und Pärchen-Finden spielen. Als wichtige Durchsage geben sie die offizielle Eröffnung des Haustiertreffs bekannt, bis die Kinder schließlich den Zugendbahnhof erreichen und wieder von zwei Erwachsenen empfangen werden.

Warum Sarah Michaela Orlovsky in ihrem Kinderbuch „Ida, Chris und Emil im Zug“ das erste Abteil Waggon nennt, alle folgenden jedoch Wagen, bleibt ihr Geheimnis. Ansonsten fällt als erstes das vom Verlag gewählte großzügige Format auf, dessen Ähnlichkeit mit einem langen Zug nicht einem Zufall geschuldet ist. Gleiches gilt für die von der Autorin getroffenen Wahl der Stationen, denn auch die Zwischenhalte entlocken den kleinen Lesern mit Namen wie Saudorf, Unterstinkenbrunn, Äußere Einöde, Edelschrott und Grins bereits ein verstohlenes Kichern.

Dass in dem Zug ab dem Zeitpunkt, ab dem die drei Protagonisten das Kommando über das Bordmikrofon übernommen haben, alles drunter und drüber geht, wurde vom Illustrator Michael Roher auf eine kaum zu überbietende Art umgesetzt: Lesebegeisterte Fahrgäste liegen mit ihren Büchern kreuz und quer im Abteil, die sportbegeisterten fahren Rad, spielen Tennis oder zeigen ihr akrobatisches Können, im Wagen 23 wird Geige, Akkordeon oder Gitarre gespielt, im Wagen 24 überwiegt die schwarze Farbe, weshalb auf der folgenden Buchseite die Kleider hektisch getauscht werden. Schließlich müssen alle verstreut auf dem Boden herumliegenden Schuhpaare sortiert werden, und vor Erreichen des Endbahnhofs sorgen die Haustiere für ein kunterbuntes Chaos.

Doch das Kinderbuch hat für die kleinen Leser ab drei Jahren noch mehr zu bieten: Nach und nach werden sie Figuren aus Kinderbüchern, dem Fernsehen oder Märchen erkennen, denn hinter den von Michael Roher dargestellten Figuren verbergen sich keine geringeren als Charly Chaplin, Räuber Hotzenplotz, die kleine Hexe, Peppa Wutz, Spiderman, Pippi Langstrumpf, der gestiefelte Kater, Dracula oder auch der aus Aschenputtel bekannte Prinz sowie neben anderen ein Priester, eine Nonne und ein Clown. Dargestellt werden junge und alte Menschen sowie weiße und farbige, denn auch schon die Protagonisten sind sowohl hellhäutig als auch farbig. Das Kinderbuch von Sarah Michaela Orlovsky kommt dem kindlichen Naturell nach „Streichen aushecken“ und „Quatsch machen“ entgegen, und die Kleinen haben Spaß an den nur mit wenigen Wörtern begleitenden Illustrationen, wo all das Wirklichkeit wird, was ihnen im Leben verboten ist, sofern sie keinen Ärger riskieren.

Ida, Chris und Emil im Zug von Sarah Michaela Orlovský

Ida, Chris und Emil im Zug
Tyrolia Verlag 2024
Hardcover
26 Seiten
ISBN 978-3-7022-4226-8

Bildquelle: Tyrolia Verlag



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