Während Friedhofsgärtner Konrad Leisegang mit dem erst zehn Jahre alten cleveren Martin, der ihm gerne zur Hand geht, auf dem Melatenfriedhof in Köln ein altes Grab abräumt, entdecken sie darunter einen Schädel sowie Oberschenkelknochen. Ein Metallkästchen mit einem halb zersetzten Dokument, das Konrad und Martin ebenfalls zutage fördern, gibt trotz schlechter Entzifferung Auskunft darüber, dass es sich um eine vor über einhundert Jahren verstorbene Person handelt, die reich und mächtig gewesen sein muss. Die forensische Untersuchung ergibt, dass die Person erschlagen worden ist und es kann nur vermutet werden, dass seinerzeit etwas vertuscht werden sollte.
Unterdessen kämpft der vor über dreißig Jahren nach Kolumbien ausgewanderte Oliver Hoffmann am Flughafen von Bogotá gegen seine aufkommende Übelkeit an. Dass er bereits von Pablo Baresco und Pedro Brasi beobachtet und verfolgt wird, fällt ihm nicht auf. Nachdem er auf dem Flug nach Deutschland an einem Herzstillstand verstirbt, fällt auch niemanden auf, dass Olivers Koffer verschwunden ist.
Mit Entsetzen erblicken die Forensiker Josepha Roth und Benedikt Weiss eines Nachts in einem der Kühlfächer ihren bekleideten und offensichtlich zu Tode gekommenen Pförtner Heinrich Gerberus. Konrad und Martin wissen inzwischen, dass der in die Forensik eingelieferte Oliver Hoffmann der Bruder des Juwelierhändlers Cornelius Walterscheid ist. Sie sind davon überzeugt, dass es zwischen dem Mann aus Kolumbien und dem Pförtner einen Zusammenhang geben muss, was sie auch Kommissar Heribert Rehbein berichten.
Zu allem Überfluss meldet der Obdachlose Paul, deren Nachtasyl zusammen mit Gitti, Bernadette und Köbes auf dem Friedhof geduldet wird, Konrad das Verschwinden des gemeinsamen Kollegen Joschi. Konrad ist froh, auf Martins Unterstützung zählen zu können und mit ihm will er das Rätsel des kryptischen Textes und die unter einem Grab verbuddelte Leiche lösen.
Thomas Krüger gibt in seinem vielschichtigen Kriminalroman Es rappelt in der Kiste* eine Reihe von Informationen zum Melatenfriedhof in Köln, zur Geschichte der dortigen Tageszeitungen, zu Werkzeugen und Frakturschriften. Von Ermittlungen in einigen Kinderbüchern abgesehen ist der erst zehnjährige Martin in einem Krimi ein Novum: In der Schule wird er gemobbt, wird als Nerd, selbstbewusst, fantasiebegabt und „künftiger Nobelpreisträger“ beschrieben und ist ausgestattet mit beeindruckender XACT nv33-Bildverstärkerbrille sowie ENVG-B Nachtsichtgerät der US-Army. Was die anderen Protagonisten anbelangt, sind selbst Randfiguren gut ausgearbeitet. Wie ein roter Faden zieht sich das immerwährende Auftauchen von Pablo und Pedro durch den Plot.
Schauplatz ist der Melatenfriedhof in Köln, auf dem zahlreiche Prominente ihre letzte Ruhe fanden, woran der Autor auch wie an den Einsturz des historischen Archivs im Plot erinnert. Seine Leser kann er schon mal leicht durcheinanderbringen, wenn einer seiner Mörder später selbst zum Ermordeten wird. Mit gekonnten Umschreibungen, wie dass ein Schloss „Kapitulationsgeräusche“ von sich gibt oder Wortspielereien in der Art, wenn jemand wusste, „dass der Kommissar wusste, was er nicht wissen sollte“, kann sich Thomas Krüger der Begeisterung seiner Leser sicher sein. Mit den Szenen aus Sicht eines Katers und im anderen Fall eines Fuchses, die auf dem Friedhof Menschen beobachten, hat er sich selbst übertroffen. Schon der Titel Es rappelt in der Kiste* lässt einen höchst amüsanten Kriminalroman vermuten, bei dem es sich durchaus stellenweise um eine Komödie und auch bestes Kabarett handelt. Einfach ein Genuss!
Es rappelt in der Kiste von Thomas Krüger
Heyne Verlag 2024
Taschenbuch
464 Seiten
ISBN 978-3-453-44198-9