Das Buch für Geschwisterkinder!
Die Eltern des kleinen Niko erwarten Nachwuchs, doch muss das Baby weit vor dem errechneten Geburtstermin per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden. Als sogenanntes Frühchen kommt Lisa direkt nach der Geburt in eine Kinderklinik, wo sie auf einer Intensivstation rund um die Uhr überwacht wird. Da Kinder hier keinen Zutritt haben, darf Niko seine kleine Schwester auch noch nicht besuchen. Erst, als sie auf eine reguläre Station verlegt werden kann, darf er Lisa das erste Mal „richtig“ sehen und anfassen. Endlich kommt der Zeitpunkt, dass sie nach Hause darf, doch müssen die Eltern immer noch häufig in die Klinik zu weiteren Untersuchungen.
Rolf Vortkamp, der selbst als Kinderarzt tätig ist, hat das Buch „Unsere Lisa ist ein Frühchen“ speziell für Geschwisterkinder von Frühchen geschrieben. Er lässt Niko in der Ich-Form erzählen, womit er den Kindern, denen das Buch vorgelesen wird, eine Identifikation und durch die kindgerechte Sprache des Protagonisten ein besseres Verständnis ermöglicht. Farbige Illustrationen von Martin Speyer, der als Kinderkrankenspfleger die entsprechende Fachkenntnis mitbringt, unterstützen den Text und Kindern werden so anschaulich die Wachstumsphasen eines Babys im Mutterleib erklärt. Rolf Vortkamp weist auf die Möglichkeit einer Ultraschalluntersuchung hin, die das Ungeborene bildhaft darstellt und zeigt auf, wie es über die Nabelschnur versorgt wird. Für den Fall, dass ein Kaiserschnitt gemacht werden muss, weist er darauf hin, dass die Mutter vorher betäubt wird und keine Schmerzen erleiden muss. Die Kinder erfahren, was ein Brutkasten und ein Wärmebett ist und warum die Frühchen zunächst dort untergebracht werden müssen. In einigen „Schon gewusst?“ Kästchen gibt der Autor zusätzliche Infos für wissbegierige Kinder, beispielsweise über Bakterien und Antikörper, und weist am Ende des Buches auf die Internetseite der Reihe „Geschwisterbücher“ mit weiterführenden Links hin.
Das mit zahlreichen Illustrationen und viel Liebe zum Detail hergestellte Buch auf edlem Hochglanzpapier gibt allerdings eine eher lächerliche Erklärung zum Begriff des Kaiserschnitts und Kindern beizubringen, dass der Arzt nach Eröffnung des Bauchraumes das Baby im Bauch der Mutter „suchen“ muss, kann für die kindliche Fantasie sicher nicht die richtige Aufklärung sein. Nicht zuletzt ist es schade, dass in einem Buch für Kinder ein Säugling mit der Flasche gefüttert wird, womit sie diese Form der Ernährung schon frühzeitig als die „normale“ begreifen und verinnerlichen. Wenn das auch leider die Art der Ernährung ist, die überwiegend von den jungen Müttern praktiziert wird, hätte Rolf Vortkamp durchaus mit der natürlichsten und ältesten Form der Säuglingsernährung, nämlich dem Stillen, in seinem Buch ein Zeichen mit Signalwirkung setzen können.
Unsere Lisa ist ein Frühchen von Rolf Vortkamp
Engelsdorfer Verlag 2011
Hardcover
28 Seiten
ISBN 978-3-86268-221-8