Das Phantom aus der Vergangenheit von Dietmar Ostwald

Das Phantom aus der VergangenheitDer aus Thüringen stammende Märchenerzähler Dieter Klein begegnet einer attraktiven, couragierten und emanzipierten jungen Dame. Obwohl Petra Klein zwanzig Jahre jünger als er und an den Rollstuhl gefesselt ist, verlieben sie sich ineinander. Doch mit Erschrecken stellt Dieter fest, dass er ihren Vater kennt. Der ehemalige Stasioffizier ist „Das Phantom aus der Vergangenheit“, das ihn seinerzeit hinter Gitter gebracht hat und von nun an verfolgt. Das Verhältnis zu Petra ist dadurch schwer belastet, denn dieser Tyrann, der aus vielen Menschen physische und psychische Krüppel gemacht hat, will ihm auch jetzt noch drohen und ihn erpressen.

In einem Gespräch teilt Petra Dieter mit, wie es zu ihrer Behinderung kam. 1988 wäre sie zu Torsten, einem aktiven Mitglied der Jungen Gemeinde, auf sein Motorrad gestiegen, wobei es zu einem Unfall kam. Torsten kam dabei ums Leben und sie sitzt seitdem im Rollstuhl. Dieter sieht sofort einen Zusammenhang und für ihn steht fest, dass die Stasi dabei ihre Finger im Spiel gehabt haben muss. Denn unliebsame Menschen hat man auf diese Art bei fingierten Unfällen einfach beseitigt. Petra kann zunächst nicht glauben, dass es sich bei dem Unfall um einen geplanten Mord gehandelt haben könnte. Doch erste Zweifel nagen an ihr und der Gedanke, dass ihr Vater dadurch auch Schuld an ihrem Zustand wäre, lässt ihr keine Ruhe mehr. Sie stellt eigene Nachforschungen an und erhält von ihrer Tante einen Brief ihrer verstorbenen Mutter, die ihr darin ein Geheimnis anvertraut. Für Petra sieht plötzlich alles ganz anders aus und ihren Vater sieht sie in einem anderen Licht.

Dietmar Ostwald klagt in seinem Roman „Das Phantom aus der Vergangenheit“ die Methoden der Stasibeamten der ehemaligen DDR an, die für die Durchsetzung ihrer Ziele und zum absoluten Gehorsam auch nicht vor einem Mord zurückgeschreckt haben. Der Roman ist aber auch ein Plädoyer für Zivilcourage, wie sie Dieter Klein verkörpert, der sich nicht kaufen lässt und seinen Idealen treu bleibt. Der Autor hat deutlich gemacht, dass Menschen keine Chancen hatten, die der Stasi nicht gefielen. Denn sogar der Besuch einer Oberschule konnte willkürlich verweigert und Berufsziele so nicht verwirklicht werden. Auch von der Sehnsucht der jungen Leute nach Freiheit, was selbst so Banales wie einen Konzertbesuch der Rolling Stones einschloss, erfährt der Leser. Lobenswert ist auch, dass eine Behinderung ganz offen angesprochen wird. Denn gerade die Befangenheit diesen Menschen gegenüber macht ihnen das Leben oft schwer. Durch die glaubhaften Charaktere der Protagonisten kann sich der Leser gedanklich gut in die damalige Zeit versetzen, wo Freunde zu Feinden wurden. Dietmar Ostwald erinnert auch einmal an den Prager Frühling, als 1968 der Versuch eines menschlichen Sozialismus von Truppen des Warschauer Paktes niedergewalzt wurde. Doch hat der Autor mit seinem Roman „Das Phantom aus der Vergangenheit“ auch noch auf einen anderen Aspekt hingewiesen: Nämlich auf die Gefahr, die heute von der rechten Szene ausgeht. Obwohl der Roman von vergangenen Tagen erzählt, gewinnt er vor diesem Hintergrund an Aktualität!

Das Phantom aus der Vergangenheit von Dietmar Ostwald

Das Phantom aus der Vergangenheit
Projekte Verlag Cornelius 2011
Hardcover mit Schutzumschlag
219 Seiten
ISBN 978-3-86237-580-6

Bildquelle: Projekte Verlag Cornelius
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