Schon seit einigen Jahren gibt es in deutschen Kliniken Grüne Damen. Sie werden so genannt, weil sie häufig einen grünen Kittel tragen oder zumindest ein grünes Tuch um den Hals. Es handelt sich dabei um ein Ehrenamt, zu dem sie sich aus sozialem Engagement oder auch aus christlicher Nächstenliebe berufen fühlen. Die Grünen Damen helfen bei der Essensausgabe, machen kleine Besorgungen und betätigen sich oftmals auch als Seelsorger. Eine von ihnen ist die Protagonistin in dem Roman „Grün ist die Liebe“ von Marlies Ferber.
Im Krankenzimmer lernt Elisabeth Müller bei einem Besuch Justus Grün kennen. Er trauert um seine kranke Ehefrau Lenya, die seine große Liebe ist und nicht einmal mehr wahrnimmt, wenn er mit ihr spricht. Als Lenya wenig später verstirbt, kommt Justus nach einem Sturz bei der Beerdigung selbst ins Krankenhaus. Bei weiteren Besuchen erfährt Elisabeth von Justus, dass seine Frau aus Amsterdam stammte und wie er sie kennengelernt hat. Elisabeth bringt er damit auf die Idee und sie plant mit ihrem Mann einen Ausflug nach Amsterdam, zumal der Alltag ihrer Ehe eintönig geworden ist.
Elisabeth kennt Robert schon aus der gemeinsamen Schulzeit. Seit einundzwanzig Jahren sind sie verheiratet und wegen einer Schwangerschaft musste sie ihr Medizinstudium abbrechen. Robert arbeitet als Vertreter, während sie die Büroarbeiten übernommen hat. Als Elisabeth ihren Mann mit einem Wochenende in Amsterdam inklusive einer romantischen Grachtenfahrt überrascht, wobei sie den Termin bewusst auf ihren Hochzeitstag gelegt hat, ist sie enttäuscht, weil ihm das Datum nichts sagt. Elisabeth ist sich nicht mehr sicher, ob Robert sie überhaupt noch liebt. Neben seiner Arbeit interessiert er sich nur für seine Hühner und vergisst sogar ihren Geburtstag. Um so mehr stürzt sie sich in ihr Ehrenamt und besucht Justus Grün häufiger am Krankenbett. Da sich Elisabeth zunehmend um den alten Mann sorgt, wendet sie sich an seinen Sohn mit der Bitte, sich mehr um seinen Vater zu kümmern. Seine Antwort überrascht sie und lässt neue Zweifel an ihrer Ehe aufkommen. Betrügt ihr Mann sie? Gemeinsam mit ihrer Freundin Tessa, einer Ärztin, ersinnt Elisabeth einen Plan.
Marlies Ferber, die selbst auf Erfahrungen als Grüne Dame zurückblicken kann, nähert sich dem Kernproblem in ihrem Roman „Grün ist die Liebe“ nur langsam, aber stetig. Elisabeth kommt im Laufe des Plots immer mehr ins Wanken, was Roberts Liebe zu ihr und seine Treue anbelangt, wobei sie immer wieder mit gut gemeinten Tipps von Tessa versorgt wird. Die glaubt genau zu wissen, was Männern fehlt und gibt Elisabeth für einen Aufenthalt in Paris entsprechendes „Handwerkzeug“ mit. Die Autorin spricht nicht nur bei diesem Thema Klartext, sondern schreibt auch auf recht humorvolle Weise, wie ein Besuch bei einem Gynäkologen nicht verlaufen sollte. Erst Frauen ab einem mittleren Alter werden Verständnis für die Protagonistin aufbringen können und verstehen, dass man im Leben immer erst im Nachhinein weiß, wenn etwas zum letzten Mal geschehen ist. Denn erst über die Jahre ereignen sich Begebenheiten, an die der Mensch oft nur zufällig erinnert wird und die nicht selten eine wehmütige Erinnerung bei ihm auslösen.