Im Januar 2017 finden sich während eines Symposiums irgendwo in Deutschland vier Immobilienmakler an der Hotelbar zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Hans Burchard ist Anfang vierzig, intelligent und wortgewandt. Er ist zuverlässig und lernfähig, doch leidet er unter einer Schmutzphobie und hadert mit seinem Schicksal, das ihn in die Welt der Immobilien geführt hat, wo es viele schmutzige Dinge zu sehen gibt. Frank Hauser steht an der Klippe des Untergangs, zu viel Alkohol und zu viele Frauen. Obwohl seine Geschäfte gut laufen, versucht er ein Gefühl der Leere zu ertränken. Susanne Christ betreibt die Immobilienakquise mit Charme und weiblicher Überzeugungskraft, wobei gelegentlich ein Maklervertrag durch sexuelle Dienste zustande kommt. Den gut gekleideten, schwulen Ronaldo Roy quälen sexuelle Selbstzweifel. Er ist Mitte dreißig und wurde gerade von seinem Liebhaber verlassen, der einen wesentlich älteren Millionär kennengelernt hat.
Während ihres Gesprächs stellen Frank, Hans, Susanne und Ronaldo schnell fest, was sie eigentlich verbindet: Immobilienmakler genießen in Deutschland kein hohes Ansehen und finden nur wenig Anerkennung für ihre Arbeit. Schuld an ihrem schlechten Ruf sind Politiker, die ihnen mit neuen Gesetzen das Leben schwer machen, um sich vor ihren Wählern zu profilieren. Im weiteren Verlauf des Abends, an dem reichlich Alkohol fließt, hat Frank eine Idee und sie beschließen, es den Politikern heimzuzahlen. Sie wollen den Reichstag verkaufen. Durch einigen im Rausch geführte Telefonaten findet Susanne bei einem befreundeten Notar heraus, dass der Reichstag dem Deutschen Reich gehört und die Bundesrepublik Deutschland im eigentlichen Sinne nicht der Rechtsnachfolger des Deutschen Reichs ist. Ein Verkauf wäre unter bestimmten Voraussetzungen möglich, aber nicht ganz ungefährlich.
Am nächsten Morgen haben die vier an ihrer Schnapsidee nur noch eine bruchstückhafte Erinnerung und wollen rasch nach Hause, um ihren Kater zu pflegen. Doch werden sie schnell von den Ereignissen in die nüchterne Realität zurückgeholt. Durch ihre diversen, zu vorgerückter Stunde geführten Telefonate hat sowohl der BND, wie auch der CIA von dem geplanten Verkauf des Reichstags erfahren. Und ein Agent der Russen ist bereits angereist mit der Vollmacht im Gepäck, den Reichstag für eine Milliarde zu erwerben, was sowohl die Bundesregierung, wie auch die Amerikaner mit allen Mitteln verhindern wollen.
Da die freie Wirtschaft keine Verwendung für sie hat, geht es Politikern letztendlich nur um ihre Wiederwahl. Der großen Koalition aus CDU und SPD fehlt es an gemeinsamen inhaltlichen Perspektiven, und da Immobilienmakler keine nennenswerte Lobby haben, hat sich der Gesetzgeber auf sie eingeschossen, ohne auf große Gegenwehr zu stoßen. Der Autor Ralph Llewellyn, der seit 2006 in der Immobilienbranche arbeitet, schreibt eigentlich Fantasy-Romane und mystische Thriller. Doch nun holt er mit seinem Roman „Die Politik und ihr Wahnsinn – Der Reichstag“ zum Gegenschlag aus, indem er seine Protagonisten den Reichstag, also quasi den Arbeitsplatz der Politiker, zum Verkauf anbieten lässt.
Wer nun einen satirischen Roman erwartet, liegt völlig falsch, denn schonungslos prangert der Autor einige Missstände in der deutschen, europäischen und amerikanischen Politik an und liefert reichlich Lesestoff, der nachdenklich stimmt. Dabei kommt jedoch der Unterhaltungswert des Romans auch nicht zu kurz. Die wunderbaren Charaktere sowie der leichte, flotte Schreibstil des Autors sorgen für beste Unterhaltung und einige Szenarien für ein Schmunzeln. „Die Politik und ihr Wahnsinn – Der Reichstag“ ist ein Roman, der Politiker und Immobilienmakler in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt.
Die Politik und ihr Wahnsinn – Der Reichstag von Ralph Llewellyn
Engelsdorfer Verlag 2018
Taschenbuch
212 Seiten
ISBN 978-3-96145-246-0