Angst vor dem Islamischen Staat
Im Westen wächst die Angst vor Anschlägen der Terrorgruppe Islamischer Staat, der sich zunehmend Islamisten und Konvertierte anschließen. Im Roman Dschinns – Böse Geister* gehört der berühmte britische Rockmusiker Rory McKenzie zu einer Touristengruppe, die bei einer Tour durch die Sahara von Terroristen verschleppt wird. Während der Gefangenschaft freundet er sich mit der deutschen Malerin Maja Hesterkamp an. Nach der Befreiung durch die ägyptische Armee führt Rorys erster Weg zu seinem Drummer Peter Dorsey, der ihm zu der Reise geraten hatte. Rory ist überrascht, seine Frau Elaine – die sich vor seiner Abreise mit der gemeinsamen Tochter Sarah aus dem Staub gemacht hat – in den Armen seines Bandkollegen zu finden. Zudem scheint Peter in eine Intrige verwickelt zu sein, durch die Rory als Bandgründer von „The Misfires“ künftig keine Funktion mehr bei „dany records“ haben soll. Wie Rory vom Produzenten Allen Harris erfährt, gibt es einen bislang nicht genannten neuen Anteilseigner.
Intrigen und Bedrohungen
Rorys Recherchen deuten auf einen Zusammenhang zwischen seiner Entführung und seinem Ausschluss aus der Band hin. Schließlich werden er und Maja in London bedroht. Trotz aller Warnungen sucht Rory weiter nach Antworten – ein Unterfangen, das er mit einem herben Schicksalsschlag bezahlen muss. Enttäuscht von einem Freund, dem er vertraut hat und der offenbar ein Doppelleben führt, gelten seine Sorgen nun seiner Tochter Sarah. Nur der englische Geheimdienst kann noch für seine Sicherheit sorgen. Von der Außenwelt abgeschirmt, nimmt Rory Kontakt zu Susan auf – einer Expertin für die Finanzierung von Terrorgruppen – und hofft, den Drahtziehern auf die Spur zu kommen.
Reise durch die Wüste und politische Dimensionen
Claudia Wädlich beginnt das Buch Dschinns – Böse Geister* mit dem Ende einer Tournee der Rockband und den ehelichen Problemen des Protagonisten Rory, der sich daraufhin spontan zu einer Wüstentour entschließt. Den Leser nimmt sie mit auf eine abenteuerliche Reise zu Pyramiden, Pharaonengräbern und Oasen. Sie beschreibt eindrucksvoll die vor Millionen Jahren existierende prächtige Seenlandschaft, die Strapazen mit stecken gebliebenen Land Cruisern, den Arbeitsalltag der Fellachen, die Galabijas tragenden Männer und das Toshka-Projekt, das über einen kilometerlangen Kanal Wasser in entlegene Oasen bringen soll.
Terrorismus und geopolitische Kritik
Erst nach der Befreiung der Touristengruppe widmet sich das Buch der Struktur von Taliban und Al-Qaida, insbesondere dem rechten Arm ISIS, aus dem die heutige IS-Bewegung hervorgegangen ist. Claudia Wädlich holt zur Erklärung bis zum Anschlag auf das World Trade Center im September 2001 aus und lässt die Frage einer Beteiligung des damaligen Präsidenten Bush offen, dem es ihrer Darstellung zufolge lediglich um eine Rechtfertigung für den Einmarsch in den Irak ging. Wiederholt weist sie in ihrem Roman auf die Gefahren hin, die von rechter Seite drohen, wobei selbst die Verfassungsschützer auf ihrem rechten Auge blind seien. Sie macht nachvollziehbar deutlich, wie der IS durch Waffenschiebereien und Drogengeldwäsche finanziell überleben kann.
Stilistische Eigenheiten und Kritik
Trotz der Aktualität und der Nennung zahlreicher zeitgenössischer Politiker vermisst der Leser beim Roman Dschinns – Böse Geister* den Nervenkitzel, der einen Thriller ausmacht. Eine Identifikation mit dem Protagonisten fällt schwer, da er nicht die Rolle eines klassischen Helden verkörpert. Claudia Wädlich schreibt in einem ihr eigenen, nicht üblichen literarischen Stil und verwendet viele Begriffe in englischer Schreibweise. Sie nutzt häufig Abkürzungen, deren Bedeutung sie beim Leser voraussetzt. Einige Übergänge wirken etwas holprig und hätten ausführlicher behandelt werden können. Der zeitliche Rahmen der Geschehnisse bleibt stellenweise unklar, und der Handlungsverlauf wirkt teilweise nüchtern wie eine Presseerklärung.
Überzeugend hingegen sind die Passagen, in denen die Gefühle von Menschen beschrieben werden, die in einen Terroranschlag verwickelt wurden. Da die Autorin selbst zu den Überlebenden eines Anschlags gehört, liegt die Vermutung nahe, dass sie ihre eigenen Erlebnisse in der Romanfigur Susan verarbeitet hat.
Dschinns – Böse Geister von Claudia Wädlich
Books on Demand 2014
Taschenbuch
212 Seiten
ISBN 978-3-7347-4385-6