Das Buch „mondo kranko“ von Jonis Hartmann vereinigt 45 Kurzgeschichten unterschiedlichster Art, deren tieferer Sinn sich nur den wenigsten Lesern erschließen mag. Da wird eine Straßenbahn im Wasser versenkt und an einem Dünenrennen nimmt ein Pilot mit einer Taucherbrille teil, dem bei einer Bremsung die Kastration droht. Strandkörbe bewegen sich von allein, eine Fußballfrau vergräbt Eier und ein Mann erlebt einen Overkill, als er vor dem Fernsehen einschläft. Ein anderer Mensch nimmt in einem Schwimmring Kurs auf Calais, Finger steigen in einen Bus und einem pferdeähnlichen Mensch kommen Karotten aus den Ohren. Jonis Hartmann schreibt von turmhohen Mohnblumen und einer Riesenwelle, von einem grünen Himmel und einem einstürzenden Einkaufszentrum. Ein Großvater kreuzt Enten, bis alle die gleiche Scheckung aufweisen und ein Musiker lässt sich von einem Mädchen drei Finger mit einem Beil abschlagen.
Jonis Hartmann
Jonis Hartmann, geboren 1982 in Köln, ist ein deutscher Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber, der heute in Hamburg lebt und arbeitet. Aufgewachsen im Ruhrgebiet, in Mitteldeutschland und im Norden, hat er sich in der Literaturszene durch seine Lyrik, Kurzprosa und Essays einen Namen gemacht. Seine Texte erscheinen in renommierten Literaturzeitschriften und Anthologien, oft geprägt von sprachlicher Präzision, gesellschaftlicher Beobachtung und einem Hang zum Experimentellen.
Hartmann ist Mitorganisator der internationalen Lesereihe Hafenlesung sowie der Reihe AHAB und engagiert sich aktiv in der Hamburger Literaturszene, unter anderem im Writers’ Room und im Forum Hamburger Autorinnen und Autoren. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit übersetzt er Werke aus dem Englischen und war zuletzt mit dem Hamburger Übersetzerpreis 2024 ausgezeichnet worden.
Sein literarisches Schaffen ist vielgestaltig – von Lyrikbänden wie „Bordsteinsequenzen“ bis hin zu dem tragikomischen Kurzroman „Romanino“, in dem er ein düsteres Bild des antiken Roms zeichnet. Hartmanns Texte sind oft vielschichtig, gesellschaftskritisch und fordern ihre Leser*innen heraus, über Sprache, Macht und Identität nachzudenken.
„Romanino“ von Jonis Hartmann – Ein düsteres Mosaik römischer Abgründe
Ein Sprung in die Verzweiflung – Protagonist Sebastian
In Romanino beginnt Jonis Hartmann seine Erzählung mit einem dramatischen Bild: Der junge Sebastian springt von einer Brücke in den Tiber, fest entschlossen, seinem Leben ein Ende zu setzen. Seine letzten Gedanken gelten Laura, der untreuen Gattin des Kaisers, für die er einst alles riskiert hätte. Der einstige Senatorensohn sieht sich selbst als gebrochen und zermartert – Laura, glaubt er, ist Schuld an seinem Zerfall.
Crudus‘ Prüfung und das geheime Bündel
Parallel dazu verfolgt die Geschichte die Figur Crudus, der sich einer Aufnahmeprüfung bei den Tiberschiffern stellen muss. Dabei soll er ein geheimes Bündel unbemerkt den Tiber hinuntertransportieren – ein Vorhaben, das durch Sebastians Sprung eine unerwartete Wendung nimmt.
weiterlesen„Romanino“ von Jonis Hartmann – Ein düsteres Mosaik römischer Abgründe