„Das Schweigen von Brodersby“ – Ein Landarzt zwischen Alltag und Abgrund

Buchcover des Kriminalromans Das Schweigen von Brodersby

Ein traumatisierter Arzt auf der Suche nach einem Neuanfang

Jan Storm gehörte bei der Bundeswehr als Arzt einer militärischen Spezialeinheit an und kehrt traumatisiert von seinem letzten Einsatz in Afghanistan zurück. Für einen Neuanfang im Leben wählt er das kleine Örtchen Brodersby an der Ostsee, wo er die Landarztpraxis seines verstorbenen Vorgängers Theo Dunker übernimmt. Doch unmittelbar nach seiner Ankunft muss er einem Anwohner infolge eines Hustenanfalls Erste Hilfe leisten. Als Jan von der Witwe Elvira Dunker erfährt, dass ihr Mann ebenfalls nach einem Hustenanfall verstarb, erkennt er beunruhigende Parallelen.

Rätselhafte Hustenanfälle und ein gefährlicher Verdacht

Von den Bewohnern Brodersbys hört Jan immer häufiger von unerklärlichen Hustenanfällen. Das Kind von Lena Paulsen, die seine Arzthelferin Gerda gelegentlich vertritt, verstarb ebenfalls nach einem solchen Anfall. Zwei weitere Kinder kann der junge Arzt gerade noch rechtzeitig retten. Auffällig ist, dass alle Betroffenen vor den Attacken einen merkwürdigen Geruch wahrgenommen haben wollen. Gemeinsam mit seinen neu gewonnenen Freunden Jo und Jörg sowie Gerda und Lena geht Jan den Ursachen auf den Grund – und stößt dabei auf eine skrupellose Bande, die selbst vor dem Einsatz von Schusswaffen nicht zurückschreckt.

Ein ungewöhnlicher Ermittler mit militärischer Vergangenheit

Stefanie Ross hat mit Jan Storm einen ungewöhnlichen Protagonisten geschaffen. In ihrem Krimi Das Schweigen von Brodersby* stehen weder Kommissare noch Detektive im Mittelpunkt. Als ehemaliger Angehöriger der Kommando Spezialkräfte (KSK), die unter militärischer Geheimhaltung agieren und in Krisengebieten eingesetzt werden, darf Jan weiterhin eine Waffe tragen und ist bestens auf außergewöhnliche Einsätze vorbereitet. Ungewöhnlich für einen Arzt verzichtet er auf den weißen Kittel und teilt mit der Autorin die Leidenschaft fürs Motorradfahren.

Dorfleben, Zusammenhalt und ein verborgenes Geheimnis

Wie ein roter Faden ziehen sich Alltagssituationen der Dorfbewohner durch den Roman, die den Zusammenhalt untereinander großschreiben. So verwundert es nicht, dass die Sprechstundenhilfe über jeden Patienten Bescheid weiß und sich dank der Kioskbesitzerin Neuigkeiten schnell verbreiten. Als verantwortungsbewusster Arzt und Mitglied der Gemeinschaft ist Jan auch das Schicksal seines Patienten Felix Mommsen nicht gleichgültig – und hilft sogar als Stallbursche aus, wenn dieser krankheitsbedingt ausfällt. Neben seinen Sprechstunden und der Aufklärung der mysteriösen Hustenanfälle scheint es auch um den früheren Landarzt ein Geheimnis zu geben, das Jan unbedingt lüften will.

Gesellschaftskritik und leise Spannung

In ihrem Landarzt-Krimi kritisiert Stefanie Ross das Abrechnungssystem der Krankenkassen, das wichtige und sinnvolle Patientengespräche nicht angemessen vergütet. Hochspannende Szenen, die den Atem stocken lassen, oder überraschende Wendungen sind in diesem Roman eher selten. Dennoch gelingt es der Autorin, mit der liebenswürdigen Erscheinung des ungewöhnlich auftretenden Arztes und der unkonventionellen Art der an der See lebenden Menschen zu fesseln. Der Plot wird zudem durch eine sich entwickelnde Beziehung bereichert, die für zusätzliche Unterhaltung sorgt.

Das Schweigen von Brodersby von Stefanie Ross

Buchcover des Kriminalromans Das Schweigen von Brodersby
Grafit Verlag 2017
Taschenbuch
347 Seiten
ISBN 978-3-89425-490-2

Bildquelle: Grafit Verlag

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