Haus Nummer Vierzig … oder wo bitte geht’s hier nach Berlin? von Christopher L. Ries

Haus Nummer Vierzig … oder wo bitte geht’s hier nach Berlin?Elias ist Schriftsteller und hat eine Tochter aus erster Ehe. Mit fünfundfünfzig Jahren entschließt er sich spontan, seine zweite Frau und die beiden Stiefkinder zu verlassen. In Augsburg lässt er sich nieder und lernt Hanne kennen, die einen Tanzpartner sucht und ihn sexuell anspricht. Doch dann begegnet er Althaia, in die er sich sofort verliebt. Dass sie vier Kinder von drei Vätern hat, stört ihn zunächst nicht. Als er jedoch schon bald zu ihr ins Haus zieht, stellt er fest, dass es nicht immer möglich ist, mit den Kindern gut auszukommen. So lehnt ihn der siebenjährige Nicolas aus Angst ab, dass ihn auch dieser „neue Vater“ wieder verlassen wird, und besonders das Zusammenleben mit der fünfzehnjährigen Isabel gestaltet sich schwierig.

Allerdings wäre Elias froh, wenn die Kinder seine einzigen Sorgen wären. Die auf alle Männer anziehend wirkende Althaia scheint für die Väter ihrer Kinder noch immer Gefühle zu haben, was insbesondere für Til zutrifft und Elias missfällt. Dann geschehen merkwürdige Dinge im Haus und es sieht ganz danach aus, dass sich jemand unberechtigterweise Zugang verschafft. In einem Gespräch mit Elias zeichnet Isabel ein völlig anderes Bild von ihrer Mutter Althaia, als das, was Elias von seiner Geliebten bisher hatte. Als er schließlich einen Brief mit einem sonderbaren Angebot erhält, steigert sich seine Eifersucht ins Unermessliche. Er sieht sich genötigt zu handeln und bittet einen Freund, für ihn Erkundigungen über den Absender einzuziehen.

Der Roman „Haus Nummer Vierzig … oder wo bitte geht’s hier nach Berlin?“ von Christopher L. Ries erweckt anfangs den Anschein, dass es sich um ein Buch mit vordergründig erotischem Inhalt handelt. Denn direkt auf der dritten Seite spricht der in der Ich-Form erzählende Protagonist Elias freimütig von nicht erlebten Orgasmen mit seiner Frau, bei dem ersten Tanz mit Hanne hat er eine Erektion, landet sofort mit einer Frau im Bett und Althaia gibt ohne Hemmungen bei seinem ersten Besuch zu, sich mit einem Vibrator Lust zu verschaffen.

Doch mit dieser, sich auf den ersten Blick aufdrängenden Einschätzung liegt man völlig falsch. Spätestens nach dem ersten Viertel wird die Vielschichtigkeit des Romans deutlich, nachdem der Autor das Interesse des Lesers über den weiteren Verlauf der Handlung geweckt hat. Ein sich über siebzig Seiten (die Angabe bezieht sich auf das uns zur Verfügung gestellte und noch nicht korrigierte Autorenexemplar) hinziehender Dialog zwischen Elias und Isabel zeigt, wie sehr sich Christopher L. Ries in die Psyche eines Menschen hineinversetzen kann. Er „seziert“ regelrecht die Gefühle und Empfindungen eines Menschen und stellt die Frage nach Normalität im Leben. Ohne Tabus spricht er die Liebe im Alter an und kritisiert die Doppelmoral in unserer Gesellschaft, wenn es um den Besuch eines Swingerclubs und unterdrückter, nicht ausgesprochener sexueller Wünsche geht.

Elias wird als Mann charakterisiert, der aufrechte Liebe geben und eine ebensolche empfangen will. Wird ihm der Alltag zu viel, sucht er Entspannung beim Joggen und ist als Kenner einem guten Tropfen Wein nicht abgeneigt. In seinem neuen Leben erwarten ihn und damit auch den Leser noch einige Überraschungen, die Geschichte gewinnt zunehmend an emotionaler Tiefe und die Ereignisse überschlagen sich am Ende mit unvorhersehbaren Wendungen. So darf man sich auf die versprochene Fortsetzung von „Haus Nummer Vierzig … oder wo bitte geht’s hier nach Berlin?“ freuen, die Christopher L. Ries für den Sommer 2018 verspricht.

Haus Nummer Vierzig … oder wo bitte geht’s hier nach Berlin? von Christopher L. Ries

Haus Nummer Vierzig … oder wo bitte geht’s hier nach Berlin?
epubli 2017
Taschenbuch
492 Seiten
ISBN 978-3-7450-2048-9

Bildquelle: Amazon
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