Kettenreaktion von Sebastian Stammsen

KettenreaktionDavid Krusekamp bricht in dem Kriminalroman „Kettenreaktion“ von Sebastian Stammsen in einem Elektrogeschäft zusammen, jede Hilfe kommt zu spät. Kriminaloberinspektor Markus Wegener und seine Kollegin Nina Gerling treffen vor Ort schon auf den Gerichtsmediziner, der vor einem Rätsel steht, was die Todesursache anbelangt. Denn Drogen, Alkohol und Gift scheiden von vornherein aus. Die Videoaufzeichnungen der Fernsehabteilung zeigen einen schwankenden David Krusekamp und es muss geklärt werden, ob er geschubst wurde, bevor er gestürzt ist. Markus Wegener und Nina Gerling befragen zunächst Michael Freise, der sich in unmittelbarer Nähe von David Krusekamp befunden hat. Er beteuert immer wieder, dass er ihn weder kannte, noch ihn berührt hat.

Die beiden Kriminalbeamten machen sich auf den Weg zu Nadine Krusekamp, um sie vom Tod ihres Mannes zu unterrichten. Die Ehefrau kann ihnen auch keine brauchbaren Hinweise geben und bei Durchsicht der Computerdateien gibt ihnen eine Eintragung ein Rätsel auf. Nachdem auch die Eltern des Toten befragt wurden, ergeben sich erste Hinweise darauf, dass sein Tod mit seiner Arbeit im Atomkraftwerk Neustadt zusammenhängen könnte. Denn dort wurde David Krusekamp kürzlich noch als Elektriker eingesetzt. Markus Wegener und Nina Gerling sprechen zunächst mit dem Teamleiter des Atomkraftwerkes und fragen ihn, ob es sich bei dem unerklärlichen Zusammenbruch um eine Verstrahlung handeln könnte. Doch der spielt die Gefahren, die von einem Atomkraftwerk ausgehen, herunter. Aber sie erfahren von ihm, dass David Krusekamp bei seinen häufigen auswärtigen Einsätzen Verhältnisse zu anderen Frauen pflegte und einmal dabei sogar von dem Ehemann einer Mitarbeiterin überrascht wurde. Bei dem Ehemann handelt es sich ausgerechnet um Michael Freise, der zum Todeszeitpunkt von David Krusekamp in seiner Nähe war! Eifersucht als Mordmotiv scheidet nun auch nicht mehr aus, wobei es gleich mindestens drei Verdächtige gibt. Markus Wegener und Nina Gerling decken Verbindungen von Michael Freise, der ohnehin schon durch Körperverletzungen aufgefallen ist, zu Hobbyspekulanten auf. Aber welche Verbindungen bestehen da zu dem mysteriösen Todesfall? Haben die Arbeiten im Kernkraftwerk den Tod zur Folge gehabt?

Vom Leiter der Kernenergieüberwachung erfahren die ermittelnden Beamten viel über die Sicherheitsstandards im Atomkraftwerk. Sie selbst sind nun auf dem Weg in den Kontrollbereich, wo es Markus Wegener schon ganz mulmig wird. Er muss einen kompletten Wäschewechsel vornehmen und sein Unbehagen wächst mit der Aushändigung eines Dosimeters. Mit dem Leiter des Strahlenschutzes geht er die Aufzeichnungen über die Arbeiten von David Krusekamp durch, wonach dieser an der Sicherungselektronik gearbeitet haben soll, was ungewöhnlich ist und irgendwie nicht zu passen scheint. Als Carola Freise in einem Gespräch mit der Nachricht über den Tod ihres Geliebten konfrontiert wird, reagiert sie wütend, aber nicht traurig, was Markus Wegener befremdend zur Kenntnis nimmt. Vorerst verabschieden sich alle für den nächsten Tag, um ausgeruht weiter zu ermitteln. Doch mit seiner Kollegin Nina Gerling und Herbert Bensmann vom Atomkraftwerk wird Markus Wegener am nächsten Morgen von einer Polizeikontrolle empfangen. Nachdem ihnen endlich nach Überprüfung ihrer Legitimation Einlass hinter die Absperrung gewährt wird, wird Markus Wegener irrtümlich für einen CIA-Agenten gehalten. Der sichtlich ratlose Bensmann weiß die Situation nicht einzuschätzen und hätte darüber informiert sein müssen, wenn mit dem Sicherheitssystem, wie jetzt offensichtlich ist, etwas nicht stimmt. Dann überschlagen sich die Ereignisse und alle müssen zur Kenntnis nehmen, dass das Atomkraftwerk besetzt wurde. Die Erpresser stellen ihre Forderungen und drohen mit Explosionen, die die Kernschmelze auslösen werden, was unweigerlich zu einer Katastrophe führen würde. Markus Wegener wird plötzlich klar, wie der Tod von David Krusekamp und die Besetzung des Kraftwerkes im Zusammenhang stehen. Verzweifelt versucht er mit seiner Partnerin, die ausweglose Situation zu retten.

Sebastian Stammsen ist nicht zimperlich und beschert uns in „Kettenreaktion“ sofort in der Einleitung eine Leiche. Mit einer möglichen Reaktorkatastrophe greift er vor dem Hintergrund von Fukushima ein brisantes und sensibles Thema auf. Wobei sich der Autor auf einen fiktiven Ort im Ruhrgebiet stützt. Sehr ausführlich geht er, der selbst Jahre in der Kernenergieaufsicht tätig war, auf die Hintergründe zur Sicherheit eines Atomkraftwerkes ein und bei dem Rundgang von Markus Wegener hat der Leser fast schon ein beklemmendes Gefühl und fürchtet eine eigene Verstrahlung. Kritisch geht der Autor auf das tatsächliche politische Hin und Her des Atomausstiegs, der Laufzeitverlängerung und des erneuten schnellen Ausstiegs ein und spielt mutig auf das PR-Problem unserer Bundeskanzlerin an. „Kettenreaktion“ von Sebastian Stammsen führt uns äußerst realistisch eine Bedrohung vor Augen und das in einer Sprache, die kabarettistische Züge aufweist. Hut ab!

Kettenreaktion von Sebastian Stammsen

Kettenreaktion
Grafit Verlag 2011
Taschenbuch
348 Seiten
ISBN 978-3-894-25388-2

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Bildquelle: Grafit Verlag
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