„Romanino“ von Jonis Hartmann – Ein düsteres Mosaik römischer Abgründe

Buchcover des historischen Romans Romanino

Ein Sprung in die Verzweiflung – Protagonist Sebastian

In Romanino beginnt Jonis Hartmann seine Erzählung mit einem dramatischen Bild: Der junge Sebastian springt von einer Brücke in den Tiber, fest entschlossen, seinem Leben ein Ende zu setzen. Seine letzten Gedanken gelten Laura, der untreuen Gattin des Kaisers, für die er einst alles riskiert hätte. Der einstige Senatorensohn sieht sich selbst als gebrochen und zermartert – Laura, glaubt er, ist Schuld an seinem Zerfall.

Crudus‘ Prüfung und das geheime Bündel

Parallel dazu verfolgt die Geschichte die Figur Crudus, der sich einer Aufnahmeprüfung bei den Tiberschiffern stellen muss. Dabei soll er ein geheimes Bündel unbemerkt den Tiber hinuntertransportieren – ein Vorhaben, das durch Sebastians Sprung eine unerwartete Wendung nimmt.

Flucht, Wahnsinn und makabre Träume: Bott und Mundo

Bott, ein einst brillanter Fechter, ist inzwischen geisteskrank und auf der Flucht vor seiner kriegerischen Frau Menigund. Sein Ziel: der Kaiserthron. Derweil gerät der Gaukler Mundo in eine Falle. Was mit einer zärtlichen Begegnung beginnt, endet in Folter und Mord im berüchtigten Hurenhaus von Mamone – einem Ort, an dem Gewalt offenbar alltäglich ist.

Rache, Vergeltung und verlorene Wege: Tassilos Irrweg

Der verkrüppelte, fast blinde Tassilo verliert seine Geliebte an einen Nebenbuhler und wird zum machtlosen Zeugen deren Beziehung, bis ein Blitz beide tötet. Angetrieben vom Wunsch nach Rache macht er sich auf den Weg zum dritten Forum, verirrt sich jedoch. Seine innere Wut wächst.

Ein düsteres Rom und die Frage nach Sinn und Moral

Sebastian begegnet schließlich Tassilo erneut – und stürzt, erneut unfreiwillig, in den Tiber. Dazwischen entfaltet sich ein düsteres, fast apokalyptisches Rom: voll von Abfall, Fäkalien und Verzweiflung. Hartmann fragt: „Was ist das nur für ein Volk?“ Und findet eine bittere Antwort: „Anarchie, denn die Republik besteht aus Egoismus.“

Fazit: Sprachgewaltig, komplex – aber auch fordernd

Romanino ist eine sprachlich dichte, vielschichtige Erzählung, die ihre Leser fordert. Die Schicksale bleiben teils offen, mythologische Anspielungen sind nicht immer leicht zugänglich. Begriffe wie „Hekatomben“ benötigen erklärende Fußnoten. Doch der Roman schließt inhaltlich den Kreis – vom Selbstmordversuch bis zum erneuten Sturz Sebastians in den Tiber.

Romanino von Jonis Hartmann

Buchcover des historischen Romans Romanino
Chaotic Revelry Verlag 2011
Broschur
72 Seiten
ISBN 978-3-9812457-5-2

Bildquelle: Chaotic Revelry Verlag

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