Nathan Anthony zeigt, was mit Heißluft möglich ist – und wo es hakt
Ursprung und Funktionsweise der Heißluftfritteuse
Bereits 1989 genehmigte das US-Patentamt die Erfindung einer Heißluftfritteuse durch Ing. Chad Erickson. Erst 2010 entwickelte Philips das Gerät erstmals marktreif – seitdem boomt der sogenannte Airfryer und avanciert zur ernsthaften Konkurrenz für Grill, Backofen und klassische Öl-Fritteuse.
Nathan Anthony erklärt in seinem Buch Fettarm frittieren mit dem Airfryer* zunächst die Funktionsweise und ergänzt dies mit einer Übersicht über Garzeiten und Temperaturen für Fisch, Gemüse, Fleisch und Tiefkühlprodukte.
Rezepte mit Fokus auf Schnelligkeit und Kalorien
Das Buch enthält:
- 16 Vorspeisen und Snacks
- 18 schnelle Mittagsgerichte
- 15 kalorienbewusste Abendessen
- 14 sogenannte Fakeaways
- jeweils 8 Rezepte für Beilagen und Süßspeisen
Alle Rezepte sind mit Zutatenlisten, Kalorienangaben und Schritt-für-Schritt-Anleitungen ausgestattet. Besonders bei den Mittagsrezepten steht laut Autor die Zeitersparnis im Mittelpunkt.
Zwischen Panko und Tahini – Zutaten mit Tücken
Gerichte wie Teriyaki-Lachs-Gua-Baos, Arancini mit ’Nduja-Füllung oder Zwiebel-Bhajis klingen exotisch und sprechen augenscheinlich ein jüngeres Publikum an – seltsam nur, dass Anthony seine Leser mit „Sie“ anspricht.
Viele Zutaten sind nicht alltäglich: Wantan-Teigblätter, Filoteig, Halloumi, Crumpets, Garam Masala oder Shaoxing-Reiswein dürften in vielen Supermärkten schwer aufzutreiben sein. Zwar verweist der Autor gelegentlich auf das Kühlregal für Croissantteig, doch eine generelle Einkaufshilfe fehlt.
„Schnell“ ist relativ – Zeitangaben mit Vorbehalt
Anthony betont wiederholt die zügige Zubereitung seiner Gerichte. Ein Beispiel: Das Zitronenhähnchen sei „in weniger als 30 Minuten auf dem Tisch“, während ein Lieferant vom Chinarestaurant „sich bestenfalls gerade erst aufs Fahrrad geschwungen“ habe. Dabei wird allerdings übersehen, dass Zutaten wie Hähnchenbrust vorher eingekauft werden müssen – ein zeitlicher Faktor, der selten berücksichtigt wird.
Kalorienangaben – mit Sternchen zu lesen
Die angegebenen Kalorien wirken oft erfreulich niedrig – doch viele Werte gelten nur für das Hauptprodukt. Zusätze wie Reis oder Nudeln sind separat ausgewiesen oder nur in der Einleitung erwähnt. Das kann zu Missverständnissen führen, vor allem bei genauerer Kalorienkontrolle.
Positiv hervorzuheben:
- Alternativzutaten sind angegeben
- Die genaue Größe eines verwendeten Eis wird benannt
- Ergänzungsmöglichkeiten für die Rezepte sind hilfreich
Fazit: Kreativ, aber nicht ganz alltagstauglich
Nathan Anthony punktet mit kreativen Gerichten, optisch ansprechender Präsentation und zahlreichen Tipps. Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack: Viele Rezepte erfordern schwer zugängliche Zutaten, und der Fokus auf Schnelligkeit ist nicht immer realistisch.
Wer bereit ist, auch bei der Beschaffung etwas Zeit zu investieren, bekommt ein ideenreiches Kochbuch für den Airfryer – das jedoch nicht ganz ohne kritische Fußnoten auskommt.
Fettarm frittieren mit dem Airfryer von Nathan Anthony
Übersetzung von Ulrike Kretschmer
Südwest Verlag 2024
Broschur
192 Seiten
ISBN 978-3-517-10313-6