Auf welche Art man am besten ein wissenschaftliches Thema einer breiten Leserschaft präsentieren kann, mag sich Irene Matt gefragt haben. Thematisiert werden in ihrem Roman „Der Augenblick“ in erster Linie die Forschungen des Psychoanalytikers Fritz Riemann, der tiefenpsychologische Studien betrieb und sich mit den Grundformen der Angst auseinandersetzte, als auch jene von Carl Rogers, dem Begründer der klientenzentrierten Gesprächstherapie, die sie auf anschauliche Art vermittelt. Eine der in der Geschichte zu therapierenden Patientinnen ist Renate Weiss, die beim Joggen in Herrischried zufällig auf den sechs Monate alten Marcel stößt. Voller Entsetzen sieht sie in seine weit aufgerissenen Augen und drückt die Zudecke darauf. Seine Mutter, die übernächtigt neben dem Kind eingeschlafen ist, findet den Kinderwagen leer, ohne ihren Sohn vor.
Über einen Notruf alarmiert, trifft die Polizei am Tatort ein und nimmt sich der verstörten Mutter an, deren Säugling verschwunden ist. Zwei Tage später wird die Leiche von Marcel gefunden. Die Ermittlungen übernimmt Hauptkommissarin Alexandra Keller nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub und wendet sich sofort an ihren Ausbilder und Fallanalytiker Hermann Rau.