Spieleabende, bei denen Rollen- oder Strategiespiele gespielt werden, kann Sebastian nichts abgewinnen, denn es geht immer ums Gewinnen, wozu er keinen Ehrgeiz hat. Also verlässt er wieder einmal Berlin, um nach Stockholm zu fahren, wo er durch die Wälder fährt, aber nirgendwo einen Elch findet. Dafür begegnet er in einem Café in Södermalm mehreren jungen schwedischen Männern, die mit ihren dunkelblonden Bärten aussehen wie Wikinger und besser und akzentfreier Englisch sprechen, als echte Engländer. Am Abend geht er in einen Club, in dem ausschließlich Berliner Elektromusik gespielt wird und begegnet einem wunderschönen Mädchen in einem riesigen, schwarzen Sackkleid von Acne. Am nächsten Tag beschließt er in einen Naturpark zu fahren, denn besser ein Elch in einem Gehege, als gar keiner. Doch findet er am Zaun den Hinweis: „No elk today“.
Zurück in Berlin erfährt Sebastian bei einem Anruf einer Hotline der Polizei, dass alle Polizeistreifen im Einsatz sind oder eine Pause bei Burger King machen und er Selbstjustiz üben soll, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Nachdem das Haus, indem sich seine Wohnung befindet, in Flammen aufgeht, zieht er zu seiner Freundin, die ihn als Versager bezeichnet. Denn während sie bereits zur Arbeit gegangen ist, stellt sich Sebastian jeden Morgen die existenzielle Frage eines freischaffenden Künstlers, ob er aufstehen oder liegen bleiben soll. Er steht dann doch auf, um nach New York zu fliegen und stellt verwundert fest, wie freundlich die New Yorker sind. Als er wieder in Berlin ist, besuchen ihn seine Eltern und wollen von ihm wissen, ob er nicht einmal früher aufstehen kann, um sich einen richtigen Job zu suchen, anstatt die ganze Zeit in der Weltgeschichte herumzureisen.
Die Kurzgeschichten „Kein Elch. Nirgends“ von Sebastian Lehmann handeln von den Erlebnissen des Protagonisten Sebastian, die sich im ständigen Wechsel entweder Zuhause, oder weit weg zutragen. Er wartet darauf, dass etwas passiert, oder er versucht der ewigen Eintönigkeit zu entfliehen, denn letztendlich geht es um Selbstfindung. In vielen der Kurzgeschichten bedient sich der Autor Klischees, mit teilweise witzigem und manchmal auch ironischem Humor. In einigen Kurzgeschichten stellt der Autor durchaus ernsthafte Themen satirisch dar, während er in anderen versucht seinen Klamauk surreal erscheinen zu lassen. Teilweise ist die Handlung in einer Mischung aus deutscher und englischer Sprache verfasst, um Gags einfließen zu lassen, die bei einem rein deutschen Text keine Pointe hätten. „Witzischkeit kennt keine Grenzen“ heißt es in dem Film „Kein Pardon“, und das hat der Autor wohl etwas zu wörtlich genommen, denn stellenweise wird es nur noch peinlich. Wohl aus Mangel an Einfällen hat er einige Running Gags eingebaut oder am Ende einiger Kurzgeschichten ist der Protagonist einfach tot. „Erwartungen werden bestätigt oder enttäuscht“ schreibt Sebastian Lehmann bereits in der ersten Geschichte und deshalb sollte der Leser besser keine zu hohen Erwartungen an den Kurzgeschichtenband „Kein Elch. Nirgends“ stellen.
Kein Elch. Nirgends von Sebastian Lehmann
Aufbau Verlag 2014
Taschenbuch
208 Seiten
ISBN 978-3-7466-3084-7