Kräuter der Provinz von Petra Durst-Benning

Kräuter der ProvinzTherese ist die Bürgermeisterin von Maierhofen, einem idyllisch gelegenen Örtchen im Allgäu, sowie stolze Besitzerin des Gasthauses „Goldene Rose“, in dem die Dorfbewohner nicht zuletzt wegen des Kochkünstlers Sam ihre Festlichkeiten abhalten. Doch Maierhofen hat nicht einmal mehr einen Spar-Markt, es gibt kaum Arbeitsplätze und die Jungen hat es in die Städte gezogen. Zu den Sorgen um den aussterbenden Ort kommen bei Therese noch die um ihre Gesundheit, nachdem sie an Gebärmutterhalskrebs erkrankt ist. Durch Zufall erkennt sie in einem Fernsehbericht ihre Cousine Greta, mit der sie als Kind gespielt hat und die in einer Werbeagentur erfolgreich ist.

Unter dem Vorwand, EU-Gelder für eine Imagekampagne zu erhalten, holt Therese Greta nach Maierhofen. Sie soll das Dorf attraktiver machen. Mit ihrem Job, in dem sie ein abscheulich schmeckendes Diätpulver vermarkten soll, ist sie gerade sowieso unzufrieden. Bei der von ihr einberufenen Dorfversammlung stehen die Dörfler ihren Vorstellungen bezüglich der Aktion „Kräuter der Provinz“ skeptisch gegenüber. Als Therese ins Krankenhaus kommt, wird Greta auch noch von ihrem Chef unter Druck gesetzt. Von den Bewohnern verlangt sie vollen Einsatz, obwohl jeden eigene Sorgen plagen. Roswitha, die von ihrem Mann verlassen wurde, muss ihre Eltern pflegen. Metzger Edy ist in seinem Beruf unglücklich und schwärmt für Roswitha, während es Herbert, dem Mann von Thereses bester Freundin Christine, nicht gefällt, wenn sich seine Frau in das Projekt einbringt. Unterdessen wendet sich Greta Hilfe suchend an ihre Freundin und PR-Agentin Emily und muss sich darüber hinaus auch noch über ihre Gefühle zu dem Zimmermann Vincent im Klaren werden.

Petra Durst-Benning legt in ihrem Roman Wert auf ausführliche Betrachtungen der Natur und der darin vorkommenden Kräuter, was die Nahrungszubereitung einbezieht. Sie weist auf gesundheitliche Gefahren durch Geschmacksverstärker hin und propagiert saisonale Lebensmittel sowie einen Verzicht auf Backmischungen. Weiter benennt sie Gründe für die Entscheidung, Veganer zu werden und kritisiert den Abnehmwahn. Doch so lobenswert diese Hinweise auch sind und auch der Wunsch vieler Menschen nach gesunden, möglichst unverarbeiteten und damit natürlichen Nahrungsmitteln verständlich ist, so eintönig und langatmig wirken die stets aufs Neue genannten Düfte der Blüten und die vielen Köstlichkeiten, die von den Dorfbewohnern hergestellt werden. Ob es die Backwaren sind, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, oder der fantastische Käse der Sennerin, die Badezusätze oder das Kräutersalz, von dem, neben weiteren, in einem Anhang Rezepte zu finden sind.

Der Werbefachfrau Greta ergeht es in dem fiktiven Ort Maierhofen wie Dr. Ben Stone in dem Film „Doc Hollywood“ mit Michael J. Fox: Bei ihrer Ankunft ist sie von den primitiven Lebensbedingungen eher abgeschreckt und erkennt erst allmählich den Charme und die Vorzüge eines Dorflebens ohne den hektischen Alltag in der Großstadt. Wie schon in dem Film zwingt auch sie die Liebe dazu, eine Entscheidung zu treffen. Petra Durst-Benning hat in ihrem Roman „Kräuter der Provinz“ so ziemlich alle Klischees angesprochen. Natürlich war es „Liebe auf den ersten Blick“ und der Mann sah „verdammt gut“ aus. So wichtig das gewählte Thema ohne Zweifel ist, so hat die Autorin doch etwas dick aufgetragen und schreibt von einem Zusammenhalt der Dorfbewohner, der an Sozialromantik grenzt. Wer ab und zu ein paar Seiten überschlägt, wird dem Handlungsverlauf trotzdem folgen können und lediglich einige in ähnlicher Weise wiederholte Passagen verpassen. Allenfalls Liebhaber seichter, romantischer Szenen können mit diesem Roman noch hinter’m Ofen hervorgelockt werden.

Kräuter der Provinz von Petra Durst-Benning

Kräuter der Provinz
Blanvalet Verlag 2015
Taschenbuch
512 Seiten
ISBN 978-3-7341-0011-6

Bildquelle: Blanvalet Verlag
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