Gerd Gerthner studiert Literatur, schreibt gerne Gedichte und träumt von einer Karriere als Schriftsteller. Er ist schüchtern und noch „Jungfrau“, hofft aber, dass es auch für ihn ein erstes Mal geben wird. Als er eines Tages Hilfe für seinen Kaktus Nopsi benötigt, lernt er im Botanischen Garten in Berlin Emma kennen, die dort als Gärtnerin arbeitet. Nach der Verlobung und im sechsten Monat schwanger, glaubt Emma, von Gerd mit einer anderen Frau betrogen worden zu sein und wirft ihn aus der Wohnung. Der weint sich daraufhin bei seinem Freund Stefan aus. Doch es kommt für ihn in dieser Situation nur noch der Tod durch Erhängen in genau der Tropenhalle infrage, in der er Emma kennengelernt hat.
Christopher Lück beginnt seinen Roman „Emma, der Kaktus und ich“ an der Stelle, an der sich der Protagonist wegen der ihm nachgesagten Affäre erhängen will. Der Leser ist zu diesem Zeitpunkt noch auf den Fortgang der Handlung gespannt und fragt sich, wie Gerd wohl gerettet wird und wie es mit dem jungen Paar weitergeht. Doch stattdessen erwarten ihn Rückblicke an frühere und hoffnungslos gescheiterte Bekanntschaften von Gerd, Erinnerungen an ein Klassentreffen oder seine Großmutter, die leckere Pommes machen konnte. Auch die Schilderung einer überstandenen akuten Mittelohrentzündung gehört dazu, obwohl sie das eigentliche Thema nicht bereichert.
So ziemlich über das gesamte Buch ziehen sich Geschehnisse, die völlig uninteressant zu lesen sind. Wer ein paar Seiten überschlägt, weiß am Ende nicht weniger als der, der dem Roman von der ersten bis letzten Seite gefolgt ist. Gelegentlich füllt ein Wort fast eine ganze Zeile, indem eine Aneinanderreihung gleicher Buchstaben erfolgt, was wohl zur Belustigung des Lesers dienen soll. Doch leider ist es schwer, auch nur eine einzige witzige Passage im Text zu finden. Jede Handlung und jedes Ereignis wird vom Autor extrem überzogen dargestellt, was im weiteren Verlauf aufgrund des inflationären Vorkommens nervt.
In dem Roman finden sich durchaus auch kritische Anmerkungen, beispielsweise schreibt Christopher Lück von Schreckensmeldungen in den Nachrichten oder bezeichnet Google als Datenkrake, was für jemanden, der Politik studiert hat, nicht verwunderlich ist. Er bedient sich einerseits einer sehr gewählten Ausdrucksweise mit lateinischen Begriffen, andererseits gebraucht er die Umgangssprache, was sehr widersprüchlich erscheint und zur Verwirrung des ohnehin chaotischen Plots beiträgt. Unsere Arbeitsministerin Andrea Nahles wird darin nicht verschont und dürfte nur wenig Gefallen an dem Roman „Emma, der Kaktus und ich“ finden. Aber auch, wenn im Schlusssatz eine Fortsetzung in Aussicht gestellt wird, werden nur die wenigsten Leser darauf hoffen.
Emma, der Kaktus und ich von Christopher Lück
Goldmann Verlag 2017
Taschenbuch
192 Seiten
ISBN 978-3-442-48499-7