„Dicker als Blut“ – Gesellschaftskritischer Kriminalroman mit Kultfaktor

Buchcover des Krimanalromans Dicker als Blut

Mordfall Frankfurt – Der spannende Auftakt

Dem Frankfurter Rechtsanwalt Hans-Jochen Ebert wird grausam das Leben genommen: Nach vorheriger Folter durchtrennt ihm jemand die Kehle. Noch vor dem Eintreffen der Polizei bittet seine Kollegin Freya die Privatdetektivin Sandy um diskrete Ermittlungen am Tatort. Die Tochter des Ermordeten, Verena, eine Studienfreundin von Freya, engagiert Sandy, um den Täter zu finden – obwohl für sie und die Boulevardpresse bereits Kevin H. als Schuldiger feststeht. Er ist Hausbesetzer einer Villa, gegen die Ebert eine Räumungsklage geführt hatte.

Ermittlungen mit Ecken und Kanten

Sandy, ehemalige Punkerin mit unkonventionellem Lebensstil, nutzt ihre Szene-Kontakte: Ein Insider führt sie zum geheimen Versteck von Kevin H., genannt „Che“. Im weiteren Verlauf ihrer Nachforschungen trifft sie auf Olga, die Putzfrau des Ermordeten, sowie den Bordellbetreiber Dietmar Berger – eine Spur ins Rotlichtmilieu tut sich auf.

Während sie sich regelmäßig mit Kriminalhauptkommissar Matthias Mattuschewski anlegt, zieht auch ihr alter Weggefährte Wombel bei ihr ein. Zudem führt ein kurzes Abenteuer mit Jerry, einem Schwarzen Mitbewohner eines weiteren Mordopfers, zu neuen Hinweisen: Auch Muandro wurde die Kehle durchgeschnitten – er hatte, wie viele Beteiligte, keine Aufenthaltserlaubnis. Ein Amulett mit Eberts Visitenkarte bringt Sandy auf die Spur weiterer Verdächtiger aus dem persönlichen Umfeld des Anwalts, darunter ein Gynäkologe und Golfpartner. Undercover beginnt Sandy in dessen Praxis zu arbeiten und stößt auf die verschwundene Patientenakte von Sabine Marquard.

Über Stil, Sprache und gesellschaftliche Themen

Katja Kleiber hat mit Sandy eine charismatische Figur erschaffen, die in der Ich-Perspektive mit flapsigem Ton erzählt: Sie „süppelt“ ihren Kaffee, „kippt“ das Bier und benutzt einen Einkaufswagen als Kleiderschrank. Die Sprache ist locker, bisweilen rotzig – perfekt für die punkige Detektivin.

Der Roman greift aktuelle und gesellschaftlich relevante Themen auf: die Traumatisierung von Soldaten, prekäre Lebensverhältnisse osteuropäischer Migrant:innen, das Thema Beugehaft (§ 70 StPO), afrikanische Sprachen und die Geschichte der Hausbesetzer im Hamburger Schanzenviertel. Frankfurt als Schauplatz bleibt teilweise vage, etwa bei der Erwähnung der „Zeil“ – hier wird lokale Kenntnis vom Leser verlangt.

Fazit: Ein Krimi mit Ecken, Kanten und Charakter

Die Spannung des Romans Dicker als Blut* steigert sich kontinuierlich, bis sich die Puzzleteile auf den letzten Seiten zusammenfügen. Neben den kriminalistischen Herausforderungen ist auch Sandy mit eigenen Beziehungsproblemen konfrontiert. Fehler im Lektorat – etwa die Namensverwechslung von Hans-Jochen und Hans-Georg – mindern zwar den Gesamteindruck leicht, aber die authentische Protagonistin mit Ecken und Kanten macht das wieder wett. Kleibers Roman punktet mit einer glaubwürdigen Hauptfigur, einer sozialkritischen Komponente und einem Plot, der über die reine Krimihandlung hinausgeht.

Dicker als Blut von Katja Kleiber

Buchcover des Krimanalromans Dicker als Blut
Leinpfad Verlag 2013
Broschur
256 Seiten
ISBN 978-3-942291-59-0

Bildquelle: Leinpfad Verlag

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