Stumme Hechte von Rainer Wittkamp

Stumme HechteAm morastigen Ufer des Krossinsees in Berlin findet Rosa Engelbosch, die Pächterin des angrenzenden Campingplatzes, einen toten Mann mit zerborstenem Schädel. Als erstes alarmiert sie die Polizei. Dann entdeckt sie eine Gruppe von wilden Campern, deren vierter Mann offensichtlich der Tote ist. Wie Kriminalhauptkommissar Martin Nettelbeck und sein Kollege Wilbert Täubner vom LKA schnell herausfinden, handelt es sich bei der Gruppe allesamt um Kriminaldirektoren in hohen Leitungsfunktionen, die sich seit ihrer gemeinsamen Studienzeit halbjährlich treffen. Dieses Mal haben Lutz Büchler, Max Hartl, Steffen Reifenberg und der nunmehr tote René Walcha eine Radtour unternommen.

Zur Verstärkung der beiden Beamten teilt Kriminalrätin Jutta Koschke ihnen die Kriminalistikstudentin Irina Eisenstein zu. Alles deutet für die Drei zunächst auf einen Suizid hin, denn auch die neben dem Toten gefundene Waffe könnte diese Theorie bestätigen. Roger Delbrück, ein früherer Kollege von Martin, der René kannte, kann ihnen leider auch nichts Verwertbares über ihn mitteilen. Dafür führen sie die Ermittlungen aber zu einem Bauskandal, mit dem René betreut war und bei dem Millionen unterschlagen wurden. Doch Marius Fechner, der Geschäftsführer der Bauplan-Investment GmbH, beschuldigt seinerseits René der Korruption. Der Fall spitzt sich immer weiter zu, als der Kriminaltechniker Achim Lebeck anhand eines winzigen Lederpartikels nachweist, dass René ermordet worden sein muss.

Martin Nettelbeck, dem eine Sommergrippe zu schaffen macht, hat plötzlich aber auch noch private Sorgen. Efua Marie, die kleine Tochter seiner Lebensgefährtin Philomena, wurde entführt. Noch ahnt er nicht, dass sich Nadine Lemmnitz an ihm dafür rächen will, dass er sie vor Jahren wegen Beihilfe zu einem Mord hinter Gitter gebracht hat. Obwohl ihm die Entführung der Kleinen sehr nahe geht, ermittelt er weiter mit Wilbert und Irina, zumal ein weiterer Todesfall zu beklagen ist.

Rainer Wittkamp verzichtet in seinem Kriminalroman „Stumme Hechte“ auf blutrünstige Beschreibungen und setzt dafür mehr auf Authentizität, wofür er sich auch fachmännischen Rat eingeholt hat. Von der ersten Seite an fesselt er den Leser und macht ihn mit immer neuen Geschehnissen auf den weiteren Handlungsverlauf neugierig. Schon sehr früh bringt er die äußerst gerissene Nadine Lemmnitz ins Spiel, die erst kürzlich aus der JVA freigekommen ist und die keine Skrupel kennt, ihre ehemalige Mitinsassin Kerstin und ihren Freund Kai für ihre Zwecke zu missbrauchen.

Außerdem war es dem Autor ein Anliegen, dem Leser einige historische Hintergründe zu vermitteln, was der Spannung aber keinen Abbruch tut. So existiert nicht nur der Krossinsee mit dem dazugehörigen Campingplatz, sondern auch der kultige Jazzclub Quasimodo, der zu den ältesten in Berlin zählt. Interessant sind auch die Ausführungen zu der authentic british police whistle, einer auch Bobbypfeife genannten, ganz besonderen Signalpfeife oder die zur Handy-Ortung mittels eines Repeater-Triangulationsalgorithmus. „Stumme Hechte“ von Rainer Wittkamp ist ein ausgefeilter, spannender und völlig klischeefreier Krimi, der beweist, dass es auch ohne grauenhaftes Abschlachten geht, wenn nur der Plot stimmt.

Stumme Hechte von Rainer Wittkamp

Stumme Hechte
Grafit Verlag 2016
Taschenbuch
220 Seiten
ISBN 978-3-89425-469-8

Bildquelle: Grafit Verlag
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