Es war einmal ein blauer Planet von François Lelord

Es war einmal ein blauer PlanetAuf den Mars entsandte Wissenschaftler haben beobachtet, wie es auf der Erde, die in der Folge radioaktiv verstrahlt wurde, zu einem Atomkrieg kam. Ein paar Hundert auf dem Mars lebende Menschen sind der Rest der Menschheit, die sich als zentrale Intelligenz Athena erschaffen haben. Eine große Kuppel, die ihre Weltraumkolonie überspannt, ist mit atembarer Luft gefüllt. Durch einen genetischen Eingriff ist es ihnen möglich, den Alterungsprozess um ein Vierfaches zu verzögern, ihre Kinder werden in der Retorte gezeugt und Küchenroboter übernehmen die Zubereitung der Mahlzeiten.

Vor einem guten Jahrhundert hat man menschliche Aktivitäten auf Inseln des Pazifischen Ozeans entdeckt, woraufhin Zomos auf die Erde entsandt wurden. Von diesen Berufssoldaten ist jedoch seit ihrer Landung kein Lebenszeichen mehr eingetroffen, woraufhin der Rekrut Robin Normandie in die Kommandantur zu Admiralin Colette gerufen wird, die an der Spitze der militärischen Organisation steht. Seine Aufgabe soll es sein, auf dem blauen Planeten nachzuforschen, was mit den Zomos passiert ist. Obwohl Robin nur ein Neutrum ist, ein Nichtsnutz, fiel die Wahl auf ihn wegen seines Sprachtalents und weil er sich in der Lösung von Konflikten ausgezeichnet hat.

Schweren Herzens bricht Robin zur Erde auf, denn er fürchtet, seine Geliebte Yû Mishima nie wiederzusehen. Schon beim Landeanflug machen ihm die Abwehrraketen schwer zu schaffen, die sich offensichtlich einer künstlichen Intelligenz bemächtigt haben. Die intelligente Hackerin Yû versucht noch, Kontakt zu Robin aufzunehmen, doch kann er von ihr nur noch die Worte, dass irgendetwas nicht stimmt, vernehmen. Schließlich verfehlt er das geplante Ziel und landet im Wasser, wo er sich von seinem Raumanzug trennen muss, um nicht zu ertrinken. Allerdings können seine Koordinaten und medizinischen Werte ohne den Raumanzug nicht übermittelt werden. Da hört Robin Geräusche und sieht sich plötzlich einem Paar, Tayo und Antina, gegenüber.

Das Buch „Es war einmal ein blauer Planet“ von Franҫoies Lelord ist ein Science Fiction Abenteuerroman. Im Wechsel erzählen Robin und Yû das Geschehen aus ihrer Sicht, was den Leser auf den Fortgang der Handlung umso neugieriger macht. Obwohl er das Interesse an der weiteren Entwicklung nicht verliert, wird er zunehmend mit befremdlichen Gegebenheiten konfrontiert: Während auf der einen Insel die Menschen wie im Schlaraffenland leben, niemand arbeitet, es jeder mit jedem treibt und diejenigen, die sich nicht anpassen, wie die Leprakranken in früheren Zeiten verbannt werden, wimmelt es auf einer anderen Insel von Kriegern, die nicht zimperlich und wenig mitfühlend sind. Für die Langhäuser, in der ihre Bewohner leben, haben vielleicht die Wikinger Pate gestanden, was auch auf die mehrere Frauen besitzenden Männer zutreffen könnte. Widersprüchlich ist zudem, dass es sich bei den Menschen auf dem Mars um den Rest der Menschheit handeln soll, obwohl auf der Erde Menschen anzutreffen sind, die offensichtlich überlebt haben.

Als Leser kann man sich weder mit Robin, noch mit der Japanerin Yû identifizieren. Warum Franҫoies Lelord es nicht nur bei der Liebschaft zwischen ihr und Robin beließ, sondern auch noch ihren Ehemann Kavan in den Plot einbaute, um nebenher das Problem Eifersucht thematisch abzudecken, ist fraglich. Irritierend ist auch, dass Robin auf Zivilisationen trifft, die gar nichts von der stattgefundenen Apokalypse ihres Planeten wissen. Zwar wird der Leser mit einigen überraschenden Wendungen konfrontiert, bei denen der Autor aber anscheinend die näheren Umstände für den Handlungssprung nicht plausibel machen kann.

Niemand wünscht sich wohl ein Leben, wie es die Handlungspersonen führen, denn auch die auf dem Mars existierenden Menschen sind nicht zu beneiden, wenn ein Helm jederzeit ihre Gehirnaktivitäten übermitteln kann und alle Gespräche, die sie führen, aufgezeichnet werden können. Der Roman „Es war einmal ein blauer Planet“ nimmt ein abruptes Ende, wobei Franҫoies Lelord einige Fäden gar nicht mehr aufgenommen hat. So bleibt auch offen, was Yû mit „irgendetwas stimmt nicht“ gemeint hat. Über einige Formulierungen kann man sicherlich sinnieren, aber eine zufriedenstellende Antwort darauf, warum das Buch „eine inspirierende Geschichte über das“ sein soll, „was wir in Zukunft brauchen, um glücklich zu sein“, wird wohl schwerlich zu finden sein.

Es war einmal ein blauer Planet von François Lelord

Es war einmal ein blauer Planet
Übersetzung von Ralf Pannowitsch
Penguin Verlag 2020
Hardcover mit Schutzumschlag
288 Seiten
ISBN 978-3-328-60106-7

Bildquelle: Penguin Verlag
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