Familiäre Prägung und berufliche Entscheidung
Leo Leutzinger hat das Ingenieurbüro mit acht Angestellten von seinem Vater übernommen. Auf dessen Drängen holte er sich Marc, einen unermüdlichen Auftragsjäger mit dem Fokus aufs Geldverdienen, als Geschäftspartner ins Boot. Obwohl Leo das Unternehmen bereits seit sieben Jahren leitet, haftet ihm noch immer das Etikett des „Juniorchefs“ an. Eigentlich hätte Leo lieber eine Schreinerei gegründet, doch nach dem Tod der Mutter konnte er sich gegen den autoritären Vater nicht durchsetzen und entschied sich für ein Ingenieurstudium. Nun, mit fast siebenunddreißig Jahren, steht er an einem Wendepunkt: Er muss das Büro verkaufen, bevor er zu alt ist, um beruflich noch einmal neu anzufangen.
Die Liebe als Schicksalspfad
Seine Frau Jelli lernte Leo während des Studiums in der Mensa kennen. Sie war etwas jünger und studierte Mathematik. Hätte Leo seinen beruflichen Traum verfolgt, hätte sich Jelli wohl nie für ihn interessiert. Im Herbst nach dem Studienabschluss heirateten sie, im darauffolgenden Sommer kam Tochter Carolin zur Welt.
Familiäre Kontrolle und tragisches Unglück
Der Alltag zu dritt wird von Jelli streng organisiert. Spontanität hat keinen Platz, alles folgt einem durchgeplanten Muster. Dann erschüttert ein Unfall die Familie: Carolin wird angefahren und erleidet eine schwere Hirnverletzung. Während Leo täglich an ihrem Krankenbett wacht und sein Herz von Verzweiflung zerfressen wird, erfährt er, dass seine Frau eine Affäre mit seinem Geschäftspartner Marc hat. In seiner seelischen Notlage sucht Leo Hilfe bei Professor Mittelberger – ein neurochirurgischer Eingriff soll ihn von seinen Emotionen befreien. Die Operation verläuft erfolgreich: Die lähmenden Gefühle verschwinden, sein Alltag wirkt kontrollierbarer. Doch dann nimmt das Schicksal erneut eine Wendung…
Kritik zum Kriminalroman „Der Bund“ von Christina Casanova
Christina Casanova überzeugte mit ihrem Debüt Die Naht durch eine außergewöhnliche Geschichte und vielschichtige Spannung. Auch der zweite Band der Trilogie, Der Bund*, basiert auf einer interessanten Grundidee, bleibt aber in der Umsetzung hinter dem ersten Teil zurück. Die Handlung wirkt vorhersehbar und vermag kaum mit überraschenden Wendungen zu glänzen. Trotz des gewohnt flüssigen Schreibstils und des handwerklich sauberen Aufbaus reicht dies nicht aus, um die Leserinnen und Leser zu fesseln. Der Roman ist angenehm kurz – was im vorliegenden Fall ein Vorteil ist, da sonst die Gefahr der Langeweile drohen würde. Wie der zweite Band sich letztlich in das Gesamtbild der Trilogie einfügt, bleibt abzuwarten. Aufschluss darüber wird erst der abschließende Teil „Die Entscheidung“ geben.